Neue Ikone in Manhattans Skyline
Mehrere Millionen New Yorker haben hier ihren Arbeitsplatz, inmitten der größten Ballung von Büros und Hotels der Welt. Aber Manhattans berühmte Park Avenue ist noch viel mehr: ein Zeugnis der historischen Hochhausarchitektur, ein imposantes Defilee der Moderne. Ikonen wie das Seagram Building von Ludwig Mies van der Rohe (1958) und das Lever House von Gordon Bunshaft (1952) stehen unter Denkmalschutz. Sie sind prägende Beispiele für den sogenannten Internationalen Stil, eine Strömung der klassischen modernen Architektur, die sich durch Skelettbauten auszeichnet. Dabei sollen die tragenden Elemente des Gebäudes nicht versteckt werden. Ein Prinzip, das Star-Architekt Norman Foster nun auch bei seinem neuen Büroturm 425 Park Avenue anwandte.
Zaha Hadid im Wettbewerb abgehängt
Wenn der Wolkenkratzer 2020 eröffnet wird, ist dies ein historischer Moment. Der Turm mit einer Gesamthöhe von 272 Metern ist der erste Neubau in der Park Avenue seit 40 Jahren. Er tritt damit an die Stelle eines alten, überholten Bürohochhauses. Dem Bau ging ein Designwettbewerb voraus, an dem zahlreiche internationale Architekturbüros teilnahmen. Der eingereichte Entwurf von Zaha Hadid Architects war wie immer unkonventionell, dynamisch und organisch in seiner Form. Ein Vorschlag allerdings, der laut Jury nicht in die bestehende Architektur der Park Avenue passte und den Gegebenheiten vor Ort zu wenig Aufmerksamkeit schenkte.
Das Design für 425 Park Avenue ergab sich als bedachtsame Antwort auf seinen historischen Kontext.
Der Entwurf von Foster + Partners setzte sich schließlich gegen alle Mitbewerber durch. Ausschlaggebend war laut Jury das elegante und zeitgenössische Design, das sich gut in die Riege der Park-Avenue-Ikonen eingliedert.
„Das Design für 425 Park Avenue ergab sich als bedachtsame Antwort auf seinen historischen Kontext, während es gleichzeitig den Zeitgeist der Gegenwart widerspiegelt. Es wird neue Standards im Bereich Arbeitsplatz-Design schaffen und eine zeitlose Landmark sein, die der historischen Umgebung entspricht“, sagt Architekt Norman Foster über sein Konzept.
Wie bei zeitgemäßen Office-Bauten üblich, soll die Architektur die Basis für eine neue Art von Wohlfühl-Arbeitsumgebung schaffen. Künftige Büro-Mitarbeiter sollen durch Tageslicht, Pflanzungen und großzügige Raumhöhen Kreativität entfalten und Stress minimieren. Auf fast jedem Stockwerk des 425 Park Avenue ist eine kleine Terrasse mit Garten vorgesehen.
Der Turm mit dem Exoskelett
Der 47-stöckige Turm wurde so konzipiert, dass auf allen Etagen und in allen Räumen eine maximale Lichtdurchflutung gegeben ist. Die großzügige offene Bauweise im Inneren wird durch externe Stahlträger erreicht. Sie bilden eine Art Exoskelett um den vorderen Teil des Bauwerks. Während Mies van der Rohe durch die damalige Bauordnung gezwungen war, die Trägerstruktur des Seagram Buildings zu verkleiden, setzt Foster nach der ursprünglichen Idee van der Rohes die tragende Struktur in Szene. Die Stahlkonstruktion ist in seinem Entwurf maßgebliches Design-Element und wird durch integrierte Leuchtkörper zusätzlich hervorgehoben.
Die Form des Turms ist reiner Ausdruck seiner Funktion.
Rücksprünge in der Fassade gliedern den Glasturm in drei übereinander gelagerte Einheiten. Zwischen jeder Einheit liegen zum Teil verglaste Dachgärten mit dreifacher Raumhöhe.Auch diese Rücksprünge sind eine Referenz an die umliegenden Gebäude der Park Avenue. Der Turm mit seinem Stahlgerüst verjüngt sich nach oben und endet in drei senkrechten Wänden, die bereits unter dem Spitznamen „Flossen“ firmieren. Diese Flossen leuchten in der Nacht und werden der Skyline von New York City eine neue Signatur verpassen.
Erster Wolkenkratzer mit Öko- und Gesundheitssiegel
„Die Form des Turms ist reiner Ausdruck seiner Funktion“, sagt Foster und zitiert damit den Leitsatz des Funktionalismus. Die Formgebung richtet sich in diesem Fall nach den energetischen Anforderungen des Gebäudes, das als erstes in New York mit zweierlei Siegel ausgezeichnet wurde: mit dem Leed-Siegel für ökologisches Bauen und mit dem Well-Siegel für Gesundheit und leibliches Wohl in Gebäuden.
Bauträger der neuen Landmark ist die New Yorker L&L Holding, die das Projekt spekulativ startete. Mittlerweile soll bereits knapp die Hälfte der Bürofläche an ein großes Hedgefond-Unternehmen verpachtet sein.
Text: Gertraud Gerst
Renderings: dbox, Foster + Partners
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