Das Kunsthaus-Haus

Die Fassade eines modernen Gebäudes ist mit vertikalen Holzstäben verziert.
Das Art Preserve in Sheboygan, Wisconsin, eröffnet später als geplant. Sollte man sich in die Gegend verirren, kann man bestaunen, wie zeitgenössische Künstler das Innenleben ihrer Häuser gestalten.

Der Mensch hat das Bedürfnis, seine Umgebung, sei es das eigene Zuhause oder das Büro, zu personalisieren, mit seiner individuellen „Duftmarke” zu versehen. Bei so manchem Künstler war und ist diese menschliche „Schwäche” so ausgeprägt, dass sie regelrecht ausartet. Und so verwandeln sie ihre eigenen Wohnstätten in Kunstwerke. Oder machen gleich aus dem ganzen Gebäude ein künstlerisches Oeuvre.

Das Art Preserve Gebäude in Wisconsin ist mit vertikalen Holzlamellen verkleidet.
Das moderne Gebäude ist mit vertikalen Holzlamellen verziert.

Das John Michael Kohler Arts Center mit seinen wechselnden Ausstellungen in Sheboygan, Wisconsin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese kunstvollen Räume und Umgebungen zu erhalten. Vor kurzem hat es mit dem vom Architektenbüro Tres Birds gestalteten Art Preserve eine Erweiterung erfahren.

Das Art Preserve Museum in Sheboygan, Wisconsin, mit einer Fassade aus Holzstäben.
Das Art Preserve in Sheboygan, Wisconsin, zeichnet sich durch seine Holzlamellenfassade aus.

Ursprünglich für den Spätsommer 2020 anberaumt, wird das Art Preserve erst im Juni 2021 eröffnet. Das dreistöckige, 17.000 Quadratmeter große Gebäude befindet sich in der natürlichen Umgebung eines 160 Hektar großen Naturschutzgebietes an der Westseite von Sheboygan.

Ein Weg führt durch eine Installation aus hohen, hölzernen Säulen.

Die Kuratoren des Museums nutzen die Zeit, um den Innenausbau und die Installation der Kunstwerke – allesamt von Künstlern geschaffene Räume – abzuschließen. Das Art Preserve in der Kleinstadt am Lake Michigan, eine Stunde nördlich von Milwaukee, ist demnach das weltweit erste Museum, das sich mit von Künstlern geschaffenen Räumen und Umgebungen befasst.

Eine Skizze eines modernen Gebäudes mit Holzfassade, eingebettet in einen Wald.
Eine architektonische Skizze eines modernen Gebäudes auf einem Hügel.

Forschungs-Zentrum

Tres Birds, das Studio in Denver, war als Planer, Architekt und Ausstellungsdesigner für das Projekt tätig. Das Art Preserve dient als Ausstellungsraum der teils autodidaktisch entstandenen, zeitgenössischen Werke. Es beherbergt daneben aber auch öffentlich zugänglich und sichtbar mehr als 25.000 Exponate von mehr als 30 Künstlern der weltberühmten Sammlung des Kohler Arts Center.

Ein leerer Raum mit großen Fenstern und Blick auf Bäume.
Das Art Preserve ist auch als akademisches Zentrum gedacht, mit Bildungsbereich, Bibliothek etc.

Das Design des Art Preserve erhebt den Anspruch, Interaktion mit den Besuchern zu fördern und gleichzeitig die ureigenste Aufgabe eines Museums, Ausstellung und Erhaltung der Exponate, bestmöglich zu erfüllen. Das Art Preserve wird aber nicht nur die Funktion des Museums erfüllen, es versteht sich auch als Zentrum für akademische Studien mit Bildungsbereich, Bibliothek, Studiensammlung und weiteren Räumlichkeiten, die Forschern oder Reisegruppen zur Verfügung stehen werden.

Ein Mann mit rotem Bauhelm betrachtet ein Betonfertigteil mit Kieselmuster.
Fassaden aus dem Gestein des Flusses in unmittelbarer Nähe.

Geringer CO2-Fußabdruck

Die wichtigsten Elemente der Außenstruktur sind Platten aus dem Gestein, das in den vergletscherten Flussbetten von Wisconsin gefunden wurde. Es bedurfte keiner Herstellungsenergie und nur sehr kurzer Transportwege. Das Gebäude ist mit durchgehendem hochdichtem Schaumstoff und dreifach verglasten Fenstern gut isoliert.

Das Art Preserve Gebäude mit hölzernen Stützbalken an einem Hang, an dem Bauarbeiter arbeiten.
Eine Kran hebt einen Baumstamm vor einem modernen Gebäude mit großen Fenstern.

Analog zu einem Weinkeller ist das Art Preserve zum Teil in den Hang hinein gebaut. Denn der asymmetrische Gebäudekörper verbindet die untere Eingangsfläche mit dem oberen Bereich – und überbrückt dabei den bewaldeten Hang. So wird die konstante Temperatur unter der Erdoberfläche genutzt, was wiederum für konstantere Innentemperaturen sorgt. Die Heiz- und Kühllast lässt sich so auf natürliche Weise reduzieren.

Ein Übersichtsplan eines Grundstücks mit einem Gebäude, Parkplätzen und Bäumen an der Indiana Avenue.
Ein Querschnitt des Jmkac Art Preserve-Gebäudes mit mehreren Etagen und Personen.

Zudem schaltet sich Beleuchtung im Museum erst dann ein, wenn Bewegungsmelder durch das Betreten von Menschen ausschlagen. Mit all diesen Gebäudemerkmalen hält sich der Verbrauch fossiler Brennstoffe in Grenzen und man erreicht einen geringen CO2-Fußabdruck.

Holzpfosten stützen das Vordach eines modernen Gebäudes.
Die Fassade eines modernen Gebäudes mit hölzernen Stützbalken und viel Grün im Vordergrund.

„Echo-Wald”

Besonders auffällig aber ist der künstliche „Wald“ durch den man das Gebäude betritt. Er schirmt die Sammlung vor der ständigen direkten Sonneneinstrahlung ab. Gleichzeitig blickt man vom Inneren des Museums durch den künstlichen Wald hinaus auf die das Gebäude tatsächlich umgebenden Bäume, auf den Fluss und die Wiese. So wird eine Verbindung geschaffen – der „Echo-Wald” geleitet einen hinein in das Museum.

Zwei Männer betrachten eine Hirschskulptur in einem Ausstellungsraum.

Hauptinspiration für den Entwurf von Tres Birds war demnach ein Spaziergang im Wald. Gebäude stünden immer auch in Beziehung zu ihrer natürlichen Umgebung und zur Natur. Und so bezieht das Art Preserve die Landschaft in seine Gestaltung mit ein – ganz so, als sei es organisch aus der Hügel- und Wiesenlandschaft emporgewachsen.

Das „Beautiful Holy Jewel Home“ des „Original Rhinestone Cowboy“ ist mit Ornamenten geschmückt.
Das Glitzer-Haus des Künstlers Loy Bowlin.
Ein farbenfroher Raum mit Wandmalereien von Figuren, geometrischen Formen und einer Sonne.
Kunstvoll bemalt von Eddie Owens Martin.
Ein Mann mit Cowboyhut steht in einem Raum, der mit Ornamenten und Mustern verziert ist.
Innen mit Strasssteinen etc. besetzt.
Der farbenfrohe Spielplatz von Eddie Owens Martin, auch bekannt als St. EOM, ist im Pasaquan zu sehen.
Ornamentik von Eddie Owens Martin auch im Garten.

Im Gebäude sind beispielsweise Werke von Levi Fisher Ames, Emery Blagdon, Loy Bowlin, Nek Chand, Annie Hooper, Jesse Howard, Mary Nohl, Dr. Charles Smith, Fred Smith, Lenore Tawney, Stella Waitzkin, Ray Yoshida und Albert Zahn zu sehen.

Auf der ersten Ebene können die Gäste zum Beispiel ein Faksimile von Eugene von Bruenchenheins pastellfarbenem Haus in Milwaukee betreten. Im Inneren wird eine Auswahl seiner Fotografien, Gemälde, Skulpturen und anderen Werke anhand historischer Fotografien präsentiert; weitere Werke können in kuratierten Lagerschränken und auf Regalen besichtigt werden.

Text: Linda Benkö Fotos/Visualisierungen: Tres Birds, Durston Saylor, Harrod Blank, Sally Griffiths, Columbus State University, Dan Smith / Kohler Foundation Inc.

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