Der Ring des Wikingers

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Auf dem isländischen Berg Bjólfur soll eine neue Aussichtsplattform entstehen. Ein Team von Architekt:innen und Designer:innen konnte sich in einem Wettbewerb mit ihrem Entwurf, der an einen alten Wikinger erinnert, durchsetzen.

Mitten in der beeindruckenden Landschaft Islands, auf einem Berghang 650 Meter über dem Meeresspiegel, wird ein nicht minder beeindruckender, kreisförmiger Aussichtspunkt entstehen. Ein Team von Architekt:innen und Designer:innen, bestehend aus Esja Architecture und Arkibygg Arkitektar sowie ANNA Landslagsarkitekt, Kjartan Mogensen und AXA Nordic, hat den von den lokalen Behörden ausgeschriebenen Wettbewerb für den "Ring of Bjólfur" gewonnen. Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres 2024 geplant.

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Eine Legende

Seydisfjordur, eine charmante Stadt an der Ostküste Islands, zeichnet sich durch einen schmalen Fjord und die umliegenden steilen Berge aus. Die pittoreske 300-Seelen-Gemeinde ist nicht nur von natürlicher Schönheit geprägt, sondern hat auch kulturell einiges zu bieten.

So finden in der berühmtesten Sehenswürdigkeit des Ortes, der Blauen Kirche, jährlich große Konzerte statt.  Zudem lockt ein Weg in Regenbogenfarben vor der Kirche regelmäßig zahlreiche Reisende an. Seydisfjordur war auch Handlungsort (wenn auch nicht Drehort) der isländisch-deutschen Krimiserie „Trapped“, die 2015 produziert wurde.

Hier befindet sich mit dem majestätischen Bjólfur zudem jener Berg, der Namensgeber für das eindrucksvolle Bauprojekt ist. Der Berg selbst wiederum wurde nach dem Wikinger Bjólfur benannt. Dem Gründer von Seydisfjordur, der vermutlich hoch oben auf dem Berg begraben liegt. Die Wikinger pflegten ihre kostbarsten Besitztümer, darunter Schmuck und Waffen, mit ins Grab zu nehmen.

Auch Bjólfur wurde, entsprechend der alten Überlieferung, nach seinem Tod mit seinen kostbarsten Besitztümern, darunter ein wertvoller Silberring, auf dem Gipfel des Berges beigesetzt. Gefunden wurde das Grab jedoch nie; vielleicht findet sich da oben also noch heute ein kleiner – oder großer – Schatz. Der Ring of Bjólfur jedenfalls symbolisiert diesen Silberring, der dem ersten Siedler gehört haben soll.

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Beton und Holz

Die unberührte und raue Natur Islands beeinflusste die Auswahl der Materialien für den Aussichtspunkt. So wird der Großteil des Bauwerks aus widerstandsfähigem Beton gefertigt und zudem an vier Stellen verankert sein. Für die innere Brüstung wird man lokal beschaffte Silber-Lärche verwenden, während die äußere Brüstung aus Edelstahlstäben gebaut wird.

Mit einem Durchmesser von 32 Metern soll der Betonsteg eine begehbare Fläche mit Sitzbänken entlang der gesamten Struktur aufweisen, die auch für Rollstuhlfahrende zugänglich sein wird. Von der Plattform aus hat man einen 360-Grad-Ausblick auf den Fjord, den Berg und das Meer.

Das Projekt ist nicht nur eine Aussichtsplattform, es ist eine visuelle Darstellung des kulturellen Erbes von Seydisfjördur.

von Audur Hreidarsdottir, eine der Architektinnen von Esja Architecture

Das Projekt wurde in einem Architekturwettbewerb im Jahr 2021 ausgeschrieben. Die Fertigstellung soll Ende 2024 erfolgen. Die Bauarbeiten müssen in einem kurzen Zeitfenster durchgeführt werden, denn die Straße zum Aussichtspunkt ist nur im Sommer befahrbar. Auch können die äußeren Bedingungen für die Bauarbeiten bei Regen und starkem Wind schwierig sein.

"Glücklicherweise gibt es in der Region großartige Bauunternehmen, die in den schwierigsten Gelände- und Wetterbedingungen gebaut haben. Wir sind also positiv gestimmt und freuen uns darauf, den Bauprozess zu Ende zu bringen.“, heißt es offiziell seitens der Architekturbüros.

Audur Hreidarsdottir, eine der Architektinnen von Esja Architecture, ergänzt: „Das Projekt ist nicht nur eine Aussichtsplattform, es ist eine visuelle Darstellung des kulturellen Erbes von Seydisfjördur. Wir wollten ein Bauwerk schaffen, das nicht nur ein atemberaubendes Panorama bietet, sondern auch eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte der Wikinger, die dieses Land geformt haben.“ Sie hoffe, dass die Besucher:innen in Staunen versetzt werden, sobald sie die Plattform betreten. Und das ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Text: Resi Reiner Bilder: ESJA

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