Die Bank, die Kohlendioxid bunkert

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Die Geschichte klingt verrückt, aber gleichzeitig auch genial: Anders Berensson Architects wollen mit einem gigantischen Holzbau namens Bank of Norrland dabei helfen, CO2 zu speichern.

Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind immer offensichtlicher. Wirbelstürme in Mitteleuropa. Weltweite Dürreperioden ungewöhnlichen Ausmaßes. Der Anstieg des Meeresspiegels. Im Grunde können wir schon jetzt erkennen, dass Greta Thunberg und sämtliche Klimaforscher mit ihren Prognosen schlichtweg Recht hatten.

Kohlenstoff muss weg!

Daher sind die Themen Energiewende und Klimaschutz endlich auch bei den meisten Entscheidungsträgern unseres (noch) blauen Planeten angelangt. So haben sich etwa alle EU-Staaten dazu verpflichtet, bis 2050 nur noch Energie aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Und so den CO2-Ausstoß massiv zu verringern.

Natürlich zieht hier auch Schweden mit. Im Nordland versucht man gerade in einem ersten Schritt, die Kohlenstoffemissionen zu halbieren.

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Ein Unterfangen, bei dem sich nun ein völlig unerwarteter Mitspieler in Szene setzt: Architekt Anders Berensson. Der kreative Meister des Holzbaus hat ein Konzept entwickelt, das dem Problemthema CO2 auf unorthodoxe Weise begegnet. In seiner Vision entsteht dafür das größte Holzbauwerk der Welt.

Eine Bank, die kein Geld bunkert

Dieses soll jedoch keine Wohnungen oder Büros beinhalten. Es soll schlichtweg als gigantischer Holzspeicher dienen. Wie eine Bank Geld bunkert, will er hier eben Holz einlagern. Daher nennt Berensson das gigantische Objekt auch Bank of Norrland.

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Auf diese Weise, so Anders Berensson Architects in ihrer offiziellen Beschreibung, würde der größte von Menschen geschaffene CO2-Speicher errichtet werden. „Durch die Bank wird Holz für die künftige Verwendung gelagert!" Also anstatt es, wie heute, sofort zu Papier oder Brennstoff zu verarbeiten. Eine Praxis, die aktuell besonders große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzt.

Ein ganzes Jahr Holz

Die Bank of Norrland soll so konzipiert sein, dass sie die Holzproduktion eines ganzen Jahres speichern kann. Und zwar in einem Kubikkilometer gelagerter Stämme. Wie das genau passieren soll, beschreibt Berensson übrigens überraschend genau. Zuerst einmal ist es ihm wichtig, dass die Landwirte, die ihr Holz liefern, angemessen entlohnt werden. Nur so wären sie auch motiviert, ihr Holz in die Bank „einzuzahlen“, sein logischer Schluss.

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Bei Schlechtwetter sollen so genannte Holzstapler dafür sorgen, dass sich jeder zurechfindet.
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Bei Schönwetter kann man ganz entspannt die Aussicht über das Umland genießen.

Das Bauwerk selbst würde so errichtet werden, dass die Stämme nicht nur gemeinsam ein Objekt bilden, sondern vor allem ideal trocknen können. „Sie werden in langen Reihen übereinander gelegt, die sich kreuzen. So werden stabile Würfel gebildet“, sagt Berensson. Infolge würde der Trocknungsprozess der Stämme genau überwacht.

Alles wird genau vermessen

Das ist wichtig, da sonst das Bauwerk womöglich stellenweise unterschiedlich schnell schrumpfen und instabil werden würde. „Deshalb müssen alle Lastwagen die Ware anliefern zuerst eine Feuchtigkeitsstation passieren“, heißt es in der Projektinformation. Daraufhin würde der ideale Standort, zu dem sie ihre Ladung an Stämmen transportieren sollen, ermittelt.

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Was auch eine Holzbank braucht: einen spektakulären Besprechungsraum.

Selbst für Eventualitäten wie Wetter und persönliche Befindlichkeiten der Lkw-Fahrer gibt es bereits ein Procedere, das angewendet werden soll. „Wenn es zu windig ist oder der Lkw-Fahrer Höhenangst hat, fährt ein Banklotse die Ladung zu ihrem Bestimmungsort innerhalb des Bauwerks. Am Zielort angekommen, trifft der Fahrer auf einen Holzstapler (eine neue Berufsgruppe?). Der wartet schon, um die Stämme richtig zu platzieren. Da es hier windig und manchmal wolkig sein kann, tragen alle Holzstapler deutlich nummerierte, leuchtende Anzüge.“

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Nach genauen Vorgaben soll das Holz gestapelt werden, damit man es jederzeit wieder holen kann.
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Hinter den Kulissen wird jeder Stamm erfasst und seine Informationen in eine Datenbank übertragen.

Diese Holzstapler sind insofern relevant, da sie die Stämme so abladen müssen, dass die Stabilität der Bank of Norrland gesichert bleibt. „Sie überprüfen das gelieferte Holz ein letztes Mal auf Risse und vergessene Rinden“, heißt es in der bereits vorliegende Job-Beschreibung. Anschließend würde das Holz bewertet. Dann fließen die relevanten Informationen in die Datenbank der Holzbank ein. Schließlich soll das Holz irgendwann einmal – wenn es trocken und gut zu verarbeiten ist – wieder abgeholt werden. Um als nachhaltiger Baustoff für ein besonderes Projekt verwendet zu werden.

Holz darf nur nachhaltig verbaut werden

Die infrage kommenden Bauten würden vorab einer harten Öko-Prüfung unterzogen werden. Soviel steht jedenfalls schon fest. Damit das in den Stämmen gespeicherte CO2 nicht womöglich zeitversetzt doch noch durch Verbrennen oder andere Weiterverarbeitungen in die Atmosphäre entweicht.

Denn auf diese Weise würde sich die surrealistisch-charmante Idee der Bank of Norrland dann gänzlich ad absurdum führen.

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Anders Berensson Architects

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