Brennpunkt Wirtschaft: So kann es nicht weitergehen

Brennpunkt Wirtschaft: So kann es nicht weitergehen
Österreich braucht ein Momentum. Weniger Bürokratie und Regulatorik, dafür mehr Tempo und Zukunftsoptimismus.

Die Lage ist angespannt. Das zeigt auch die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen, die der KSV1870 zweimal pro Jahr abfragt. Nur 48 Prozent der Betriebe sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden – der niedrigste Wert seit drei Jahren. Und die Tendenz ist weiter auf dem absteigenden Ast. Einerseits belasten hohe Energiekosten die Budgets, andererseits schmerzen der Fachkräftemangel oder die sinkende Auftragslage. Einer der wenigen Lichtblicke: Die Zeit großflächiger Lieferengpässe scheint größtenteils zumindest vorerst der Vergangenheit anzugehören. Hinzu kommt jedoch, dass die generelle Exportnachfrage nur schleppend vorangeht. All das führt dazu, dass sich Österreichs Wirtschaft inmitten eines Insolvenzschubs mit starker Sogwirkung befindet: Über 6.500 Unternehmensinsolvenzen zeigt die aktuelle KSV1870 Hochrechnung für das heurige Insolvenzjahr. Insolvenztreiber sind weiterhin der Handel, der Bau und die Gastronomie. Von einer Entspannung kann also keine Rede sein. 

Neues Leben einhauchen 

„Die Aufgabe der neuen Bundesregierung wird sein, die Fließgeschwindigkeit in der Wirtschaft zu erhöhen und neue Impulse zu setzen. Bei acht von zehn Österreichern sitzt das Geld knapp. Wie kann das gelingen? Maßnahmen, die auf Bürokratieabbau und eine sinnvolle Eindämmung der überbordenden Regulation abzielen, sind zentrale Hebel, um der heimischen Wirtschaft wieder Leben einzuhauchen“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Ganz besonders spitzt sich die Situation aktuell in der Industrie zu: „Wir erleben derzeit eine schleichende Deindustrialisierung“, formuliert es Vybiral. Dabei nehmen die hohen Energiekosten und der nach wie vor bestehende Fachkräftemangel zentrale Rollen ein – in negativer Hinsicht. Ganz ähnlich geht es etwa der Gastronomie, dem Handel oder der Bauwirtschaft. In diesen Branchen kommt hinzu, dass zwischen 50 und 60 Prozent der Unternehmen festgestellt haben, dass der private Konsum teils deutlich zurückgegangen ist. „Die Menschen mussten zwangsläufig den Gürtel finanziell enger schnallen, gleichzeitig geht den Betrieben die Luft zum Atmen aus. Ein Teufelskreis, der heute durchbrochen gehört“, so Vybiral. 

Brennpunkt Wirtschaft: So kann es nicht weitergehen

Weniger Bürokratie und Regulatorik, mehr Optimismus

Die Unternehmer wünschen sich von der künftigen Bundesregierung mehrere Punkte. Die Klassiker sind Steuerreduktion und Lohnnebenkostensenkung. Was sich aber jetzt immer stärker darstellt, ist das Thema der Regulatorik. Wie können wir etwa Bürokratie abbauen? Wie können wir uns wieder mehr auf das Wirtschaften konzentrieren? Angesichts dessen, dass aus Sicht von Vybiral keine großen Steuerreduktionen zu erwarten sind, braucht es andere Hebel. Hier kommt das Thema Regulatorik ins Spiel: „Zwar sei Regulatorik gut, aber nur in einem gewissen Rahmen und in Grenzen. Um es den österreichischen Unternehmern zu erleichtern, könnte man einiges davon ausstauben und rausbekommen. Es braucht eine Deregulierung“, so Vybiral. Denn viele kleinere und mittlere Betriebe sind mittlerweile überfordert, all diese Anforderungen ausreichend zu dokumentieren. Und es gibt den Wunsch nach einer umfassenden Bildungsreform, die sich an den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Praxis orientiert – Stichwort Fachkräftemangel – und nach einer Arbeitsmarktreform. Zudem muss die Vollerwerbsarbeit wieder mehr wertgeschätzt werden. Entscheidend wird aus Sicht des KSV1870 CEO sein: „Was wir auf jeden Fall brauchen, ist Zukunftsoptimismus und das entsprechende Momentum, um wieder auf die Überholspur zu kommen.“