„Schuppen betreffen nahezu jeden einmal“

„Schuppen betreffen nahezu jeden einmal“
Im Expertentalk spricht Hautärztin Julia Lämmerhirt über Schuppen und wie man das lästige Problem in den Griff bekommt

Einmal juckt der Kopf, dann sind sie wieder als weiße Spuren auf den Schultern zu finden und ein anderes Mal entdeckt man sie beim Blick in den Spiegel. Millionen von Menschen haben Probleme mit Schuppen – mal ist es chronisch, mal durch äußere Einflüsse herbeigeführt, aber fast immer ist es störend.

KURIER TV nahm sich diesem Problem an und sprach mit Dermatologin Julia Lämmerhirt über Schuppen, ihre Auslöser und wie man sie am effektivsten bekämpft.

Genetik oder Einfluss

Schuppen entstehen, wenn sich die Hautzellen auf der Kopfhaut zu schnell erneuern, was zu einem Übermaß an abgestorbenen Hautzellen führt. Diese lösen sich dann von unserer Kopfhaut und „rieseln“ herab. Prinzipiell gibt es zwei Schuppenarten – fettige und trockene. „Es ist wichtig, zuerst herauszufinden, welche Art von Schuppen man hat“, erklärt Lämmerhirt. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. Einerseits könne es an der genetischen Veranlagung liegen, andererseits werden Schuppen durch Faktoren wie falsche Pflege, Stress oder Raumklima begünstigt.

Schuppen sind oftmals belastend, weil es als kosmetisch unästhetisch wahrgenommen wird.

von Dr. Julia Lämmerhirt, Dermatologin

„Schuppen betreffen nahezu jeden einmal“

Volkskrankheit

Gefährlich sind Schuppen zwar nicht, aber dennoch leiden genügend darunter. „Schuppen sind für viele belastend, weil es als kosmetisch unästhetisch und unangenehm wahrgenommen wird“, so die Expertin.

Rund ein Drittel aller Menschen haben eine ernsthafte Schuppenbildung, wobei nur ein geringer Prozentsatz davon auch medizinisch behandlungsbedürftig ist. „Aber sehr viele sind im Laufe des Lebens zumindest vorübergehend einmal von Schuppen betroffen. Also betrifft es nahezu jeden irgendwann einmal“, hält die Dermatologin fest.

Achtsam sein

Schuppen fallen zunächst oft gar nicht auf, erst wenn sie sich von der Kopfhaut lösen, werden sie für die meisten sichtbar. Dennoch sollte man aufmerksam sein. Es kann sich hinter Schuppen auch eine Entzündung der Kopfhaut verbergen. „Ein Beispiel dafür ist das seborrhoische Ekzem. Das ist häufig und ist auch mit Juckreiz und Rötungen der Kopfhaut verbunden. In einem solchen Fall empfehle ich hautärztlichen Rat einzuholen“, sagt Lämmerhirt.

Die Behandlung ist meist sehr simpel. „Als Beruhigung für die Kopfhaut kommen cortisonhaltige Präparate infrage oder eben auch die richtigen Shampoos mit den passenden Wirkstoffen“, erklärt die Ärztin weiter.

Pilze

Ebenfalls maßgeblich an unserer Schuppenbildung beteiligt, sind die sogenannten Malassezia Hefepilze, die auf unserer Kopfhaut leben und sich vom dortigen Fett ernähren. „Hat man fettige Schuppen oder fettet das Haar stark nach, vermehren sich diese Pilze enorm und produzieren dabei bestimmte Ölsäuren, die eben Hautreizungen, Juckreiz oder Rötungen auslösen können.“

Pilze auf der Kopfhaut? Was jetzt für viele erschreckend klingen mag, ist aber ganz normal. Diese Pilze gehören nämlich zu unserem Hautmilieu und man kann sie nicht einfach ausrotten, aber „wir müssen sie immer wieder zurückdrängen, damit es nicht zu viele sind. Das funktioniert eben durch bestimmte pilzhemmende Wirkstoffe in Shampoos“, erklärt Lämmerhirt. Diese Pilzhemmung kann vor allem Betroffenen mit chronischem Schuppenbefall helfen, das Problem in den Griff zu kommen.

Neben Problemen durch fettige Schuppen gibt es auch jene durch trockene. Diese Schuppen sind kleiner und feiner. Sie entstehen meist durch falsche Pflege, wie zu häufiges Haarewaschen, zu aggressive Shampoos, zu viel Hitze beim Föhnen und seltener auch durch die Veranlagung zu sehr trockener Haut und Neurodermitis. „Aber auch das Alter kann hier ein Faktor sein. Bei älteren Menschen nimmt nämlich die Talgproduktion ab und die Kopfhaut wird trockener“, erläutert die Dermatologin.

„Schuppen betreffen nahezu jeden einmal“

Richtige Pflege

Die richtige Haarpflege ist im Kampf gegen Schuppen also essenziell. Welche Wirkstoffe nun passend für das individuelle Schuppenproblem sind, ist bestenfalls mit der Hautärztin oder dem Hautarzt des Vertrauens abzuklären, da sich diese je nach Bedürfnisse unterscheiden können. „Der Wirkstoff Salicylsäure bewirkt beispielsweise das Lösen der Schuppen von der Kopfhaut, während Selendisulfid das Absterben der Zellen reguliert“, so die Expertin. Wichtig ist auch, dass man sich bei der Problembekämpfung Zeit lässt. So kann es sein, dass man bereits die richtigen Produkte verwendet, aber dennoch das Gefühl hat mehr Schuppen zu bekommen. Das sei aber ganz normal, beruhigt die Expertin: „Das muss so sein, da sich die Schuppen ja erst einmal vom Kopf lösen müssen, um auch erfolgreich herausgewaschen zu werden.“

Äußere Einflüsse

Neben den richtigen Pflegeprodukten sollte man aber auch darauf achten, dass Körper und Kopf vor anderen schädlichen Einflüssen geschützt bleiben. Dazu gehört unter anderem auch Stress, der nicht nur Juckreiz oder die Talgproduktion, sondern auch Kopfhautentzündungen fördern kann. Außerdem sollte die Kopfhaut genügend Luft bekommen. Ständiges Tragen von Hüten oder Mützen kann Schuppen ebenfalls verschlimmern. Gleichzeitig rät die Expertin auch davon ab, blind Trends zu folgen. Längeres Aussetzen der Haarwäsche oder Shampoo zu streichen, können sich negativ auf die Kopfhaut auswirken. Freilich ist aber auch entscheidend, was wir unserem Körper zuführen: „Eine gesunde Ernährung tut auch unserer Kopfhaut gut. Biotin, Vitamine A und D sowie gesunde Fettsäuren helfen bei der Regulierung“, appelliert Lämmerhirt.

Schuppen sind für viele zwar ein lästiges Leiden, das durch ärztliche Beratung und passenden Mitteln aber gut in den Griff zu bekommen ist. Denn auch unsere Kopfhaut hat es verdient, gesund zu sein.

Wenn Sie noch nicht genug bekommen haben, können Sie die gesamte Ausgabe des Talks „Sprechen wir über Schuppen“ mit Dr. Julia Lämmerhirt auch online nachsehen auf www.kurier.tv/sprechen-wir-ueber 
Unbedingt dranbleiben: In der nächsten Ausgabe von „Sprechen wir über...“ auf KURIER TV geht es um die Auswirkungen der Sonne auf die Haut und wie wir uns davor schützen können.