Wir fliegen auf Paris!

Innenansicht eines Terminals mit blauen Sitzgelegenheiten und grafischen Fensterrollos.
Das Designstudio Chzon hat die Abflughalle des Flughafens Paris Charles-de-Gaulle neugestaltet und damit eine Liebeserklärung an die französische Hauptstadt geschaffen. Und vice versa.

Die Abflughalle eines Flughafens ist nicht gerade ein Ort der Ästhetik und des beeindruckenden Designs. Nun, für den Großteil der Flughäfen dieser Welt mag dies zutreffen. Dass auch anderes möglich ist, beweist der Terminal 2G des Aéroport de Paris Charles-de-Gaulle (CDG). Das lokale Designstudio Chzon hat die dortige Abflughalle als Hommage an die französische Hauptstadt neugestaltet.

Paris liebt dich

Die Aufgabe sei gewesen, einen Warteraum zu designen, „in dem sich Menschen manchmal lange aufhalten. In dem es zwar nichts zu kaufen gibt, dafür alles andere, was man sich vorstellen kann“, wie Dorothée Meilichzon, Chzon-Gründerin und Designerin der neuen Abflughalle, erklärt. „Ein Raum, an dem alle Passagiere vorbeikommen. Diejenigen, die viel reisen, sowie diejenigen, die zum ersten Mal ein Flugzeug besteigen. Ein Raum, mit dem sich in letzter Zeit kein Innenarchitekt wirklich befasst hatte.“

Eine Wartezone mit blauen Sitzen und einer hölzernen Trennwand in einem Terminal.
Der Wartebereich eines Flughafens mit blauen Sitzen und weißen Säulen.

Man hatte 1.300 Quadratmeter zur Verfügung gestellt bekommen, so Meilichzon. 1.300 Quadratmeter, „um Erlebnisse zu kreieren, Möbel zu entwerfen, Langeweile zu vertreiben, Geselligkeit zu schaffen, Intimität zu bewahren“. Dabei stand das Motto des Flughafens CDG im Mittelpunkt: „Paris liebt dich“. Man war bestrebt, eine Verbindung zur Hauptstadt und zu Frankreich, seinen großen Designperioden und seiner Geschichte herzustellen, erzählt die Chzon-Chefin. „Möbel sind das Schlüsselelement dieses Projekts.“

Die Parks & Bögen von Paris

„Wir wollten auch Anspielungen auf Pariser Denkmäler und auf Ikonen der Pariser Architektur schaffen“, ergänzt Dorothée Meilichzon. So wählte das Designstudio grüne Metallstühle, die jenen in Pariser Parks ähneln, und gruppierte sie um ein Wasserspiel, das einem Brunnen im Jardin du Luxembourg nachempfunden ist.

Ein runder, weißer Brunnen ist von grünen Stühlen umgeben.

Holztische mit integrierten Schachbrettern erinnern ebenfalls an die Parkanlagen der französischen Hauptstadt; Passagiere können diese als Arbeitsplatz, zum Essen oder eben zum Spielen nutzen, während sie auf ihren Flug warten. Torbögen wiederum stellen eine Hommage an die Pariser Triumphbögen dar.

Ein Schachbrettmuster ist in einen Holztisch eingelassen, umgeben von blauen Stühlen.
Eine lange, gerippte Sitzbank in einem Wartebereich mit braunem Teppichboden.

Der gesamte Raum wird von runden Sitzgelegenheiten mit blaugrüner Polsterung dominiert, deren Design an jenes von Möbeln aus den 1960er- und 1970er-Jahren angelehnt wurde: „Verspielt, kreisförmig, beweglich, Rücken an Rücken, Angesicht zu Angesicht, individuell, kollektiv“, wie es bei Chzon heißt. Um den Raum zu zonieren und Privatsphäre zu schaffen, platzierte das Studio Trennwände und weiße Skulpturen des Künstlerstudios Les Simonnets, die gleichzeitig als alternative Sitzgelegenheiten dienen.

Retro-Stil & Flughafen-Flair

Ergänzt wird das Design durch ein vom Stil der französischen Künstlerin Sonia Delaunay inspiriertes Wandbild über den Fenstern mit Blick auf das Rollfeld. Darauf finden sich Symbole, die an die Bodenmarkierungen der Start- und Landebahnen erinnern; die runden Motive ähneln zudem den Formen der Sitzgelegenheiten und der Beleuchtung im Retro-Stil.

Innenansicht eines Wartebereichs mit türkisfarbenen Sitzbänken, weißen Säulen und gemusterten Fensterrollos.

Diese Beleuchtung wurde einerseits von Chzon selbst entworfen, wie die pilzförmigen 20er-Jahr-Lampen, andererseits zugekauft: So erwarb man am Flohmarkt St. Ouen riesige Wandleuchten der Hochschule für zivile Luftfahrt. Darüber hinaus kaufte man auch alte Aluminium-Sonnenblenden sowie Turbinenaufhängungen, die das Design ergänzen. Die verstellbaren Liegesessel im Stil von Flugzeugsitzen stammen wiederum vom italienischen Architekten und Möbeldesigner Osvaldo Borsani.

Eine silberne Lampe in Form eines Pilzes steht auf einem Holztisch neben einem blauen Hocker.
Zwei blaue Sessel und ein kleiner Holztisch stehen auf einem roten Teppich.

Versinken in der Stille

Dorothée Meilichzon: „Es erschien uns wichtig, eine Verbindung zum Flugzeug herzustellen: Aluminium, Teppich, Liegesitze und gemusterter Stoff. Die Abflughalle wird zu einem fließenden Übergang zwischen Paris, das wir verlassen, und dem Flugzeug, das kurz vor dem Start steht.“

Eine Wartehalle am Flughafen mit Blick auf ein startendes Flugzeug.

Dorothee Meilichzon studierte an der New Yorker Rhode Island School of Design Grafikdesign und gründete 2009 das Studio Chzon. 2015, im Alter von 33 Jahren, erhielt die Französin die Auszeichnung als Designer Of The Year. Zu ihren frühen Projekten zählen die Innenausstattungen der Pariser Hotels Paradis, Grand Pigalle und Bachaumont, der Bar Joyeux Bordel in London sowie des Experimental Cocktail Clubs in New York. Zuletzt widmete sich Chzon der Arbeit an zwei Restaurants auf Ibiza, dem Londoner Hotel Henrietta und dem Prescription Club in Paris.

Text: Michi Reichelt Bilder: Chzon

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