Ein Retreat für Bohemiens
In Todos Santos, auf der mexikanischen Halbinsel Baja California, wurde ein Luxusresort gebaut, das sich dem sanften Tourismus verschrieben hat. Im Paradero Hotel trifft Beton-Minimalismus auf Boho-Chic.
Am südlichen Ende von Baja California, direkt am nördlichen Wendekreis, liegt Todos Santos. Ein verschlafener Ort, der einst von Missionaren gegründet wurde und dessen kolonialer Charme bis heute erhalten geblieben ist. Im Gegensatz zum touristisch hoch erschlossenen Los Cabos, eine Autostunde weiter südlich, ist die Küste hier noch weitgehend unverbaut. Auch das neu eröffnete Luxusresort Paradero Todos Santos hat daran nichts geändert. Anstatt auf Strandnähe setzt man hier auf die karge Wüstenlandschaft als reizvolle Kulisse.
Mission für mondäne Einkehr
Die gesamte Anlage mit ihren 35 Suiten tut es der Landschaft gleich. Sie präsentiert sich in erdigen Farben und mit minimalistischer Zurückhaltung. Der eingesetzte Beton hebt sich farblich kaum von seiner Umgebung ab. Die Fassade der einzelnen Strukturen ist entweder festungsgleich geschlossen oder maximal zur Landschaft hin geöffnet. Ein Bollwerk des béton brut inmitten einer Kaktuswüste.
Das Hotel teilt sich in mehrere Kubaturen auf, die um einen zentralen Garten gruppiert sind. Eine Anordnung, die sich an historische Missionsstationen in Kalifornien anlehnt. Mit dem einen Unterschied, dass hier nicht für eine Religion, sondern für mondäne Einkehr und authentisches Naturerlebnis geworben wird. Ein Retreat für naturbewusste Bohemiens.
Saumfreie Einbettung in die Landschaft
Das über zwei Hektar große Gelände schließt an kleine Farmen an, und am Horizont erhebt sich die Bergkette Sierra de la Laguna. „Die umgebende Natur ist das wichtigste Element des Projektes. Die Anlage verteilt sich über das gesamte Areal, sodass jede Suite und einige der Gemeinschaftsbereiche eine unverstellte Aussicht auf die Umgebung haben“, erklären die Architekten Yashar Yektajo und Ruben Valdez, die mit der Planung des Hotels betraut waren.
Die umgebende Natur ist das wichtigste Element des Projektes.
Um das Hotel möglichst saumfrei in die Landschaft einzubetten, ließen die Projektverantwortlichen 80 endemische Pflanzen auf dem Grundstück setzen. Zusätzlich legten sie einen botanischen Garten an, der in etwa die Hälfte der Anlage einnimmt. „Im Hotel entdeckt man die Landschaft durch eine bedachtsam arrangierte Abfolge von Innen- und Außenbereichen, die Grenzen zwischen der Anlage und der Umgebung lösen sich auf“, so die Architekten.
Naturerfahrung inklusive
Die Hotelzimmer sind in Innen- und Außenbereiche gegliedert und bieten gemütliche Ecken zum Entspannen. Während die Garten-Suiten mit Hot Tubs und Hängematten ausgestattet sind, regen die Dach-Suiten mit dem montierten „Star Net“ über der Terrasse zum nächtlichen Sterneschauen ein. Das Interior-Studio B Huber kombinierte die brachialen Betonwände mit zeitgemäßen Holzmöbeln und mexikanischem Kunsthandwerk.
Im Hotel entdeckt man die Landschaft durch eine bedachtsam arrangierte Abfolge von Innen- und Außenbereichen.
Doch die Hotelgäste sollen nicht nur in ihren privaten Hängematten liegen und die Natur anschauen, sie sollen sie auch erleben. Dazu wird ein Programm an Aktivitäten angeboten – von Surfen am 20 Minuten entfernten Strand bis hin zu Workshops im Gemüseanbau und geführten Wandertouren durch die fünf Ökosysteme, die in unmittelbarer Nähe des Hotels zu finden sind. Diese täglichen „Experiences“ sind nicht als Extraleistungen gedacht, sondern im Übernachtungspreis von 550 US-Dollar inbegriffen.
Sanfter Tourismus
Das Hotelkonzept und das Design von Yektajo Valdez Architects geht jedenfalls voll auf. Das Paradero Hotel füllte zahlreiche Hochglanzmagazine und kürte Listen wie die „Most Anticipated Luxury Hotel Openings of 2021“. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist der propagierte sanfte Tourismus, der dafür Sorge tragen will, dass das UNESCO-Biosphärenreservat um Todos Santos erhalten bleibt.
Der 5000 Einwohner zählende Ort steht in der Liste der Pueblos Mágicos, also jener Ortschaften Mexikos, die als besonders sehenswert und unverfälscht gelten. Das schafft ein Bewusstsein, in dem der Spagat zwischen wirtschaftlicher Belebung und nachhaltiger Bebauung zu gelingen scheint.
Text: Gertraud Gerst Fotos: Paradero Todos Santos, Yoshiko Itani Photography
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