Neue Energie im Gasometer

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Der Gasometer in Münster ist ein Relikt der fossilen Ära und soll neu genutzt werden. Ein Holzbau schafft Raum zum Wohnen und Arbeiten und erzeugt nebenbei auch noch Energie für die Stadt– diesmal auf nachhaltige Weise.

Seit den 1950er-Jahren versorgte der Gasometer die Stadt Münster und ihre unmittelbare Umgebung mit fossilem Erdgas. 2005 wurde der Speicher aufgelassen, doch die charakteristische Landmarke, die über Jahrzehnte das Ortsbild zwischen Hafen und Gremmendorf prägte, blieb. Ein identitätsstiftendes Wahrzeichen, das vielen ans Herz gewachsen war und als denkmalgeschütztes Relikt der fossilen Ära weiter bestehen sollte. Die Stadtwerke Münster, denen das Bauwerk und das Grundstück gehörten, veräußerten das Areal über ein sogenanntes Konzeptvergabeverfahren. „Dieses Verfahren stellt sicher, dass bei der Auswahl eines Investors sowohl städtebauliche und architektonische Qualitäten, als auch ökologische Qualitäten berücksichtigt werden“, gab die Stadt Münster dazu bekannt.

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Fossiles Erdgas raus und klimafreundlicher Holzbau rein: Der Gasometer in Münster wird zum vielfältigen Wohn- und Arbeitsquartier.

Den Zuschlag erhielt schließlich der Berliner Projektentwickler UTB, der auch für das geplante Berliner Holz-Hochhaus WoHo verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit mei architects & planners, dem Büro Peter Bastian Architekten, engie Deutschland und den Landschaftsarchitekten Inside Outside erstellten sie ein Konzept für die Umgestaltung des Industriedenkmals. Dabei lieferte die Geschichte des Gebäudes die Inspiration für die neue Identität, und das sowohl bei der Formgebung als auch inhaltlich.

Konischer Freiraum mit Grünoase

Bestanden die Gastanks früher aus zylindrischen Behältern, die sich nach oben hin verjüngten, so nahmen die Architekten diesen Raum und stellten ihn für das adaptive Re-Use-Projekt auf den Kopf. Das konische Volumen, das sich nach unten hin verjüngt, ist nun der Luftraum, der die 14 Stockwerke des Mixed-Use-Projektes bis in die untersten Etagen mit Tageslicht und frischer Luft versorgt.

In der oberen Hälfte des Gasometers entstehen Wohnungen mit einem umfassenden Mix an Zielgruppen und Einkommensklassen, der zu einer fairen Vielfalt beiträgt.

von mei architects & planners, Architekturbüro

Die üppige Begrünung im Inneren des bebauten Gasometers schafft eine grüne Oase, die vom Verkehr der direkt vorbeiführenden Bundesstraße 51 gänzlich abgeschottet ist. Eine öffentliche Dachterrasse mit gemeinschaftlichem Gemüsegarten bildet den oberen Abschluss eines Raumprogramms, das auf einen vielfältigen Nutzungsmix und eine gute soziale Durchmischung setzt. „In der oberen Hälfte des Gasometers entstehen Wohnungen mit einem umfassenden Mix an Zielgruppen und Einkommensklassen – darunter ein großer Teil im sozialen Bereich – der zu einer fairen Vielfalt beiträgt“, wie mei architects & planners erklärt.

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Für viele Münsterianer zum unverzichtbaren Teil des Stadtbilds geworden: der ausgediente Gasspeicher am Albersloher Weg, der im Zuge des Umbaus vollständig erhalten bleibt.

Vom Gasspeicher zum grünen Kraftwerk

Die rund 12.000 Quadratmeter Nutzfläche werden in einem neuen Holzgebäude realisiert, das innerhalb des denkmalgeschützten Bestands entsteht. Der geschlossene Stahlsockel im unteren Bereich und die offene Stahlkonstruktion im oberen Bereich bleiben dabei als Industriedenkmal erhalten und verhelfen dem neuen Programm zu seiner Identität. Neben Wohnraum sollen auch Ateliers, Büroräume, Arztpraxen und eine Tagespflege-Einrichtung entstehen. Das Mobilitätskonzept sieht Sharing-Modelle, E-Schnellladestationen, über 500 überdachte Fahrrad- und mehr als 80 Pkw-Stellplätze vor.

Der Gasometer versorgt die Stadt wieder mit Energie, jetzt aber auf nachhaltige Weise.

von mei architects & planners, Architekturbüro

Ebenso wie der historische Gasometer wird der Neubau seine Bewohner und einen Teil der Stadt mit Energie versorgen, allerdings nicht über einen fossilen Träger, sondern über erneuerbare Sonnenenergie, die über PV-Module an der Außenseite des Gebäudes erzeugt wird. Damit entsteht nicht nur ein energieautarker Neubau, sondern zusätzliche grüne Energie, die der Stadt Münster zugute kommt, wie die Architekten erklären. „Der Gasometer versorgt die Stadt wieder mit Energie, jetzt aber auf nachhaltige Weise.“

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An der Gasuhr, die heute noch immer vorhanden ist, ließ sich einst der Füllstand des Speichers ablesen.

Partizipation und Gemeinschaftsförderung

Die Förderung von Gemeinschaft ist ein weiterer Eckpfeiler des Projektes. Durch die großzügigen Galerien und Terrassen im konischen Innenhof soll auch der Außenraum intensiv genutzt werden und für einen intuitiven Austausch der Menschen untereinander sorgen. Durch die runde Form werde dies laut Konzept noch verstärkt.

Die Stadt Münster setzte ihrerseits auf eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und veranstaltete zum Auftakt des Konzeptvergabeverfahrens eine sogenannte „Gasometerbörse“, bei der sich Investorenschaft und künftige Nutzer und Nutzerinnen austauschen konnten.

Über einen Nachrichten-Ticker am Stahlgerüst der Fassade kann das Gebäude künftig selbst mit der Außenwelt kommunizieren und Veranstaltungen ankündigen oder die am Tag umgesetzte Solarenergie. Dort wäre dann zu lesen: „Heute 1.294 kWh für Münster erzeugt.“

Text: Gertraud Gerst Visualisierungen: WAX Architectural Visualizations/UTB, Stadtwerke Münster

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