Das „gesunde“ Ochsner Center
Das Jahr 2020 hat mehr als deutlich demonstriert, wie wichtig medizinische Forschung ist. Zugleich bedroht der Klimawandel die von der Pandemie gebeutelte Welt. Dies macht ein Projekt, das sowohl Gesundheitswesen als auch Umweltschutz voranbringt, umso interessanter. Was derzeit in New Orleans entsteht, soll beides leisten: Das von Trahan Architects entworfene Ochsner Center for Innovation. Als Hauptsitz der „iO“-Innovationsgruppe des US-Healthcare-Unternehmens Ochsner wird es der Entwicklung moderner Gesundheitsangebote dienen. Nachhaltig und zukunftsorientiert designt, kann es bereits vor Fertigstellung mehrere Awards für sich verbuchen.
Hi-Tech für medizinische Forschung
Das neue, hochmoderne Ochsner Center for Innovation schafft Raum für effiziente Zusammenarbeit des Unternehmens und seiner Partner. Zu den Schwerpunkten zählen digitale Lösungen, Präzisionsmedizin und Analytik für optimale Gesundheitsversorgung. Die entsprechenden Räumlichkeiten sind auch die „Herzstücke“ des Plans, den das renommierte Büro Trahan Architects für den Neubau entworfen hat. So ist ein „Maker-Space“ für die Entwicklung neuer Technologien vorgesehen. Ebenso, wie ein Prototypen-Labor mit maßstabgetreuem Mock-up-Raum und Virtual-Reality-Labor, in dem Innovationen getestet werden können.
Flexible Büroräume und Bereiche für kommunikative Zusammenarbeit verstehen sich von selbst. Außerdem wird es im neuen Ochsner Center ein Schulungszentrum geben. Dort sollen künftig Konferenzen, Events, Jobtrainings, Programme zur Unterstützung von Unternehmen und Bildungsseminare stattfinden.
Fokus auf Nachhaltigkeit
Der im Bau befindliche Komplex liegt auf einem rund 3.400 Quadratmeter großen Grundstück am Jefferson Highway und soll 2021 fertig werden. Nachhaltigkeit war, wie man bei Trahan Architects betont, schon in der Planungsphase ein entscheidendes Thema. Und: „Wir wussten von Anfang an, dass der Kunde ein sehr transparentes Gebäude mit großflächigen Verglasungen will“.
Um diesen Wunsch zu erfüllen, wurden Studien zu Gebäudemasse, Höhe, Lage, Erreichbarkeit und Position in Bezug auf den Sonnenstand vorgenommen: „Wir haben sorgfältig daran gearbeitet, die Geometrien so zu iterieren, dass die Verglasung entweder vollständig nach Norden ausgerichtet ist oder während des größten Teils des Jahres selbst verschattet“.
Hell und grün
Darüber hinaus haben die Architekten die umgebende Landschaft und Natur als integrale Bestandteile des Projekts betrachtet. Das neue Ochsner Center Headquarter ist in Riegel unterteilt. Die langen Seiten erstrecken sich von Osten nach Westen und die Gebäudetrakte werden durch Höfe getrennt. Dadurch erreicht ein Maximum an Tageslicht die Innenräume. Außerdem schafft dieses Konzept einen Außenbereich, der für Veranstaltungen und Aktivitäten genutzt werden kann.
Die Innenhöfe bieten auch eine visuelle Unterbrechung des Gebäudes. Sie lassen das Gesamtvolumen weniger massiv wirken, was den Anrainern des Ochsner Center for Innovation bestimmt entgegenkommt. Denn auf dem Grundstück, das im Westen angrenzt, befindet sich ein Wohngebäude. An der Ostseite der neuen Anlage thront ein alle anderen Gebäude überragender 14-stöckiger Spitalsturm. Das dynamisch geformte Innovationszentrum wird eine durchlässige, begrünte „Zwischenstufe“ bilden, ohne die Wohnqualität der Nachbarn zu schmälern.
„Forschung“ fürs Forschungszentrum
Nicht nur die künftigen Nutzer des Neubaus sollen für vielversprechende Innovationen sorgen. Auch seine Planer durften mit Zustimmung des Auftraggebers vorab ausgiebig „forschen“. Und zwar vor allem in Sachen Gebäudesysteme, Standort-Ökologie und Materialauswahl.
Die Bauherren waren eng in den Planungsprozess eingebunden, schildern die Architekten: „Dabei haben wir festgestellt, dass der Kunde nicht speziell eine LEED-Zertifizierung anstrebt, aber ein Design wünscht, das mindestens diesem Standard entspricht“. Man habe den LEED-Prozess also als „Rahmen“ für die Suche nach den besten Lösungen für alle Teile des Gebäudes, des Geländes und der Umgebung herangezogen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Rund um das Ochsner Center for Innovation wird einheimisches, pflegeleichtes Grün gedeihen, das Lebensraum für Insekten und Wildtiere schafft. Mehr als 30 neu gepflanzte Bäume sollen Schatten spenden und Biotope für Regenwasser-Nutzung und -Management sorgen. Auf dem geneigten Dach werden Photovoltaikanlagen Platz finden und Energieerzeugung vor Ort ermöglichen. Und das durchdacht „gestapelte“ Bauwerk ist so konzipiert, dass spätere Erweiterungen problemlos vorgenommen werden können.
Ideenwerkstatt Ochsner Center
Die Lobby im Atrium dient als einladender Zugang zum Gebäude und zugleich als Entree der Klassenzimmer auf der ersten Ebene. Ein auskragendes Betontreppen-Element im Foyerfungiert als Begegnungsraum für gesellige Interaktion und Kommunikation.
Flexible Arbeitsräume
In den offenen, durchgängigen Büroflächen auf den Ebenen zwei und drei warten Workstations, Pausenräume und Co-Working-Zonen auf die künftigen Nutzer. Raumhohe Verglasung und eine reduzierte Materialpalette aus polierten Betonböden, Glas, Gipskartonwänden und textilen Akustikpaneelen dominieren das Interieur.
Die Außenhaut des Innovationszentrums ist mit eloxierten Aluminiumplatten ummantelt. Mit seiner metallischen „Hülle“, die Himmel und Landschaft sanft reflektiert, wirkt das Ochsner Center trotz seiner Größe freundlich leicht. Fast wie ein Versprechen für die Zukunft, das zum Leitsatz des Trahan-Teams passt, Architektur „für Menschen“ zu schaffen.
Preisgekröntes Design
Die aufwändige Planungsarbeit des prominenten US-Büros hat sich bereits bezahlt gemacht.Von Chicago Athenaeum und European Center, die gemeinsam alljährlich hochbegehrte Preise verleihen, wurde das neue Ochsner Center 2020 gleich doppelt ausgezeichnet: Mit dem American und dem International Architecture Award. Obendrein erhielt das Projekt eine lobende Erwähnung der Architecture Master Prize Jury 2020 und das Studio einen AIA Honor Award.
Beeindruckende Erfolge für das Team um den Philanthropen und Studio-Gründer Victor F. „Trey“ Trahan III., das 2019 von „ARCHITECT 50“ zum US-Top-Büro des Jahres (Kategorie Design) erhoben wurde. Nach seinen Grundsätzen gefragt, stellte der Meister fest: „Es geht um mehr als um Gebäude, richtig? Es geht darum, an einem Ort anzukommen, an dem man glaubt, dass Architektur eine Haltung der Freundlichkeit schaffen oder bewirken kann.... Architektur spielt dabei eine Rolle“. Ein Statement, das nach Hoffnung klingt. Besonders in herausfordernden Zeiten wie diesen.
Text: Elisabeth Schneyder Bilder: Trahan Architects
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