In Amsterdams Subtropen

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Ganz an der Spitze der Insel Java befindet sich Amsterdams Flatiron-Gebäude aus Holz, das Hotel Jakarta. Das Herz des energieneutralen 4-Stern-Hotels bildet ein subtropischer Garten.

Java-eiland in Amsterdams östlichem Hafengebiet ist nicht zufällig nach der vulkanreichen Insel im Indischen Ozean benannt. Von hier legten bis Mitte des 20. Jahrhunderts die großen Dampfer der historischen Seeverbindung nach Indonesien ab. Für viele Menschen war die Spitze der Insel Java der erste oder letzte Blick auf die Hauptstadt der Niederlande. Genau an diesem Kai steht heute das Hotel Jakarta, das nicht nur in seinem Namen eine Referenz an die historische Handelsroute trägt. Die Ost- und Nordfassade des Gebäudes sind mit eloxierten Aluminiumpaneelen verkleidet, in deren Perforationsmustern sich antike Schiffsillustrationen aus Amsterdams Goldenem Zeitalter erkennen lassen.

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In der Sky Bar am höchsten Punkt des Gebäudes eröffnet sich das Panorama über den IJ Fluss.

Flatiron Building aus Holz

Für die Entwicklung dieses spitz zulaufenden Grundstücks mit Blick auf den Meeresarm IJ schrieb die Stadt Amsterdam einen Wettbewerb aus. Gesucht war ein einzigartiges Hotelkonzept, nicht nur in seiner architektonischen Erscheinung, sondern auch in Bezug auf sein öffentliches Raumprogramm und seine Nachhaltigkeit. Das niederländische Architekturbüro SeARCH unter der Leitung von Bjarne Mastenbroek gewann die Ausschreibung zusammen mit der Hotelgruppe WestCord Hotels.

Dieses 4-Sterne-Hotel ist ein Maßstab für Nachhaltigkeit.

von SeARCH, Architekturbüro

Das Konzept des 200-Zimmer-Hotels basiert auf einem Holzbau, der in seiner Keilform dem berühmten Flatiron-Building in New York gleicht. „Dieses 4-Sterne-Hotel ist ein Maßstab für Nachhaltigkeit“, so die Architekten. „Innovatives Denken und Sensibilität für die Natur haben ein in die Stadt integriertes, lebendiges Gebäude geschaffen, das atmet.“

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Die Zimmer des Hotels sind aus einzelnen Holzbau-Modulen zusammengesetzt, die samt Installationen vorgefertigt wurden.

Ein Wohnzimmer im Dschungel

Die grüne Lunge des Hotels bildet ein subtropischer Garten, der das zentrale Atrium mit Palmen, Farnen und Mangroven füllt, wie sie auch in den Regenwäldern Indonesiens zu finden sind. Dieser kultivierte Dschungel dient Sommer wie Winter als klimatischer Puffer und hat obendrein wissenschaftlichen Anspruch. Er ist in Zusammenarbeit mit dem Hortus Botanicus und dem Royal Tropical Institute entstanden und wird mit deren Unterstützung auch gepflegt.

Um diesen üppig bepflanzten Indoor-Park sind die Laubengänge gruppiert, über die sich die einzelnen Zimmer ebenso erschließen wie ein breit gefächertes gastronomisches Angebot. Bars, Restaurants, Cafés und ein Wellness Centre zählen zum öffentlich zugänglichen Bereich im Erdgeschoss, das über eine durchgängige Glasfassade Einsicht gewährt und Innen- und Außenbereich miteinander verknüpft.

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Das Hotel Jakarta hat die Form von New Yorks Flatiron Building, errichtet ist es allerdings in Holzbauweise.

Wir haben das Hotel Jakarta als öffentliches Gebäude entworfen, und es ist heute ein belebter Eckpfeiler der Stadt.

von SeARCH, Architekturbüro

Auf diese Weise sollte ein grünes Wohnzimmer entstehen, das allen gleichermaßen offen steht: den Hotelgästen, den Nachbarn von Java-eiland sowie den übrigen Bewohnern von Amsterdam, die einen Ausflug auf die innerstädtische Hafeninsel machen. „Wir haben das Hotel Jakarta als öffentliches Gebäude entworfen, und es ist heute ein belebter Eckpfeiler der Stadt.“

Plug- and Play-Module aus Holz

Wie auch schon beim Wohnbauprojekt Juf Nienke setzten die Architekten von SeARCH auf eine modulare und hybride Holzbauweise. Zum ersten Mal in den Niederlanden sei eine tragende Holzkonstruktion mit einer Höhe von 30 Metern entstanden. Alle Bauelemente, so wird betont, stammen aus nachhaltigen Forstwirtschaften, die entweder mit den FSC- oder dem PEFC-Siegel zertifiziert sind. Die konstruktiven Brettschichtholzelemente der Wände und Decken kombinierten sie mit dünnen Betonböden, die ebenfalls vorgefertigt geliefert wurden.

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Das Erdgeschoss mit seinem subtropischen Garten und einer Reihe an gastronomischen Angeboten ist als öffentliches Wohnzimmer für Hotelgäste und Bewohner der Stadt gedacht.

Ein Großteil der Zimmer basiert auf einem 30 Quadratmeter großen Modul, das die Architekten eigens für das Hotel entwickelten. Die einzelnen Holzmodule passten auf einen Standard-Lkw und wurden werkseitig komplett vorgefertigt – inklusive Fassade, Balkon, Badezimmer und aller technischer Installationen. Auf der Baustelle konnten die Plug- and Play-Module innerhalb von 3 Wochen montiert werden, so heißt es.

Das Architekturbüro SeARCH hat sich auf das Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz spezialisiert und in Amsterdam bereits einige modulare Holzbauten umgesetzt.„Wir sind Pioniere der Holzrevolution und kreieren gesunde, innovative, modulare Architektur“, wie sie in ihrem Mission Statement erklären.

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Der botanische Garten im zentralen Atrium dient als klimatischer Puffer.

Stromerzeugende Fassadenmodule

Innovativ ist auch die Fassade des Hotels, dessen Süd- und Ostseiten mitbauwerkintegrierter Photovoltaik(BIPV) bedeckt sind. Dabei handelt es sich um Bauelemente, die zusätzlich zur Stromgewinnung auch noch andere Funktionen wie Wärmedämmung oder Wind- und Wetterschutz übernehmen. Die stromerzeugenden Paneele, die eine Fläche von 700 Quadratmetern bedecken, sind ein integraler Bestandteil des Loggia-Designs.

Die Balkone der Zimmer dienen zugleich als konstruktiver Sonnenschutz. Durch die außenliegende Glashülle ähneln sie kleinen Wintergärten und bilden zusammen einen Temperaturpuffer. Das Hotel Jakarta ist ein energieneutrales Gebäude und nach dem britischen Standard BREEAM mit der Bewertung „exzellent“ zertifiziert.

Text: Gertraud Gerst Fotos: SeARCH

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