Massivholz für die Kunst
Das 1882 gegründete Portland Museum of Art (PMA) gilt als kulturelles Herz der Stadt Portland im US-Bundesstaat Maine. Und grandiose Ausstellungen sowie seinebedeutende Sammlung amerikanischer, europäischer und zeitgenössischer Kunst haben dem Haus internationales Renommee verschafft. Weil es in den bestehenden Gebäuden längst an Platz für eben diese Sammlung fehlt, lud man zu einem Architekturwettbewerb, der jüngst entschieden wurde: Das für Holzbauprojekte bekannte Büro LEVER wird die rund 100 Millionen US-Dollar teure Erweiterung des Museums leiten. Die Basis des Entwurfs: Massivholz für die Kunst.
Für Umwelt und Gemeinschaft
Der Vorschlag des in Portland ansässigen Büros setzte sich gegen jene von 103 Teilnehmern aus 20 Ländern durch. In der Finalrunde zu guter Letzt auch gegen Entwürfe internationaler Größen wie MVRDV und Adjaye Associates. Unter anderem weil LEVER, wie Museumsdirektor Mark Bessire erklärt, „unsere Werte Mut, Gerechtigkeit, Service, Nachhaltigkeit und Vertrauen“ teilt. Und weil LEVER und dessen Team bewiesen hätten, dass „ihnen die Zukunft unserer Region, unsere einzigartige Kunstkultur und die Bedürfnisse unserer Gemeinschaft sehr am Herzen liegen“.
Das siegreiche Konzept sieht vor, den Campus des Portland Museum of Art durch ein innovatives, nachhaltiges Gebäude zu vereinen. Durch einen Neubau, der die bestehende Anlage mit den architektonisch bedeutenden Liegenschaften in der Innenstadt von Portland verbindet.
Im Fokus: Nachhaltigkeit
Dass der Entwurf für die Erweiterung in erster Linie auf nachhaltiges Massivholz setzt, ist typisch für LEVER. Denn das Team des 2009 gegründeten Büros wird nicht müde, die Stabilität, Langlebigkeit und CO2-Bindungsfähigkeit des natürlichen Baustoffs zu betonen. Welche weiteren nachhaltigen Strategien und Technologien – wie etwa Geothermie – für den Museums-Neubau optimal sind, soll im Lauf der weiteren Projektphasen erforscht und festgelegt werden.
Die Architekten planen einen rund 5.600 Quadratmeter umfassenden, flexiblen, gemeinschaftlichen, galerieartigen und öffentlichen Kulturbau. Dieser wird 300.000 bis 500.000 Besuchern pro Jahr Platz für Kunstgenuss bieten.
Kulturtreff in Holz, Glas & Terrakotta
Neben Massivholz werden viel Glas und Terrakotta das Erscheinungsbild des elegantenErweiterungsbaus prägen. Das Design des Neubaus fürs Portland Museum of Art enthält Anspielungen auf die Gemeinden, die Geschichte und die Kultur von Maine.
So soll etwa die geschwungene Dachlinie die auf- und untergehende Sonne einrahmen und damit die, auf Gemeinschaft bedachte Kultur der in Maine ansässigen Wabanaki („Leute des Landes der Morgenröte / der Dämmerung“)ehren.
Portland Museum of Art würdigt Maines Geschichte
Wabanakisteht für eine im 17. Jahrhundert gegründete Allianz von fünf kulturell und sprachlich verwandten Algonkin-Stämmen, die zwar politisch selbständig blieben, jedoch gemeinsamüber Diplomatie, Krieg und Handel entschieden. Trotz offizieller Auflösung der Wabanaki-Konföderation 1862 blieben die Stämme enge Verbündete und die politische Allianz der historisch befreundeten Nationen bis heute bestehen.
Auf ein entscheidendes Erbe des Bundesstaates verweist allerdings auch das wichtigste Baumaterial, das fürs neue Gebäude des Portland Museum of Art verwendet werden wird. Nämlich auf Maines Holzindustrie. Zugleich will das LEVER Team mit seiner diesbezüglichen Präferenz die Zukunft von Holz als Gütesiegel des Umweltschutzes neu definieren. Und, wie auch die anderen Bauten des Museums, soll dessen Erweiterung ihre Zeit und ihren Ort repräsentieren und weitere Facetten der Geschichte von Maine widerspiegeln.
Modellbeispiel für Inklusion
„Die Wettbewerbsvorgabedes Portland Museum of Art war eine Herausforderung an die Definition dessen, was ein Museum ist“, schildert LEVER Chefin Chandra Robinson: „Es war ein Aufruf an Designer auf der ganzen Welt, sich zu fragen, was es bedeutet, wirklich für Menschen, für Gemeinschaften und für einen bestimmten Ort auf der Welt zu entwerfen. Wir hätten die Idee eines Museums nicht in Frage stellen können, ohne ein neues Modell inklusiver Beteiligung zu konzipieren. Der Blick unseres Teams auf die Wabanaki-Kultur, das Engagement für die Gemeinschaft und die universelle Zugänglichkeit waren Grundlage dieses Gestaltungsprozesses.“
Zum erwähnten Team zählen unter anderem Simons Architects als ausführendes Büro, Landschaftsarchitekten von Unknown Studio und Akomawt Educational Initiative als Berater für die Einbeziehung indigener Bevölkerungsgruppen. Auch erfahrene Spezialisten für Bereiche wie Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit wurden beigezogen.Und erste Renderings zeigen ein rundum elegantes und erfrischend einladendes Gebäude, das zum Kunstgenuss verlockt. Anders gesagt: Eines, das der Mission „Kunst für alle“ absolut gerecht wird.
Perfekt für Ort, Zeit & Zukunft
Museums-Direktor Mark Bessire bezeichnete die Verkündung der Wettbewerbsentscheidung gar als „einen der wichtigsten Momente in der 140-jährigen Geschichte des Portland Museum of Art“. Mit gutem Grund. Denn es mag sein, dass das Design für Maines Vorhaben weniger spektakulär als jenes von Museumsneubauten wie dem „Twist“ in Norwegen oder Shenzhens neuem Naturkundemuseum ist. Doch LEVERs Entwurf hat Vorzüge, die Ort, Zeit und zukunftswichtigen Themen punktgenau entsprechen. Vom verbindenden Gemeinschaftsaspekt und der Kultur der Region bis zur nachhaltigen Bauweise mit Massivholz.
Text: Elisabeth Schneyder Bilder: LEVER Architecture, Courtesy of Portland Museum of Art, Maine / Dovetail Design Strategists, Rendering by Darcstudio
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