Musik, Architektur und Natur in Harmonie

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HGA hat in enger Zusammenarbeit mit den wichtigsten Interessengruppen von Marlboro Music und dem Marlboro College nachhaltige neue Proberäume sowie eine Musikbibliothek in Vermont entworfen. Das Ensemble besticht mit seiner schlichten Schönheit und mit technologischer Ausgefeiltheit.

Wer den Namen Marlboro hört, denkt vermutlich an die jahrzehntelang zu den zehn wertvollsten Marken zählende Zigarette – die allerdings vor dem Aus stehen dürfte. Der US-amerikanische Tabakkonzern Philip Morris plant dem Vernehmen nach, sich aus dem klassischen Geschäft mit Glimmstängeln zurückzuziehen.

Musikfreundinnen und -liebhaber assoziieren mit Marlboro mit Sicherheit etwas ganz anderes: das gemeinnützige, mehrwöchige Musik-Sommerfestival auf dem Potash Hill Campus in den Ausläufern der Green Mountains von Vermont. Jeden Sommer kann man dort über fünf Wochen hindurch den herausragenden Konzerten beiwohnen.

Marlboro Music: Egalitärer Geist

Seit 1951 kommen Generationen der talentiertesten klassischen Musiker der Welt zusammen, um am „Marlboro Music School and Festival” teilzunehmen. Aufstrebende und arrivierte Musikerinnen und Musiker arbeiten hier ganz ohne dem Druck einer Aufführung zusammen und gönnen sich eine Pause vom Leistungsdenken. Dieser Umstand verleitete das Magazin „The New Yorker“ dazu, den Marlboro Music Campus als den „begehrtesten Rückzugsort der klassischen Musikwelt“ zu betiteln.

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Neu am Marlboro Music Campus sind die Jerome & Celia Bertin Reich Rehearsal Buildings & Music Library.

Das alljährliche Marlboro Music wird zurzeit von den beiden Pianisten Mitsuko Uchida und Richard Goode geleitet und zieht Größen an wie den Cellisten Yo-Yo Ma oder den Geiger Joshua Bell. Allerdings erfüllten die Gebäude des Campus im Laufe der Jahre die Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich musikalischer Ansprüche sowie Archivierungszwecke nicht mehr auf optimale Art und Weise.

Zeitgemäße Studios und Bibliothek

Die Festivalbetreiber wandten sich daher an HGA mit dem Auftrag, zeitgemäße Proberäumlichkeiten sowie eine moderne Musikbibliothek plus Verwaltungsbüros und Gemeinschaftsräume zu entwerfen. Das musikalische Umfeld dürfte auf jeden Fall befruchtend gewesen sein, denn die Entwürfe zum Jerome & Celia Bertin Reich Rehearsal Building & Music Library wurden prompt mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem AIA Architecture Award 2023, dem AIA Minnesota Honor Award sowie einem Architizer A+ Jury Award.

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Das Projekt Marlboro Music Campus spiegelt das einfache, ländliche Umfeld ohne gekünstelten Schnickschnack wieder.
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Schon zuvor hat das Büro HGA für das Marlboro Festival fünf „Cottages“ für Gastmusiker und ein Studentenwohnheim realisiert.

Das renommierte Architektur- und Ingenieurbüro HGA blieb dem Geist von Marlboro auf jeden Fall treu und das Projekt spiegelt das einfache, ländliche Umfeld ohne gekünstelten Schnickschnack wieder.

„Wiederholungstäter”

HGA ist dabei „Wiederholungstäter“: Schon zuvor hat das Büro für das Marlboro Festival fünf „Cottages“ für Gastmusiker und ein Studentenwohnheim realisiert. Nachhaltigkeit und die Integration der Objekte in die umgebende Landschaft, den Wald und die Berge standen schon damals an oberster Stelle. Selbstverständlich wurden auch Musikerinnen und Musiker von vornherein in den Prozess eingebunden.

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Heute wie damals bestand der Anspruch von HGA von Anfang an, die ACT 250-Kriterien von Vermont zu erfüllen. Diese Umweltschutz-Verordnung wurde schon 1970 erlassen.

Von den Gebäuden der Halbinsel Cape Cod inspiriert

Der Entwurf für den idyllischen College-Campus wurde von den Farmgebäuden und Cottages, dem 400 Jahre alten Baustil in Cape Cod inspiriert. Cape Cod ist eine hakenförmige Halbinsel im US-Bundesstaat Massachusetts, mit malerischen Dörfern, Leuchttürmen, Teichen und natürlich den der Bucht oder dem Atlantik zugewandten Stränden. Ein Cape Cod-Haus ist ein niedriges, breites, ein- oder zweistöckiges Fachwerkgebäude mit einem mäßig steilen Satteldach, einem großen zentralen Schornstein und sehr wenig Verzierung.

Und so weisen die neuen Marlboro Music-Gebäude eine ästhetisch zurückhaltende, einfache Giebelform auf. Die kleine Grundfläche, die schrägen Dächer, die kompakten Volumina und die lokalen Materialien unterstreichen die Einbettung in die Region mit ihren üppigen Hügeln und Bächen.

Harmonisch orchestriertes Gebäudeensemble

Das neue Ensemble besteht aus drei Proberäumen und der Archivbibliothek, die über Versammlungsräume verbunden und um den zentralen Innenhof orchestriert sind. So erleben die Besucher und Gäste eine Erfahrung von Verdichtung und gleichzeitig erholsamer Atmosphäre.

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Die neuen Gebäudebereiche wurden in das steil abfallende Gelände integriert.

Die bescheidenen Deckenhöhen der Lobbybereiche lassen das volle Volumen der Proberäume zur Geltung kommen. Jeder Innenraum wurde mit Blick auf eine doppelte Nutzung konzipiert: Proben im Sommer und Unterricht, Vorlesungen und Arbeitstreffen während des Schuljahres.

Mit dem Ziel, das Umland zu schonen, wurde der Baukörper der Proberäume auf zwei Ebenen in das steil abfallende Gelände integriert. Dies führt dazu, dass beide Ebenen samt Außenanlagen vollständig zugänglich sind und die Nachhaltigkeitsfeatures perfekt umgesetzt werden konnten. Das Gebäude setzt unter anderem auf Erdwärme, passive Solarenergie und begrünte Dächer mit Regenwasseraufbereitung, während die Auswahl der Materialien im Inneren ein gesundes Raumklima fördert.

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Das neue Ensemble besteht aus drei Proberäumen und der Archivbibliothek, die über Versammlungsräume verbunden und um den zentralen Innenhof orchestriert sind.

Am ursprünglichen Gelände mit den umliegenden Wäldern wurde nichts verändert – als ob die neuen Gebäude schon immer an diesem Ort gestanden hätten. Bei der zusätzlichen Bepflanzung hat man darauf geachtet, Arten zu wählen, die die Bestäuber unterstützen.

Architektur zelebriert die Beziehung zwischen Musik und Natur

Die Farbpalette holt die Landschaft von Vermont sanft ins Haus, mit Texturen und Farben, die von lokaler Flora und Fauna inspiriert sind. Sorgfältig platzierte Fenster verstärken diese harmonische Verbindung mit der umgebenden Landschaft.

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Das Ensemble muss allen Jahreszeiten standhalten, auch den kalten und schneereichen Wintern in Vermont. Und so wurden langlebige, strapazierfähige und wartungsarme Materialien gewählt, darunter Stehfalz-Metalldächer, belastbare Schneefanggitter und Zedernholzverkleidungen.

Gut aufgehoben: Wertvolle Musiksammlung

Ein zentrales Merkmal der Philosophie von Marlboro ist es, dass Musiker und ihre Familien gemeinsam arbeiten und spielen können. Sie können sich im Innenhof für Veranstaltungen, Feste oder einfach zwanglose Treffen zusammenfinden.

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Die neue zeitgemäße Bibliothek des Marlboro Music Campus, Aufbewahrungsort und Studierstube gleichzeitig.

Marlboro beherbergt eine der weltweit größten Sammlungen von Kammermusik: Mehr als 10.000 Partituren sind dort zu finden. Die Bibliothek muss die fachgerechte Archivierung dieser Werke gewährleisten. Klimatisierung, Brandschutz, Beleuchtung und Sicherheit sind von entscheidender Bedeutung für die Bewahrung dieses wertvollen Guts.

Daneben bietet die Bibliothek Raum zum Studieren und Schmökern. Die neue Maxine and Stuart Frankel Foundation Library umfasst daher Archivräume, Seminarräume sowie flexible Arbeitsbereiche für das Bibliothekspersonal.

Low Tech-Erscheinungsbild mit High Tech-Innerem

Trotz des Low Tech-Erscheinungsbildes des neuen Marlboro Music-Gebäudes verbirgt sich hinter den Kulissen ein ausgeklügeltes Konzept. Die technische Ausstattung ist diskret in die „Reich Hall“ eingebaut und versteckt. Sie umfasst LED-Beleuchtung, Module zur passiven Solarenergiegewinnung, das begrünte Dach, das als Außenterrasse für Veranstaltungen genutzt werden kann.

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Außerdem gehören zu den Nachhaltigkeitsfeatures bedienbare Fenster für natürliches Licht, Belüftung und die Wärmeregulierung sowie ein energieeffizientes geothermisches Erdwärmefeld, das Wasser-Wasser-Wärmepumpen versorgt. Diese Einheiten liefern sowohl Kalt- als auch Warmwasser, wie es für das Fußbodenheizungs- und Gebläsekonvektorsystem benötigt wird. Alles in allem verbessern die nachhaltigen Elemente die umwelt- und menschenfreundlichen Eigenschaftes des Gebäudes.

Lichtverschmutzung gering halten

Die minimale Beleuchtung des Ensembles hält die Lichtverschmutzung gering. So bietet sich Besucherinnen und Gästen nachts der Blick auf den atemberaubend dunklen Himmel in dieser ländlichen Umgebung.

HGA ist ein seit 70 Jahren bestehendes interdisziplinäres Designbüro, ein Kollektiv von über 1.000 Architekten, Ingenieuren, Innenarchitekten, Planern, Forschern und Strategen. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, durch forschungsbasierte, ganzheitliche Lösungen eine positive, dauerhafte Wirkung für Kundinnen und Gemeinden zu erzielen.

„Großartiges Design erfordert einen Sinn für Neugierde als Basis für tiefe Einblicke in die Bedürfnisse der Kunden, ihre Kontexte und die menschliche Existenz allgemein“, ist einer der Leitsätze von HGA.

Text: Linda Benkö Fotos: Albert Vecerka/Esto; v2com

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