Spektakuläres Fenster in die Zeiten

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Knapp oberhalb der Fundstelle des Eiszeitmannes Ötzi hat noa* mit dem Ötzi Peak 3251m eine spektakuläre Aussichts-Plattform entwickelt. Von ihr sieht man jedoch nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.

Knapp oberhalb der Fundstelle des Eiszeitmannes Ötzi hat noa* mit dem Ötzi Peak 3251m eine spektakuläre Aussichts-Plattform entwickelt. Von ihr sieht man jedoch nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.

Es ist ein schmaler Pfad, den die vielen Tausend Schafe jedes Jahr zwei Mal zurücklegen. Im Frühling geht es für sie im Gänsemarsch von Italien aus hinauf auf den Schnalstaler Gletscher. Vorbei an der Similaunhütte und wieder hinab zu den saftigen Weiden auf der österreichischen Seite der Ötztaler Alpen.

Wo einst Ötzi lag

Was lediglich die Hirten dieses berühmten Schaftriebs wissen: Der ganze Tross stapft dabei direkt an der Ötzi-Fundstelle vorbei. Diese liegt nur wenige Meter unter dem schmalen Grat, den die Schafe überwinden müssen.

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Und sie ist es, die es dem Team von noa* (network of architects) aus Südtirol angetan hat. Nur einen Steinwurf von der Similaunhütte entfernt, dort wo das Hotel Grawand als eines der höchsten Hotels Europas liegt, haben die kreativen Planer unter dem Namen Ötzi Peak 3251m eine spektakuläre Aussichtsplattform entworfen und errichtet.

Ötzi Peak als Panorama-Sensation

Weil der Bau nur an den notwendigsten Stellen den Boden berührt, wirkt es, als würde die Plattform wie eine Skulptur auf dem Berg schweben. Dabei bietet sie eine einmalige Aussicht auf das fantastische Panorama des alpinen Südtirols. Einen Ausblick, wie ihn schon der berühmte Steinzeitmann vor 5.300 Jahren hatte. Gleichzeitig aber ist die runde 80- Quadratmeter große Konstruktion aus Cortenstahl so konzipiert, dass der Blick unweigerlich auf die Fundstelle des berühmten Mannes aus dem Eis gelenkt wird.

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Das Architektur-Büro beschreibt das so: „In die ondulierende Form ist ein streng geometrischer Trichter eingeschnitten, der den Blick lenkt und auf etwas Faszinierendes fokussiert – den Fundort des Ötzi.“ Man kann auch sagen: Für den Besucher ist dieser Aussichtssteg aus Ganzglasgeländer der logische Höhepunkt.

Höchstgelegener Höhepunkt

Die Auskragung über dem Nichts spielt hier mit sinnlichen Wahrnehmungen wie Unendlichkeit oder den überwältigenden Eindrücken der Naturbetrachtung, fungiert aber gleichzeitig als Bildrahmen – für den Blick in die Vergangenheit. In längst vergangene Tage der Menschheitsgeschichte.

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Gleichzeitig aber kokettiert die gesamte Konstruktion mit dem Augenblick, den man hier im Jetzt verweilen soll: Organisch geformt und damit der natürlichen Topografie folgend, besteht die Plattform aus einem Plateau mit einem Gitterrost auf schlanken Querbalken, das von vertikalen Lamellen aus Cortenstahl umsäumt wird. Die brüstungshohen, vertikalen Elemente zeichnen in ihrer Abfolge die sanften Rundungen nach.

Ein magischer Domino-Effekt

Dadurch, so sind die Architekten überzeugt, entsteht ein wahrlich magischer Effekt: Durch die Bewegung des Betrachters öffnet und schließt sich der jeweilige Bildausschnitt. Das sei, so noa*, „eine Einladung, immer wieder neue Perspektiven zu entdecken. Mit dieser Dynamik, die neugierig macht, bleibt ein beinahe sinnliches Erlebnis, das für einen Moment die Zeit stillstehen lässt und jedes weitere Souvenir in den Schatten stellt.“

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Das Spiel mit der Zeit wird von den kreativen Konzeptionisten beim Projekt Ötzi Peak 3251m allerdings noch weiter an die Spitze getrieben: selbst ein Blick in die Zukunft wird hier gewährt! Zumindest auf metaphorischer Ebene – und nur, wenn es regnet. Denn Ötzi Peak 3251m liegt genau an jener Stelle, an der es sich entscheidet, ob ein Wassertropfen aus dem ewigen Eis seinen Weg Richtung Schwarzes Meer oder Richtung Mittelmeer antritt. Je nachdem auf welche Seite des Grates er beschließt zu fließen.

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Tatsache ist: Ötzi Peak 3251m ist auch ohne den architektur-philosophischen Background eine ausgesprochen spektakuläre Aussichtsplattform, wegen der allein sich ein Aufstieg lohnt. Allein, den Schafen, die hier schon bald wieder vorbeitrotten werden, wird das genauso egal sein wie die Tatsache, dass ihr traditionelles Auf- und Abtreiben zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Mähhh!

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Alex Filz

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