Schlaganfall vorbeugen und richtig behandeln mit Dr. Katharina Millesi

Dr. Katharina Millesi - Fachärztin für Neurologie aus Wien
Schlaganfälle sind eine ernste Gesundheitsgefahr, die Menschen in jedem Alter treffen können. Alle 27 Minuten erleidet eine Person in Österreich einen Schlaganfall. Mit rund 19.000 Fällen jährlich gehören sie zu den häufigsten Todesursachen. Die Risikofaktoren, darunter Bluthochdruck, hohe Blutfette, Diabetes, Übergewicht und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, spielen eine entscheidende Rolle.

Prävention kann Leben retten

“Präventive Maßnahmen spielen eine zentrale Rolle bei der Reduktion von Schlaganfallrisiken”, sagt Dr. Katharina Millesi. Die Senkung des Blutdrucks auf einen Zielwert von 120/80 mmHg kann das Risiko um bis zu 27% reduzieren, während die Senkung der Blutfette das Risiko um 20-30% senken kann. Lebensstiländerungen, wie eine mediterrane Ernährung, salzarme Diät und regelmäßige körperliche Aktivität, können das Risiko weiter senken, erklärt Dr. Katharina Millesi. Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern mit Blutverdünnern kann das Schlaganfallrisiko sogar um bis zu 50-70% reduzieren.

Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle, insbesondere bei Erkrankungen wie familiärer Hyperlipidämie oder seltenen genetischen Störungen. Spezialambulanzen bieten hier spezifische Behandlungsmöglichkeiten und frühzeitige Erkennung ist entscheidend. “Trotzdem machen genetische Faktoren im Vergleich zu anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes einen untergeordneten Teil aus”, so Dr. Katharina Millesi.

Insgesamt ist eine ganzheitliche Betrachtung und Umsetzung präventiver Maßnahmen wichtig, um das Schlaganfallrisiko zu minimieren und die allgemeine Gesundheit zu fördern.

Fortschritte in der Therapie

Die Schlaganfalltherapie hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich der Neuroprotektion, also dem Schutz des Gehirns vor Schäden. Vor 30 Jahren konnte man PatientInnen wenig Therapiemöglichkeiten anbieten, außer sie stationär aufzunehmen und zu observieren. Heutzutage haben spezialisierte Stroke-Units und die Einführung blutverdünnender Therapien sowie thrombolytischer Behandlungen signifikante Verbesserungen gebracht.

Diese Therapien müssen jedoch innerhalb eines engen Zeitfensters angewendet werden, typischerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Auftreten der Symptome, um maximale Effekte zu erzielen. “Da pro Minute im Schnitt 1,9 Millionen Gehirnzellen verloren gehen, spielt die Zeit eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Schlaganfällen”, sagt Dr. Katharina Millesi.

Die Einführung klarer Richtlinien in Krankenhäusern und die Schulung des medizinischen Personals tragen dazu bei, dass PatientInnen schnell diagnostiziert und behandelt werden können. Die Einrichtung von Schlaganfalltriagen und die verbesserte Effizienz der Notfallversorgung sind ebenfalls wichtige Maßnahmen.

Frau Dr. Katharina Millesi betont: “Dennoch ist es entscheidend, dass PatientInnen bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort die Rettung rufen, um eine schnelle und angemessene Behandlung zu gewährleisten.”

Nachsorge und Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Behandlung von Schlaganfällen spielt eine entscheidende Rolle sowohl während der Akutphase als auch in der anschließenden Rehabilitations- und Nachsorgephase. In der Akutphase arbeiten verschiedene Spezialisten wie NeurologInnen, RadiologInnen und NeurochirurgInnen eng zusammen, um schnell und effizient die Blutgefäße zu rekanalisieren und Schäden im Gehirn zu minimieren. “Diese koordinierte Zusammenarbeit ermöglicht eine optimale Versorgung und maximiert die Chancen für ein gutes neurologisches Outcome, mit möglichst wenig Einschränkungen im Alltag”, so Dr. Katharina Millesi.

Auch in der Phase der Nachsorge und Rehabilitation ist eine interprofessionelle Herangehensweise unerlässlich. PhysiotherapeutInnen, ErgotherapeutInnen und LogopädInnen spielen hier eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Funktionen und der Beweglichkeit der PatientInnen. Die Rehabilitation wird individuell auf die spezifischen Defizite und Bedürfnisse jedes PatientInnen zugeschnitten, wobei eine kontinuierliche ärztliche Betreuung durch den Neurologen sicherstellt, dass im interdisziplinären Setting die Therapien überwacht werden und gegebenenfalls eine medikamentöse Optimierung erfolgt.

Es ist wichtig, dass die Nachsorge nicht nur auf die körperliche Rehabilitation zugeschnitten ist, sondern auch darauf abzielt, mögliche Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Vorhofflimmern zu behandeln. Die Einbindung von InternistInnen und ErnährungsberaterInnen trägt ebenfalls dazu bei, die langfristige Gesundheit und Lebensqualität der PatientInnen zu verbessern.

Dr. Katharina Millesi erklärt: “Trotz der Fortschritte in der Schlaganfallbehandlung besteht häufig ein Informationsdefizit bei den PatientInnen, was dazu führen kann, dass wichtige Nachsorgeuntersuchungen vernachlässigt werden. Es ist entscheidend, dass Schlaganfall- & Risikopatienten regelmäßige neurologische Kontrollen wahrnehmen, um die notwendige Betreuung zu erhalten. Dadurch können Komplikationen vermieden und die langfristige Lebensqualität verbessert werden.”

Früherkennung und richtiges Handeln 

Die rechtzeitige Erkennung von Schlaganfallsymptomen und angemessenes Handeln sind von fundamentaler Bedeutung, um Leben zu retten. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat die Fast-App entwickelt, um die Anzeichen eines Schlaganfalls zu identifizieren und richtig zu reagieren. Die App führt einen Test durch, der auf Symptome wie Asymmetrie im Gesicht, Probleme mit den Armen oder Beinen sowie verwaschene Sprache achtet. “Bei positivem Befund wird sofortiges Handeln empfohlen, einschließlich der Kontaktaufnahme mit dem Notarzt unter Angabe der genauen Symptomzeitpunkte” , sagt Dr. Katharina Millesi.

Fazit

Die Zeit ist der Hauptfaktor, insbesondere bei Schlaganfällen. “Bei Verdacht auf Schlaganfall ist es wichtig, die Rettung sofort zu alarmieren, als zu zögern und auf eine mögliche spontane Besserung zu hoffen”, betont Frau Dr. Katharina Millesi.