Tabuthema Menstruation: Mädchen und Frauen haben es schwer

Zarinah (15) zeigt stolz eine der wiederverwendbaren Binden, die sie selbst genäht hat
„Ich stellte mir vor, dass es sich um eine Art Krankheit handelt, die nur Mädchen und Frauen bekommen.“ Jimmy (16) aus Uganda

„Ich wusste nichts über die ganze Sache“, sagt der 16-Jährige. „Irgendwann stellte ich mir sogar vor, dass es sich um eine Art Krankheit handelt, die nur Mädchen und Frauen bekommen. Erst in der Schule habe er gelernt, dass die Menstruation ein natürlicher Prozess ist.“

Jimmy (16) setzt sich im Gesundheitsclub seiner Schule gegen die Menstruationstabus ein.

Jimmy (16) setzt sich im Gesundheitsclub seiner Schule gegen die Menstruationstabus ein.

Das Thema Menstruation ist weltweit noch immer mit Tabus und Stigmata belegt. Über 500 Millionen Frauen und Mädchen fehlt es an dem erforderlichen Wissen, Menstruationsprodukten, Zugang zu adäquater Sanitärinfrastruktur und anderen Ressourcen, um mit ihrer Menstruation sicher, hygienisch und ohne Scham umgehen zu können.

Weltweit hat jedes zehnte Mädchen während ihrer Periode keinen Zugang zu Hygieneprodukten. Viele von ihnen gehen deswegen in dieser Zeit auch nicht zur Schule. Auf ein ganzes Schuljahr gerechnet verpassen sie damit ein Viertel des Unterrichts. Die so entstehenden Lernlücken erhöhen das Risiko, die Schule ganz abzubrechen. Ohne einen Abschluss haben die Mädchen kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt und geben häufiger dem Druck nach, sich früh verheiraten zu lassen.

Viele können sich aber auch einfach keine Hygieneprodukte leisten, also bleiben sie zu Hause oder es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als unbequeme, unhygienische Alternativen wie getrocknete Bananenschalen zum Schutz ihrer Kleidung zu benutzen.

Außerdem erhalten Mädchen und Buben häufig keine Informationen über die Menstruation, was zu Unsicherheiten, Vorurteilen und Ängsten führt.

Ich dachte, ich würde verbluten. Ich wusste nichts über die Menstruation.

von Hellen (15) aus Uganda

Hellen (15) ist Mitglied im Gesundheitsclub ihrer Schule.

Hellen (15) ist Mitglied im Gesundheitsclub ihrer Schule.

Das erste Mal die Periode zu bekommen, war für Hellen (15) eine der „schlimmsten Erfahrungen“ ihres Lebens. Damals war sie neun Jahre alt. „Ich dachte, ich würde verbluten“, erzählt sie. „Ich wusste nichts über die Menstruation.“

So wie Hellen geht es vielen Mädchen in Uganda, vor allem in den ländlichen Gebieten. Zuhause wird ihnen selten etwas über die Menstruation, über den Zyklus und seine biologischen Hintergründe oder die Gesundheitsrisiken bei mangelnder Hygiene während der Periode erzählt.

Hellen hat in der Schule das erste Mal von dem Thema gehört. Seit sie im von Plan International gegründeten Schulclub ist, fühlt sie sich im Umgang mit ihrer Menstruation inzwischen deutlich selbstbewusster. „Es hat mir geholfen, damit gut umzugehen“, sagt sie. „Wenn es so weit ist, weiß ich, was zu tun ist.“ Zuhause hat die 15-Jährige allerdings Probleme, sich ausreichend zu versorgen. Ihre Eltern können es sich nicht leisten, Binden zu kaufen, weshalb Hellen während ihrer Periode regelmäßig Blut von ihrer Kleidung waschen muss. „Jedes Mal habe ich das Gefühl, dass ich Seife missbrauche. Mein Vater beschwert sich immer, dass ich meine Kleidung zu oft wasche“, sagt Hellen.Sie ist davon überzeugt, dass Aufklärung über die Menstruation und die richtige Hygiene auch in den Gemeinden ankommen muss. „Manche Eltern müssen über das Thema aufgeklärt werden.“

Ähnliches berichtet auch Jimmy, der vier Schwestern hat. In seiner Familie sei es ein Tabu gewesen, über die Periode zu sprechen und wer doch etwas zu dem Thema sagte, wurde bestraft.

: Eine Lehrerin zeigt den Schüler:innen, wie die wiederverwendbare Binde benutzt wird.

Eine Lehrerin zeigt den Schüler:innen, wie die wiederverwendbare Binde benutzt wird.

Uganda: „A bloody serious matter“

Mit dem Projekt „A Bloody Serious Matter“ hat Plan International von 2014 bis 2020 Kenntnisse, Einstellungen und Praktiken zur Menstruationshygiene von mehr als 200.000 Menschen in den Bezirken Tororo, Lira und Kamuli verbessert. In 197 Gesundheitsclubs, die Plan International an Schulen gründete, lernten Mädchen und Buben alles über Menstruation und den richtigen Umgang damit.

Außerdem wurden 284 Unternehmer:innen aus Jugend- und Frauengruppen, Lehrkräfte und Gesundheitshelfer:innen darin geschult, hygienische, wiederverwendbare Binden herzustellen und über Lieferant:innen Materialien hierfür zu organisieren. Sie lernten dabei, welche Baumwolle für Einlagen und Schutzhüllen geeignet ist und welche Kunststoffart eingearbeitet werden sollte, um ein Auslaufen zu vermeiden.

Neben den Schulclubs, dem Bau neuer Latrinen und Wasserstellen, der Schulung von Mädchen und Buben in der Herstellung von wiederverwendbaren Binden gehören zu den Aktivitäten auch die Lobbyarbeit für die Einbeziehung von Menstruationshygienemanagement in die Politik.

Buben und Mädchen beim Nähen von wiederverwendbaren Binden.

Buben und Mädchen beim Nähen von wiederverwendbaren Binden.

Die Geschichte von Hellen und Jimmy wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Uganda aufgeschrieben.

Auch in anderen afrikanischen Ländern ist die Menstruation ein Tabuthema, so etwa in Ghana. Mit einer Sinnvoll Schenken-Spende unterstützen Sie die Bereitstellung von Hygiene-Sets und unsere Aufklärungsarbeit vor Ort.

15€ für Tippy-Taps für Schulen in Ghana

75€ für Binden für Schülerinnen in Ghana

112€ für Aufklärung über Menstruationshygiene an Schulen in Ghana