Shenzhen baut der Natur ein Museum

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Wenn in der „leading design“-Stadt Shenzhen Projekte anstehen, ist das Interesse groß: Über 70 Büros aus aller Welt bewarben sich um den Bau des neuen Naturkundemuseums der chinesischen Metropole. Jetzt hat das Team von 3XN den Zuschlag bekommen – für einen wahrhaft spektakulären Entwurf.

Die Stadt am Perlfluss gilt als eine der am schnellsten wachsenden der Welt. In Shenzhen sprießen Großprojekte fast wie Schwammerl aus dem Boden. Dass die südchinesische Metropole zum „Creative Cities Network“ der UNESCO gehört, macht sie offen für innovatives Design. Logisch, dass jeder Wettbewerb auf gewaltiges Interesse stößt. Internationale Top-Architekten wie Ole Scheeren reißen sich darum, ihre Ideen hier umzusetzen. Bauten wie MRDVs „gestapelte“ Terrassen oder Zaha Hadid Architects‘ OPPO-Zentrale setzen bald neue Hingucker. Jetzt soll ein weiterer folgen: Das dänische Büro 3XN realisiert ein Naturkundemuseum, das seinesgleichen sucht.

Bedeutendes Kulturprojekt

Über 70 Entwürfe ritterten um das Museumsprojekt ammalerischen Yanzi-See im Pingshan-Distrikt von Shenzhen. 15 Teams aus Nordamerika, Asien und Europa schafften es in die engere Wahl. Platz eins des Wettbewerbs ging jüngst an 3XN und seine Mitstreiter B+H und Zhubo Design. Eine gewichtige Jury-Entscheidung. Schließlich wird der Neubau nicht nur Südchinas erstes großes, umfassendes Naturmuseum sein. Er zählt auch zu den „zehn kulturellen Einrichtungen der neuen Ära“, die Shenzhen sich gönnen will, um einen Makel auszuräumen: Obwohl eine der bevölkerungsreichsten, bietet Shenzhen bisher deutlich weniger Kultureinrichtungen als andere chinesische Städte.

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Als kulturelles Prestigeprojekt muss das neue Naturkunde-Museum selbstverständlich spektakulär geraten. Diesen Anspruch erfüllt 3XNs Entwurf auf jeden Fall. Das siegreiche Design trägt den Titel „Delta“ und thront im Flussdelta, als wäre es dort organisch gewachsen. Ein öffentlicher Park erstreckt sich übers gesamte Dach des über 42.000 Quadratmeter Grundfläche umfassenden Gebäudes.

Fließende Form

Auch die Form des Museums ist alles andere als gewöhnlich:Wie ein erhöhter Flusslauf windet sich das Bauwerk durch die Landschaft. Und jede seiner Kurven eröffnet andere Aussichten über den umgebenden Park, die nahen Hügel und den See.

Wie Wasser, das einen Fluss hinunterströmt, führt die Wellenform die Gäste zu einem höhlenartigen Durchgang. In diesem Verbindungsstück zur Lobby des Museums laden Cafés und öffentliche Bereiche zum Verweilen. Eine belebte Zone, die künftig das „pulsierende Herz“ des neuen Kulturbaus bilden soll.

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Der Entwurf erweitert das öffentliche Parknetzwerk von Shenzhen. Ziel der Architekten ist es, die üppigen Grünflächen durchgehend optimal zugänglich zu machen. Das gesamte Gelände soll rund um die Uhr belebt werden. Frühaufsteher sollen hier ideale Bedingungen für Jogging finden und Spaziergänger auch spät abends entspannt flanieren können. Die Planer wollen Anwohnern wie auch Besuchern Naturgenuss verschaffen. Und zwar nicht nur im, sondern auch rund ums neue Museum.

Weltklasse-Museum für Shenzhen

Auftraggeber des monumentalen Bauwerks ist das Engineering Design Management Center der Stadtverwaltung. Und was Shenzhen sich im Inneren des Neubaus vorgenommen hat, klingt spannend: Ein Museum, das sich der Interpretation der Gesetze der natürlichen Evolution widmet. Geographie und Ökologie von Shenzhen sollen in einer globalen Perspektive gezeigt werden. Auch aktive wissenschaftliche Arbeit ist vorgesehen. Kurzum: Den Stadtvätern schwebt einnaturwissenschaftliches Museum von Weltrang vor.

Dass ein Projekt wie dieses kostet, liegt auf der Hand. Aktuell ist von rund 3,5 Milliarden Yuan (440 Millioen Euro) die Rede. Die Kosten der Exponate, die dann auf mehr als 40.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche glänzen sollen, sind hier allerdings noch nicht inkludiert.  

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Für die Jury des Architektur-Wettbewerbs waren die künftigen Ausstellungsstücke des neuen Museums jedoch vorerst ohnehin noch Nebensache. Der australische Architekt und Studio-Gründer Philip Cox fand sich vor allem von der Kreativität des Siegerentwurfs beeindruckt: „Die durchgehend geneigte Außenwand mit dem Landschaftsdach schafft ein kontinuierliches Volumen und Raumerlebnis. Die Form der Klippe ist sehr interessant, die Details gut verarbeitet. Das Layout und sein Zusammenspiel mit Rampen und Wänden ergibt interessante Räume“.

„Einzigartige Atmosphäre“

Die Preisrichter lobten vor allem die harmonische Einbindung des Entwurfs in die Landschaft. Das Bauwerk passe perfekt zum Yanzi-Seepark von Shenzhen. Jury-Mitglied und Grafton Architects Co-Gründerin Yvonne Farell: „Dieses Gebäude fängt die einzigartige Atmosphäre eines Standortes am Fluss ein. Und es erhebt die zeitlose Eigenschaft des Wassers zum Konzept“. Die Trägerin des Pritzker-Preises hob zudem die klare Verbindung vieler Faktoren – wie Funktion, Standort, Struktur, Raum und Material – hervor.

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Eine erfolgreiche Verbindung ist übrigens auch das Siegerteam selbst. Immerhin kombiniert es Expertise aus drei „Welten“: 3XNs Zentrale ist in Dänemark, B+H Architects‘ Hauptsitz in Kanada und Zhubo Designs ist ein chinesisches Büro.

Für 3XNs Arbeit sind der elegante Schwung und das grüne Dach des Naturkundemuseums fast schon typisch. Auch das „Olympic House“, Sydneys neuer „Fishmarket“ und das Stockholmer Flex-Office „Kvarter 15“ des preisgekrönten Büros zeigen ähnliche Elemente. Kein Zweifel also, dass sich auch Shenzhen auf ein Bauwerk freuen darf, das international Beachtung findet.

Text: Elisabeth Schneyder Bilder: 3XN

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