Museum aus dem Windkanal
Es gibt aktuell weltweit vermutlich keine andere Metropole, die so intensiv auf moderne Stadtentwicklung baut, wie Shenzhen. Die Zwölf-Millionen-Stadt, die Hongkong mit dem chinesischen Festland verbindet, lässt im Dauertakt mit neuen Plänen, Visionen oder Realisierungen aufhorchen. Besonders positiv daran: Die jeweiligen Projekte sind allesamt nachhaltig gedacht.
Zaha Hadid Architects setzen Maßstab
So auch der von Zaha Hadid Architects gerade präsentierte Plan für das Science & Technology Museum. Dieses soll laut dem weltbekannten Architekturstudio „ein Maßstab für Nachhaltigkeit“ werden. Und so hat man schon im Frühstadium der Entwicklung des gigantischen Baus ungewöhnliche Strategien angewendet, um diesem Anspruch tatsächlich gerecht werden zu können. Aber dazu später.
Werfen wir zuerst einen Blick auf das Offensichtliche, das Zaha Hadid Architects soeben der Öffentlichkeit unterbreitet haben. Ein 125.000 Quadratmeter großer Komplex, der von vorne betrachtet an einen überdimensionalen Kieselstein erinnert. Eine Optik, die durch Kaskaden von asymmetrischen Terrassen generiert wird.
Intuitives Leitsystem
Von oben jedoch kann man den U-förmigen Grundriss des Komplexes erkennen. Zudem wirkt eine überdimensionale Glasfront als bewusster Eyecatcher. Dieser soll zukünftige Besucher ganz automatisch zum Eingangsportal lotsen.
Generell haben Zaha Hadid Architects bei der Planung der Innenräume des Museums darauf geachtet, dass sich Besucher möglichst intuitiv im Gebäude orientieren können. Dabei soll laut Experten allein schon der U-förmige Grundriss helfen. Zudem besteht das Objekt aus einer Abfolge von miteinander verbundenen Räumen. Diese sollen alle einer eigenen Logik folgend unterschiedlich genutzt werden. Als Galerien natürlich. Aber auch als Bildungseinrichtungen.
Zudem werden alle Bereiche um einen einladenden Atriumhof herum zentriert gruppiert sein. Damit wollen Zaha Hadid Architects eine besondere Art der Anpassungsfähigkeit generieren, wie sie betonen. Soll heißen: Es wird sozusagen fühlbar sein, welche Bereiche stets konstant bleiben, wie sie sind. Und welche durch wechselnde Ausstellungen einem ständigen Wandel unterliegen.
Mehr als nur Architektur
Jedenfalls sehen die Architekten in diesem Bau mehr als nur einen architektonischen Auftrag. Vielmehr wollen sie als Planer dabei helfen, einen Bildungsauftrag zu erfüllen: „Dieses Museum wird ein wichtiges Ziel sein, um die Macht von Wissenschaft und Technologie verstehen zu lernen. Es soll dabei helfen deren Einfluss auf unser Leben und unsere Zukunft zu begreifen", erklären Zaha Hadid Architects. Daher sei es nur logisch, dass dieses Museum als Bindeglied zwischen Universitäten, Schulen und internationalen Innovationszentren fungieren müsse.
Dieses Museum wird ein wichtiges Ziel sein, um die Macht von Wissenschaft und Technologie verstehen zu lernen. Es soll dabei helfen deren Einfluss auf unser Leben und unsere Zukunft zu begreifen
Um diesen Gedanken zu verdeutlichen, wurden an den Längsseiten des Museums große Glasflächen integriert. Jeder Passant solle auch ohne das Museum zu betreten zumindest Einblicke in die Welt der Wissenschaft erhaschen können …
Stimmig bis ins kleinste Detail
Es ist also offensichtlich, wie wichtig es den Planern rund um Zaha Hadids Nachfolger Patrik Schumacher bei diesem Projekt ist, bis ins kleinste Detail dem Überthema „Wissenschaft und Technik“ zu folgen. Und das, wie oberhalb schon erwähnt, mit dem Einsatz modernster Möglichkeiten: Jedes neue Detail wurde erst mittels detaillierter Computermodellierung auf thermische Leistung und höchstmögliche natürliche Beleuchtung überprüft.
Damit nicht genug, wurden maßstabgetreue 3D-Drucke angefertigt und so die Gebäudehülle im Windkanal auf die vorherrschenden Windverhältnisse und die damit verbundene Luftqualität gecheckt.
„Außerdem sammelten wir auf diese Weise Daten, die zur Reduzierung des Energieverbrauchs herangezogen werden. Gleichzeitig konnten wir aber so auch im Vorfeld den Besucherkomfort heben und in Zukunft den Schutz der im Museum befindlichen Kunstwerke noch besser gewährleisten", so Zaha Hadid Architects weiter.
Klimatische Bedingungen im Fokus
Fazit: Das Gebäude reagiert auf das subtropische Klima der Region mit einem Design, das auf die subtropischen Gegebenheiten der Region maximal eingeht. Das bedeutet: Hohe Wärmedämmleistung. Hocheffiziente Verglasungssysteme. Intelligente Beleuchtungs- und Gebäudemanagementsysteme. Zudem wurde die Beschaffungsart der Baustoffe des Museums durch Datenbanksysteme so optimiert, dass dabei ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck zu erwarten ist.
Sinn der Sache: die höchste Drei-Sterne-Bewertung des chinesischen Green-Building-Bewertungsstandards zu erreichen. Nur deshalb wurden die Pläne von der Stadtverwaltung nun auch für den Baustart final freigegeben. Und wenn man den dabei festgesetzten Fertigstellungstermin halten will, sollte man die Bauphase genauso ernst nehmen, wie Zaha Hadid Architects ihren konzeptionellen Auftrag. Schon Ende 2023 soll das „ Science & Technology Museum“ eröffnet werden.
Text: Johannes Stühlinger Bilder: Zaha Hadid Architects
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