Am Pool der Zeit?

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Ein Schwimmbad am Dach? Kann doch jeder. Also hat das Studio Anti Reality für sein Summer House-Konzept einfach gleich das Dach auf den Kopf gestellt, um darin baden zu können. Klingt schräg. Ist es auch.

Es hat wohl einen guten Grund, warum das Studio Anti Reality heißt: Die kreativen Köpfe hinter der Brand wollen zeigen, was möglich wäre, wenn man die Realität nicht zwingend berücksichtigt. Tatsächlich sind daher die meisten Konzepte des polnischen Büros schon auf den ersten Blick nicht von dieser Welt.

Doch gelegentlich lassen die abgedrehten Architektur-Konzeptionisten, wie sie sich selbst nennen, dann doch mit einem ansatzweise realisierbaren Design aufhorchen. Aktuell: Ihr so genanntes „Summer House“.

Anti Reality schickt uns an die Küste

Folgen wir also einfach einmal unkritisch der visionären Reiseroute, auf die uns Anti Reality schickt: Wir befinden uns irgendwo an der steilen Felsküste eines abgeschiedenen Küstenabschnitts. Die sengende Hitze der hochstehenden Sonne treibt uns den Schweiß in die Augen. Doch der Blick auf die Weite des Meeres ist unbeschreiblich. Rings um uns – nichts als wilde, zerklüftete Natur. Tiere. Pflanzen. Dornen. Eben an diesem Fleckchen Erde erhebt sich zwischen Felsen eingekeilt ein ungewöhnliches Gebäude.

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Dreieckig die Grundfläche. Einstöckig. Und auf den ersten Blick unbewohnt. Denn die Bewohner selbst befinden sich nicht etwa im Wohnbereich – sondern vielmehr auf dem Dach. Oder, besser gesagt, im Dach. Hiermit sind wir nun genau dort, wo uns Anti Reality haben möchten. Denn das Herzstück ihres „Summer House“ wäre wohl die gewagteste Poolkonstruktion der Welt, würde sie denn realisiert werden. Schließlich ist dieser Pool in Wahrheit ein auf den Kopf gestelltes Dach, dessen Innenleben mit Wasser gefüllt wird. Ein so genanntes „Umkehrdach“, wie es Anti Reality nennen.

Zwischenfrage: Wie ist das mit der Statik?

Freilich, das sieht schon recht spektakulär aus. Und gerne lässt man sich in Gedanken in diesen außergewöhnlichen Pool mit Blick in die Natur gleiten, um seinen Träumen nachzuhängen. Aber bevor wir das tun, eine kleine Zwischenfrage: Ist so eine Konstruktion überhaupt in irgendeiner Weise auch nur ansatzweise realisierbar? Stichwort: Statik!

Grob geschätzt würde der auf den Visulisierungen von Anti Reality dargestellte Pool gut 20.000 Liter Wasser benötigen. Das wiederum entspricht einem Gewicht von 20 Tonnen, das auf dem Haus lasten würden. Kurz gesagt: Da müssen schon verdammt gute Statiker am Werk sein, damit die Hütte nicht zusammenkracht.

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Aber, meinen die Architekten: "Der Pool hat einen durch ein Siphon-Drainagesystem kontrollierbaren Wasserstand. Somit könne man das Gewicht je nachdem an welchem Ort das Haus errichtet würde anpassen." Schließlich würde die Tragfähigkeit des „Summer House“ vor allem auch vom möglichen Fundament abhängen. Egal. Wie man aber in den Pool gelangt, ist fix geklärt: Über eine Außenleiter.

Kluge Ideen unter dem Pool

Clever jedenfalls ist die Wohnraumlösung, die sich unter dem Dachpool befindet. "Eine der wichtigsten Design-Absichten war es, ein Gebäude zu schaffen, das komplett offen zur Umgebung ist und die Möglichkeit bietet, die Natur zu beobachten und in direkten Kontakt mit ihr zu treten", sagen Anti Reality. Deshalb wurde die dreieckige Grundfläche mit einem Rundgang versehen, von dem man überall Richtung Natur blicken kann.

Um dennoch Intimitätszonen zu schaffen, sind alle drei Ecksäulen des Objekts mittels verschiebbarer Wände von der Außenwelt abschirmbar. Jeder dieser drei Kerne hat zudem eine andere Funktion – Bad, Küche und Schlafzimmer wurden so definiert.

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Die gleichen mobilen Elemente, die Absonderung ermöglichen, kann man jedoch zur Schaffung eines einzigen großen Raums nutzen. So kann die Natur auf Wunsch der Bewohner kurzerhand aussperrt werden. Schließlich sei das Summer House entworfen worden, um saisonale Erholung und Wochenenden außerhalb der Stadt zu ermöglichen, sagen Anti Reality. Man soll also in der Natur eintauchen, sich aber ebenso gut auf den 85 vorhandenen Quadratmetern komplett zurückziehen können.

Fazit: Das spektakuläre Dachpoolhauskonzept klingt großartig, wird aber vor allem aufgrund der statischen Probleme aus heutiger Sicht buchstäblich „schwer“ zu realisieren sein. Falls es aber doch einmal soweit ist: Wir kommen gerne zum Test-Schwimmen!

Text: Johannes Stühlinger Bilder: Anti Reality

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