Avantgarde für Camper

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Frischen Wind ins Wohnmobil-Design bringt Studio Edwards mit seiner Base Cabin. Die futuristische Hütte im Anhängerformat ist mit ihrer schwarzen Gummihaut mindestens so schick wie der Airstream.

Kaum beginnt die Urlaubssaison, rollen sie wieder los. Die weißen, kastenförmigen Reisemobile reihen sich ein in den zähen Ferienverkehr. Es lockt der Campingplatz am Strand, am See oder in den Bergen. Die Kleintransporter mit eingebauter Inneneinrichtung sind für alle Eventualitäten des mobilen Lebens gerüstet. Doch seit dem polierten Airstream blieb das Design oft auf der Strecke. Das australische Architekturbüro Studio Edwards liefert nun mit der Base Cabin ein Camping-Gefährt im Avantgard-Look.

Vom Zelt zum Haus am Haken

Der Bulli von VW mit Hubdach, Baujahr 1960, war eines der ersten Reisemobile. Doch begonnen hat die Urlaubsform des Campens schon viel früher. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem wirtschaftlichen Aufschwung in den Goldenen Zwanzigern hatten Arbeiter erstmals Anspruch auf Urlaub, den sie kostengünstig in der freien Natur verbrachten. Ausgerüstet waren sie mit einfachen Zelten und den überaus populären Faltbooten, die aus einem Innengerüst und einer gummierten Bootshaut bestanden. Bald darauf wurde auch das nötige Zubehör erfunden, wie die Luftmatratze und der Daunenschlafsack.

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Das Badezimmer schafft eine räumliche Trennung zwischen Wohn- und Schlafbereich.

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Das Zelt als Ursprungsform des Campings findet sich in der Formgebung wieder.

Der Aufschwung nach Ende des Zweiten Weltkriegs brachte die Entwicklung des kostengünstigen Reisens weiter voran. PKWs wurden zu urlaubstauglichen Gefährten umgebaut und der Wohnwagen trat seinen Siegeszug an. Das „Haus am Haken“, wie es auch genannt wurde, sorgte in den 1960er-Jahren für die Entstehung eines neuen Industriezweigs. Bis heute steigt die Anzahl der weltweiten Campingplätze, und neue Nischen und Sonderformen entstehen. Glamping, die glamouröse Form des Campens, etabliert sich ebenso wie die Tiny House-Bewegung, die „kleiner Wohnen“ zur Lebenseinstellung macht. 

Finnhütte meets Airstream

Dahinter steckt die Sehnsucht nach dem einfachen Leben in der Natur, fernab von Alltag und Hektik unserer digitalisierten Welt. Die Sparte der Tiny House-Anbieter wächst in Rekordgeschwindigkeit, immer neue Inspirationen für das Leben off the grid liefert der Hashtag Cabin Porn. Das neueste Sehnsuchtsobjekt für Eskapisten kommt aus Australien. Das in Melbourne ansässige Architekturbüro Studio Edwards entwarf mit der Base Cabin einen Designwohnwagen, der minimalistisch und zeitgemäß sein sollte.

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Die Außenhaut der Base Cabin besteht aus einer durchgehenden Gummischicht.

Inspiration für die Geometrie lieferte eine Kombination aus der Finnhütte und dem ikonischen Airstream.

Ben Edwards, Architekt

Es waren vor allem zwei Einflüsse, die für das Design des asymmetrischen Baukörpers ausschlaggebend waren. „Inspiration für die Geometrie lieferte eine Kombination aus der Finnhütte und dem ikonischen Airstream“, erklärt Architekt Ben Edwards den Entwurf.

Wasserdichte Gummihülle

Die Oberfläche der Base Cabin ist wie beim amerikanischen Vintage-Modell aus einem Guss. Die Außenhaut ist gummiert und bringt neben der wasserdichten Hülle auch eine homogene Ästhetik. Ein wenig erinnert die Gummihaut auch an das Faltboot der Camping-Pioniere. „Das Material wurde gewählt, weil es langlebig und matt in seinem Erscheinungsbild ist. Zudem war es in der Lage, die eckige Form nahtlos zu umschließen“, so der Architekt über die Hütte auf Rädern.

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Große Fenster und die satte Raumhöhe schaffen ein luftiges Wohngefühl im Inneren.

Das Nurdachhaus benötigt weniger Material als eine herkömmliche Konstruktion. Das war eine wichtige Überlegung für das Gesamtgewicht des Bauwerks.

Ben Edwards, Architekt

An der vorderen Seite bildet der asymmetrische Giebelbau ein spitzes Dreieck und sieht aus wie eine Finnhütte auf Rädern. Für die Dreiecksform sprachen allerdings nicht nur stilistische Gründe. „Das Nurdachhaus benötigt weniger Material als eine herkömmliche Konstruktion“, so Edwards. „Das war eine wichtige Überlegung für das Gesamtgewicht des Bauwerks – es musste transportabel sein.“

Drei Räume unter einem Dach

Das Innere des kompakten Wohnwagens ist in drei Wohnbereiche aufgeteilt. Ein Badezimmer in der Mitte der Hütte schafft eine räumliche Trennung zwischen dem Wohn- und Essbereich und der  zeltförmigen Schlafzone. Durch die komplexe geometrische Form des Baukörpers treffen im Inneren viele holzvertäfelte Wandschrägen aufeinander, die auf eine hohe Dachluke zulaufen. Von hier dringt Tageslicht in jede Ecke des verwinkelten Häuschens.

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Fenster und Türen zum Aufschieben schaffen eine Verbindung zur umgebenden Natur.

Ben Edwards entwickelte die Base Cabin als erstes Modell für einen gleichnamigen Anbieter von Wohnmobilen und Micro Homes. Kunden können bei Base Cabin dieses Modell bestellen oder eine Maßanfertigung ihrer eigenen Vorstellungen in Auftrag geben.

Text: Gertraud GerstFoto: Studio Edwards

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