Social Impact Banking: „Wir wollen die Gesellschaft bewegen“
Gesellschaftliches Engagement hat in der Bank Austria lange Tradition. Mit Social Impact Banking will die Bank Austria nun ihr Engagement erweitern. Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria, im Gespräch über soziale Verantwortung, engagierte Mitarbeiter und die Möglichkeiten, die eine Bank hat, in der Gesellschaft etwas zu bewegen.
Die Bank Austria will sich mit Social Impact Banking verstärkt gesellschaftlich engagieren. Warum setzt sich eine Bank für ein besseres Miteinander ein?
Robert Zadrazil: Die UniCredit nimmt in allen Ländern, in denen sie aktiv ist, ihre soziale Verantwortung wahr und das nicht nur in Österreich. Wir haben dabei eine lange Historie. Uns ist bewusst, dass wir hier eine besondere gesellschaftliche Verantwortung haben und der wollen wir uns auch aktiv stellen. Mit unseren Geschäftsentscheidungen haben wir eine größere Hebelwirkung als manch andere Industrie.
2017 wurde das Social Impact Banking in Italien erfolgreich gestartet. In diesem Jahr haben Sie den Rollout in Österreich begonnen. Wie kommt diese Initiative an?
Das Wahrnehmen gesellschaftlicher Verantwortung hat in der UniCredit und in der Bank Austria eine lange Tradition, aber 2017 haben wir diese Aktivitäten gebündelt und unter dem Titel Social Impact Banking in Italien gestartet. Die Ergebnisse der ersten zwei Jahre zeigen, dass wir damit sehr erfolgreich sind. Wir haben in diesem Zeitraum über 2000 Mikrokredite mit einem Gesamtvolumen von knapp 41 Millionen in Italien vergeben. Wir haben beim Impact Financing 38 Projekte in den unterschiedlichen Regionen Italiens mit einem Volumen von über 40 Millionen Euro finanziert.
Wie darf man sich das Engagement vorstellen?
Unsere Initiative besteht aus vier Säulen. Mit den Themen „Mikrofinanzierungen“, „Impact Financing“, „Finanzbildung“ und „Volunteering“ wollen wir unseren Beitrag für eine bessere Gesellschaft leisten. Mit Mikrokrediten wollen wir Kleinstunternehmen und Startups helfen, an Finanzierungen heranzukommen. Beim Thema Impact Financing geht es vor allem darum, Organisationen und Unternehmen in ihrem sozialen Engagement zu unterstützen und unser gesamtes Finanzierungs-Know-how zur Verfügung zu stellen. Beim Thema Finanzbildung sollen Schüler, aber auch Unternehmen und NGOs von unserem Finanz-Know-how profitieren und beim „Volunteering“ bauen wir ein Freiwilligennetzwerk auf.
Das heißt beim Thema Impact Financing geht es nicht um Spenden?
Nein, es geht um Kredite für Unternehmen, die nachvollziehbar und messbar einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Wichtig ist, dass hinter den sozialen Projekten auch ein Geschäftsmodell steht, das wirtschaftlich tragfähig ist. Dafür vergeben wir die Kredite zu deutlich vergünstigten Konditionen. Darüber hinaus unterstützen wir solche Projekte auch mit unserem Know-how und unserem Netzwerk.
Gibt es schon soziale Projekte, die Sie heute in Österreich unterstützen?
Unter anderem haben wir in Purkersdorf einen Verein unterstützt, der ein Tagesbetreuungszentrum für rund 50 behinderte Menschen aufbaut. Das Finanzierungsvolumen liegt bei vier Millionen Euro. Der Betreiber ist sehr erfahren und wir sind auch davon überzeugt, dass dieses Projekt einen qualitativ hochwertigen Social Impact hat. Wir sind stolz, dass wir hier einen Beitrag leisten konnten.
Banken haben einen großen gesellschaftlichen Hebel.
Bei den Mikrokrediten wollen sie junge Unternehmen mit einem Betrag bis maximal 25.000 Euro finanzieren. Haben Sie bisher keine Kredite an junge Unternehmen vergeben?
Natürlich haben wir schon in der Vergangenheit junge Unternehmen finanziert. Aber früher wurden diese Mikrokredite von Fall zu Fall entschieden, heute haben wir Standards dazu entwickelt und es gibt auch ein eigenes Betreuerteam. Zudem hat unser Team auch einen sehr guten Überblick über mögliche Förderungen, Garantien und Bürgschaften, die jungen Unternehmern beim Start sehr hilfreich sein können. Darüber hinaus haben wir in Kooperation mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen spezielle höchst attraktive Hilfsmittelkredite entwickelt, die wir Blinden und sehschwachen Menschen anbieten können.
Wie hoch sind die Zinsen bei den Mikrokrediten?
Das kommt ganz auf die Vertragsdauer und die Bonität an, aber wir können bei den Finanzierungen sehr günstige Zinsen bieten. Wie gesagt geht es hier nicht um einen „Return on Capital“, sondern nur um „Return of Capital“, wir wollen damit also nichts verdienen, sondern die Kredite quasi zum Selbstkostenpreis vergeben. Ein erstes Erfolgsbeispiel ist die Neugründung einer modernen kleinen Konditorei in Wien, die sich auf Torten für besondere Anlässe wie Geburtstage und Hochzeiten spezialisiert hat.
Wen wollen Sie beim Thema Finanzbildung erreichen?
Ziel der Aktivitäten im Bereich Finanzbildung ist es, die Finanzkompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie von Unternehmensgründern zu fördern. Der Fokus liegt einerseits auf Finanzbildungs-Workshops und einer speziellen Online-Plattform für Schülerinnen und Schüler und andererseits auf maßgeschneiderten Workshops für junge Menschen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Indem Finanzbildungs-Workshops in das Weiterbildungsangebot von NGOs wie Caritas oder SOS-Kinderdorf integriert werden, profitieren auch die dortigen Betreuer und Pädagogen direkt davon. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang auch unsere neue App, die in einfacher und anschaulicher Weise an den sinnvollen Umgang mit Geld heranführt. Und mit unserem Bank Austria Businessplan-Wettbewerb wollen wir das unternehmerische Know-how junger Menschen fördern.
Arbeiten Sie hier direkt mit den NGOs und Schulen zusammen?
Wir nutzen unser breites Netzwerk im schulischen und sozialen Bereich, arbeiten aber auch mit Partnern zusammen, die die Workshops durchführen, etwa mit dem Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum. Diese didaktischen Partnerschaften stellen sicher, dass wir den Schulen sowie NGOs gut aufbereitete Inhalte und Lehrmaterialien anbieten können.
Wie wird ihr Angebot angenommen?
Die hohe Nachfrage seitens der NGOs zeigt deutlich, dass wir mit unseren Bildungsmaßnahmen ein wichtiges Thema besetzen. Die Initiative steht hierzulande noch am Anfang. In Italien haben wir mit unseren Workshops innerhalb der vergangenen zwei Jahre 25.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Der Erfolg des Programms hat uns darin bestärkt, dieses auch in Österreich und in zehn weiteren Ländern auszurollen.
Beim Social Impact Banking binden sie auch ihre bestehenden und ehemaligen Mitarbeiter ein. Wie kommt das bei denen an?
Ohne die Unterstützung freiwilliger Helfer wären viele soziale Projekte nicht möglich. In der aktuellen Startphase der „Social Impact Banking“-Initiative werden vor allem ehemalige bzw. pensionierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UniCredit Bank Austria dafür gewonnen, ihr Wissen weiterzugeben, Start-ups zu unterstützen, Kindern und Jugendlichen Finanzwissen zu vermitteln oder bei der Organisation rund um die Freiwilligen mitzuhelfen.
Was sind ihre Ziele im Bereich Social Impact Banking in den nächsten Jahren?
Nach einem guten Start wollen wir dieses Projekt 2020 nun deutlich vorantreiben. Erste Kooperationen haben wir bereits geschlossen und viele Gespräche wurden bereits geführt. Organisatorisch sind wir nun gut aufgestellt, jetzt gilt es hier viele neue soziale Projekte und Unternehmen zu unterstützen und auch unseren Beitrag zum Ausbau des Finanzwissens in Österreich zu leisten.
Alles zum Thema Social Impact Banking lesen Sie auf bankaustria.at.
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