Salzstangen und Cola bei Durchfall: Ein Mythos auf dem Prüfstand mit Dr. Michael Piringer

Dr. Michael Piringer - Internist aus Salzburg
Salzstangen und Cola als althergebrachtes Hausmittel gegen Durchfall - eine Volksweisheit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Doch hält dieses vermeintliche Wundermittel, was es verspricht?

Dr. Michael Piringer, ein erfahrener Internist aus Salzburg, liefert faktenbasierte Einsichten in die Komplexität der gastrointestinalen Gesundheit.

Der Mythos und die Realität: Salzstangen und Cola

Die weit verbreitete Annahme, dass Salzstangen und Cola bei Durchfall Linderung versprechen, ist in vielen Köpfen fest verankert. Dr. Piringer erläutert dazu: "Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist bei Durchfall essentiell. Salzstangen können den Durst zwar anregen, aber statt Cola ist hier Mineralwasser ohne Kohlensäure die optimale Wahl, um das Elektrolytgleichgewicht des Körpers zu erhalten. Dennoch sind Salzstangen nicht die beste Lösung, um den Salzverlust bei Durchfall zu kompensieren, denn sie liefern primär nur Natrium und Chlorid, während das essentielle Kalium fehlt. Cola kann insbesondere durch den hohen Phosphorsäuregehalt und den niedrigen pH-Wert den Magen weiter belasten. Auch der hohe Zuckeranteil der Cola kann den Durchfall zusätzlich begünstigen."

Bedenkliches Halbwissen aus dem Internet

Das Auftreten von Magenbeschwerden und das fehlende Verständnis dafür führen dazu, dass sich solche Mythen leicht verbreiten. Häufig werden dadurch Beschwerden unnötig verlängert und verschärft, weil Betroffene statt ärztlicher Hilfe auf schnelle “Hausmittel" setzen, die auf Halbwissen basieren. Hinzu kommt, dass viele Betroffene durch Informationen aus dem Internet verleitet werden, Selbstdiagnosen zu erstellen. "Manche Patienten verlassen sich auf Fehlinformationen aus der Online-Welt und hoffen auf eine “einfache” Lösung, anstatt sich professionellen Rat zu holen. Dabei ist es gerade bei Magenbeschwerden so entscheidend, die genaue Ursache zu kennen und gezielt zu behandeln.”, betont Dr. Michael Piringer. Eine präzise Diagnose, beispielsweise durch einen Ultraschall bei einem Facharzt, ist ein notwendiger Schritt zur Ermittlung der genauen Ursache von Beschwerden im Bauchraum. Bei gastrointestinalen Problemen sind tiefergehende Untersuchungen wichtig, um den oftmals unterschätzten Krankheitsbildern auf den Grund zu gehen.

Magenbeschwerden haben oftmals andere Ursachen 

Dr. Piringer schildert aus seinem Praxisalltag: "Es ist faszinierend, wie oft Patienten durch eine umfassende Untersuchung eine völlig neue Perspektive auf ihre Beschwerden gewinnen.” Viele externe Faktoren wie Stress im beruflichen Kontext, erhöhte Anspannungen im privaten Umfeld, Schlafdefizite sowie suboptimale Ernährungsgewohnheiten sind gängige Ursachen für diverse Beschwerden. Ein nicht ausgewogenes Ernährungsverhalten hat das Potenzial, die Magenschleimhaut zu irritieren, was Entzündungen zur Folge haben kann. Schlafdefizite hingegen wirken sich negativ auf das hormonelle Gleichgewicht aus und können die Funktion des Magens weiter negativ beeinflussen. 

Doch nicht alle Magenprobleme sind auf solche alltäglichen Faktoren zurückzuführen. Beispielsweise kann ein brennender Schmerz im Oberbauch bei Frauen, insbesondere wenn er sich in den Brustbereich ausbreitet, ein Anzeichen für ein Herzleiden sein. Dies liegt daran, dass das Herz direkt über dem Oberbauch positioniert ist und in bestimmten Fällen, wie zum Beispiel bei einem Herzinfarkt, Schmerzen im Oberbauch wahrgenommen werden können. Dies wird als "ausstrahlender Schmerz" beschrieben, bei dem das Gehirn Schwierigkeiten hat, die genaue Schmerzquelle zu identifizieren.

Ein Druckgefühl im rechten Oberbauch kann wiederum auf eine Leberproblematik hinweisen. “Wenn die Leber entzündet ist, vergrößert oder andere Anomalien aufweist, kann dies zu Druckgefühlen oder Schmerzen im betroffenen Bereich führen und mit Bauchschmerzen verwechselt werden.”, verdeutlicht Dr. Michael Piringer. Obwohl die Leber selbst kein Schmerzempfinden hat, kann ihre Umhüllung bei Schwellungen oder Entzündungen gedehnt werden und benachbarte Schmerzrezeptoren reizen.

Mittige Oberbauchschmerzen mit gürtelförmiger Ausstrahlung in Richtung des Rückens können wiederum auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hinweisen.

Rechtzeitige Abklärung gibt Sicherheit

Dr. Piringer, der selbst ein Notfalldiplom hat und Nachtdienste in der Notaufnahme verrichtet, ergänzt: „Junge Patienten, die in die Notaufnahme mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfällen kommen, haben in den meisten Fällen einen Virusinfekt, der oft harmlos ist.“ Zum Abschluss betont er noch die Notwendigkeit einer ärztlichen Behandlung, um Klarheit bei Beschwerden zu gewinnen. 

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