Bergsteiger – was sonst?
Die Namensgebung muss in diesem Fall äußerst leicht gefallen sein. Wenn die Besitzer eines Bistros die Nachfahren der Bergsteigerpioniere Michl und Sepp Innerkofler sind, kann die Lokalität eigentlich nur Bistro Bergsteiger heißen. Zumal das Innere des Bistros Dokumentationen der beiden Bergführer zieren.
Den Höhepunkt von Sepp Innerkoflers Führertätigkeit markiert das Jahr 1890. Die Begehung der Kleinen Zinne-Nordwand gemeinsam mit seinem Onkel Veit Innerkofler führte in Bergsteigerkreisen zu großer Anerkennung. Und mit seiner Frau Maria bewirtschaftete Sepp Innerkofler damals die sehr bekannte Drei-Zinnen-Hütte.
Für Bergbestauner, Wanderer, Alpinisten ...
Damals wie heute befindet sich der Gastronomie-Betrieb in privilegierter Lage. Wer sich im Bistro Bergsteiger am Tresen aufstützt, genießt direkten Blick in die Gipfelriege der Sextner Dolomiten und auf einige von Sepp Innerkoflers imposanten Erstbesteigungen.
Die Sextner Dolomiten wurden 2009 in das Unesco Weltnaturerbe aufgenommen. Sie bestechen durch die atemberaubenden Landschaften und Dolomitengipfel, allen voran die weltberühmten Drei Zinnen.
Ebenfalls in den Südtiroler Dolomiten wurden vor kurzem die Hotels Milla Montis eröffnet. Der Bau, der vom Mailänder Architekten Peter Pichler entworfen wurde, huldigt der spektakulären Kulisse ebenfalls mit großzügiger Verglasung.
Der Naturpark 3 Zinnen umfasst eine Fläche von über 11.000 Hektar. Die Gemeinden Innichen, Sexten und Toblach sind Teil des wunderschönen Gebiets. Noch heute stellen Alpinisten von überall her an den senkrechten Wänden dieser Gebirgsgruppe ihr Können unter Beweis.
... und für Genießer und Freunde der Südtiroler Küche
Ihr Können stellen aber auch Wirt und Koch des Bistro Bergsteiger unter Beweis – in Gedenken an den legendären Urgroßvater: Hier werden seine Lieblingsspeisen aufgetischt, aber auch Bistrogerichte aus der Südtiroler Küche – zubereitet aus „ehrlichen”, saisonalen und lokalen Qualitätsprodukten, wie es heißt.
Was die Architektur und Bauausführung betrifft, so hat sich Plasmastudio der Natur und dem denkmalgeschützten Umfeld untergeordnet. Das Bistro Bergsteiger füge sich angemessen und zurückhaltend in seinen natürlichen und gebauten Kontext ein. So wurde die Böschungskante entlang eines viel begangenen Wanderweges genutzt, um den neuen Baukörper einzuschieben und in die unmittelbar umgebende Topographie einzubinden.
Der Neuzugang nimmt sich sehr zurück
Von seiner Ausrichtung her ist das Appropriate_Bistro Bergsteiger, wie es mit vollem Namen heißt, einerseits auf den Blick zum Zwölferkofel im Süden hin orientiert, andererseits hat man sich an der Fluchtlinie der umgebenden Bebauung orientiert.
Der Blick zur Bergkulisse am südlich liegenden Talschluss wird ebenso wenig beeinträchtigt wie das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Nachbargebäudes. Der „Neuzugang” sollte sich soweit als möglich zurücknehmen und den Ort so wenig als möglich verändern, war der Wunsch.
Viel Glas, um die Bergkulissen zu inszenieren
Die intensiv begrünte Dachfläche verläuft schräg hinauf, sodass die raumhohen Verglasungen den Blick auf die Bergkulissen richtiggehend inszenieren. Der Gastraum ist unterteilt in eine großzügige Thekenzone und in zwei Restaurantbereiche, welche durch ihre unterschiedlichen Raumhöhen Intimität und Ruhe einerseits, freie Sicht für möglichst viele Besucher andererseits schaffen. Die Glasfront zur Terrasse hin kann geöffnet werden. So wird bei guter Witterung der Innenraum nach außen hin erweitert.
In Analogie zum unmittelbaren denkmalgeschützten Nachbargebäude wurde innen wie außen mit Spritzwurfputz gearbeitet. Dekorative Lärchenholzschalungen sowie die Verwendung von Dolomit und heimischem Lärchenholzmobiliar betten das Bistro Bergsteiger in einen Heimatstil-Rahmen. Elemente des 1910 erbauten denkmalgeschützten „Touristenhauses“ – beliebtes Postkartenmotiv des Fischleintals – finden sich innen und außen wieder.
Für all das, durch den Dialog mit dem Kontext und durch die Zurückhaltung beim Eingriff in die natürlichen Gegebenheiten fanden die Architekten unter der Leitung von Ulla Hell und der Auftraggeber, der Hotel Dolomitenhof GmbH, von Anfang an das Wort „angemessen” – appropriate auf englisch.
Text: Linda Benkö Fotos: Florian Jaenicke, wikimedia/Walwegs, v2com
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