Tempel des Trostes

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Italien, Land der Leidenschaft und des Temperaments. Genuss, Gemeinschaft, Tradition – das Leben wird hier zelebriert. Und einem erfüllten Leben gebührt ein würdiger Abschied …

Ein langes, flaches Gebäude erstreckt sich über eine Ebene im italienischen Parma. Es ist ein Kremationstempel, entworfen von dem italienischen Architekten Paolo Zermani. Er hat damit einen Ort geschaffen, an dem das Leben spürbar ist, auch wenn sein Zweck an sich ein anderer ist.

Es ist ein Ort der Ruhe, beinahe etwas einsam, und zugleich strahlt das Gebäude eine gewisse Leichtigkeit aus. Ein einzigartiges architektonisches Bauwerk, das eine Verbindung von Ritualen und Kultur zu zeitgenössischem Design schafft. Ein Gebäude, das keine Ansprüche stellt, es ist einfach da. Und wer es betritt, entwickelt seine eigene Beziehung zu ihm.

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Kremationstempel Parma. Ein Ort der Ruhe.

Alte Tradition

Unverputzter Backstein, ein rechteckiger Grundriss und eine exakte Anreihung an Pfeilern und Räumen erinnern an die alte architektonische Tradition griechisch-römischer Basiliken. Und auch in den verwendeten natürlichen Materialien spiegelt sich die Tradition wider; sie schafft eine respektvolle Atmosphäre.

Paolo Zermani ließ Geschichte in seinen Entwurf mit einfließen und hat es so geschafft, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. In der Architektur des Gebäudes erkennt man das alte Rom und das neue Italien, zwei Gegensätze, die doch untrennbar zusammengehören. So könnte es passender nicht sein, dass sich an diesem Ort Leben und Tod treffen. Ein wahrlich monumentales Bauwerk, das der italienische Architekt hier geschaffen hat.

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In der Architektur des Gebäudes erkennt man das alte Rom und das neue Italien.

Landschaft von Parma

Eingebettet in die weite Ebene westlich von Parma, fügt sich der Kremationstempel in die Landschaft ein, nur wenige Kilometer vom Friedhof Valera und der historischen Via Emilia entfernt. Die ländliche Umgebung, geprägt von römischen Landverteilungen und Renaissance-Villen, verleiht dem Tempel eine einzigartige Aura. Durch die Architektur und die Bedeutung, die dem Gebäude zukommt, wirkt es eher wie ein historisches Bauwerk. Und tatsächlich ist der Tempel von einer tiefen Spiritualität geprägt, die sich in seiner strukturellen Anordnung und Gestaltung ausdrückt.

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Unverputzter Backstein und ein rechteckiger Grundriss erinnern an alte architektonische Tradition.

Licht und Raum

Der Komplex besteht aus fünf quadratischen Räumen, angefangen vom Hof des Zusammenkommens bis hin zum Hof der Asche im Westen. Diese räumliche Abfolge symbolisiert den Weg des Verstorbenen von der Aufbahrung über die Verbrennung bis zur Beisetzung. Umgeben von einer hohen Mauer, in der die Urnen aufbewahrt werden, betont die Verwendung von regionalen Backsteinen die Einheit des Gebäudes, wiederum ein Tribut an die ländliche Baukultur der Emilia-Romagna. Ebenso besonders ist das Spiel mit Licht und Raum – es fügt eine weitere Dimension in die Architektur des Tempels ein. Ein Ziel Paolo Zermanis war, das Heilige durch das Eindringen von Licht aus einer anderen Welt erlebbar zu machen.

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Der Komplex besteht aus fünf quadratischen Räumen.
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Licht fügt eine weitere Dimension in die Architektur ein.

Übergänge

Dieses Licht, das den Raum des Übergangs erhellt, markiert den Moment des Übertritts von der Welt der Lebenden in das Reich der Toten. Durch eine für den Laien kaum sichtbare Geste wird dieses Lichtphänomen betont. Die Räume des Abschieds und des Übergangs sind durch raumhohe Öffnungen miteinander verbunden, wodurch verschiedene Lichtstimmungen erzeugt werden.

Obwohl der Tempel bewusst glaubensübergreifend gestaltet ist und keine spezifisch religiösen Symbole aufweist, vermitteln die gestalterischen Elemente, wie Säulen und Pfeiler, eine spirituelle Atmosphäre. Dabei sind die "Säulen wider die Einsamkeit" ohne aktiv stützende Funktion. Ebenso unterstreichen die Vorhallen des Tempels, die als Empfangs- und Abschiedsbereiche dienen, die Bedeutung des Bauwerks als Ort der Gemeinschaft und des Übergangs. Durch seine einfühlsame Gestaltung und seine kulturelle Verbundenheit kreiert der Kremationstempel von Parma nicht nur eine Art asketische Schönheit, sondern bietet auch einen Ort der Reflexion und des Trostes inmitten einer sich ständig verändernden Welt.

Text: Eva Schroeder Fotos: ZERMANI ASSOCIATI

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