Verschwunden zwischen den Bäumen

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Bourgeois Lechasseur Architects haben sich wieder des Themas Glamping angenommen. Zwei Hütten nahe des beliebten Skigebiets Massif Petite-Rivière-Saint-François in Québec stehen unter dem Motto „Forest Glamp“.

Ein Mal Glamping und wieder retour: So könnte man die thematische Schleife von Bourgeois Lechasseur Architects aus Québec beschreiben. Nachdem die Architekten 2018 mit den luxuriösen Charlevoix Dômes aufgefallen sind, folgte die nicht minder luxuriöse, aber traditionellere, um nicht zu sagen nostalgischere, Cabin A. Nun haben die Kanadier mit zwei neuen Hütten wieder sehr feine Glamping-Unterkünfte in den ursprünglichen Wald gestellt.

Viele Kanadier, vor allem, wenn sie in der Stadt leben, aber nicht nur Kanadier, verspüren eine nostalgische Sehnsucht nach Natur und Naturverbundenheit. So mancher träumt von einer rustikalen Blockhütte in den Wäldern. Gleichzeitig aber wünschen die Natur suchenden Reisenden von heute Komfort und „Poesie”.

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Dank verspiegelter Fassade verschwinden die beiden baugleichen Hütten „Reflexion” gleichsam in der Natur.
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Minimalistisches Design der Glamping-Hütten „Forest Glamp” – nahe des beliebten Skigebiets Massif Petite-Rivière-Saint-François.

Forest Glamp: Maximale Naturnähe

Die zwei Reflexion Forest Glamp Hütten versprechen maximale Naturnähe. Zumal die minimalistischen Unterkünfte wegen ihrer verspiegelten Fassaden in der Umgebung kaum wahrgenommen werden. Eine ähnliche Idee verfolgt auch Mark Dare Schmiedel aus Berlin mit seiner weltweit erfolgreichen Wohnidee namens „coodo“. Das sind mobile Wohneinheiten, die ebenfalls einerseits alle Stückerl spielen und andererseits die Natur als Wohnraum integrieren.

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Klare Linien und klares Konzept von Bourgeois / Lechasseur Architectes.
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Das verspiegelte Glas ist nur an einer Seite der Hütte angebracht.
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Die beiden identischen Einheiten von Forest Glamp wurden auf einem flachen Grundstück in der Nähe des Massif Petite-Rivière-Saint-François errichtet. Die Intention von Bourgeois Lechasseur Architects: Die Gäste in eine intime Beziehung zur Natur zu bringen statt „nur” auf die überwältigende Szenerie des Bergmassivs zu setzen.

Rücken an Rücken – und mit verspiegelten Fassaden

Die Unterkünfte verschwinden gleichsam zwischen den Bäumen: Schon zum Ankunfts- und Parkbereich gelangt man nur über eine unbefestigte Straße, die auch über örtliche Wanderwege erreichbar ist. Um aber ein Höchstmaß an Privatsphäre für die Gäste zu gewährleisten, wurden die minimalistischen Hütten Rücken an Rücken gebaut, fünfzig Meter voneinander entfernt. Eine ist nach Osten, die andere nach Westen ausgerichtet.

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Ihr auffälligstes Merkmal ist die vollständig verglaste und verspiegelte Fassade. Die anderen drei Seiten sind mit dunklen Holzlatten verkleidet. Sie verstärken das Gefühl des Eintauchens in den Wald und in die Stille noch. Die Eingänge wurden seitlängs eingeplant und scheinen, als einzige Unterbrechung der nahtlosen Fassaden, nach innen geschoben worden zu sein. Dies ist ein Charakteristikum der Arbeiten von Bourgeois/Lechasseur, denen es offensichtlich Spaß macht, die Grenzen zwischen Außen- und Innenräumen zu verwischen.

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Aus vorgefertigten Modulen

Die dunkle Holzverkleidung, die außen verwendet wurde, wird auch im Innenraum im Wohnbereich eingesetzt, in Kombination mit der hellen Kieferdecke. Jede Hütte ist für bis zu sechs Personen ausgelegt. Der gemütliche Wohn-/Essbereich verfügt über einen Kamin. Baden ist innen wie im Außen-Spa möglich.

Interessanter Aspekt bei diesem Projekt: Die Architekten haben sich für vorgefertigte Module entschieden. Jede der Zwillingseinheiten besteht aus zwei dieser Module. Montiert wurden sie an Ort und Stelle. Neben der Vielzahl an mechanischen Verbindungen stellten sich auch das Gießen der Betonplatte sowie die Installation der langen, reflektierenden Glaswände als herausfordernd heraus.

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Markierungen um Vogelleben zu retten

Derartige Spiegelfassaden könnten normalerweise Vögeln zum Verhängnis werden. Daher wurde zuvor geforscht. Zustimmung, wohl nicht nur bei den Vögeln, sondern auch bei etlichen kanadischen Vogelschutzverbänden, fanden Markierungen, um Kollisionen zu vermeiden. Diese vogelabwehrenden Markierungen wurden nahezu unsichtbar für das menschliche Auge an der Außenseite der Glasscheiben angebracht.

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Seit der Gründung im Jahr 2011 hat sich das Architekturbüro Bourgeois/Lechasseur Architects aus Québec vor allem in den majestätischen Landschaften von Québec und an den Küsten der Magdalenen-Inseln, die im Südosten des Sankt-Lorenz-Golfs liegen, getummelt. Die Experten rund um Olivier Bourgeois und Régis Lechasseur haben bei den Aufträgen für öffentliche und private Auftraggeber stets ihre Wurzeln im Auge.

Text: Linda Benkö Fotos: v2com (Adrien Williams, Maxime Brouillet, Maxime Valsan)

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