Knieverletzungen verstehen & behandeln mit Dr. Thomas M. Tiefenböck

Knieverletzungen verstehen & behandeln mit Dr. Thomas M. Tiefenböck
Knieverletzungen sind weit verbreitet und können in verschiedenen Situationen auftreten, sei es beim Sport oder im Alltag. Besonders während sportlicher Aktivitäten wie Skifahren, Fußball, Volleyball, Handball, Tennis und Basketball besteht ein erhöhtes Risiko für Verletzungen im Kniebereich.

Priv. Doz. DDr. Thomas M. Tiefenböck, MSc, renommierter Kniechirurg und Experte für Kreuzbänder, teilt in einem Interview sein Wissen.

Ursachen, Symptome und Diagnosen

Dr. Thomas Tiefenböck erklärt: „Die Kreuzbänder sind entscheidende Stabilisatoren des Kniegelenks. Sie verhindern das unerwünschte Gleiten des Unterschenkels nach vorne oder hinten und schützen somit andere wichtige Strukturen im Kniegelenk wie Menisken, Knorpel und Bänder." Die Hauptursachen für einen Kreuzbandriss sind in der Regel übermäßige Belastungen während sportlicher Aktivitäten wie Skifahren, aber auch Fußball, Volleyball, Handball und Tennis. Eine plötzliche Richtungsänderung oder Drehbewegung bei gebeugtem oder überstrecktem Knie kann zu dieser gefürchteten Verletzung führen.

Die charakteristischen Symptome sind starke, plötzliche Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkungen. Betroffene berichten oft von einem Zerreißgeräusch oder einem lauten Knacken während der Verletzung. Im Verlauf können „giving-way Attacken" auftreten, bei denen die Betroffenen das Gefühl haben, ihr Knie könne nachgeben. „Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche klinische Untersuchung und Anamnese, unterstützt durch eine MRT-Untersuchung des betroffenen Kniegelenks”, so Dr. Thomas Tiefenböck.

Innovative Behandlung mit Erfolg

Personen, mit einer vorderen Kreuzbandruptur, „giving-way Attacken” und einem hohen Aktivitätslevel, sollten eine Operation in Erwägung ziehen. Bei diesem Eingriff wird zumeist das gerissene Kreuzband durch eine Sehne ersetzt, um weitere Verletzungen zu vermeiden und die Entwicklung von vorzeitigem Gelenkverschleiß zu verhindern. „Die Auswahl der Operationstechnik und verwendeten Sehne für die Operation ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Eingriffs”, betont Dr. Thomas Tiefenböck. In den letzten Jahren hat sich die Quadricepssehne als eine bevorzugte Sehne herausgestellt. Im Vergleich zu anderen Sehnen zeigt die Quadricepssehne eine geringe Morbidität sowie exzellente Stabilität, ohne die mediale Seite zu schwächen. Die zu verwendende Sehne macht Dr. Thomas Tiefenböck von den Begleitverletzungen des Kniegelenkes abhängig.

Die individualisierte Kreuzbandchirurgie ist der Schlüssel zum Erfolg, da nicht jedes Transplantat für jede Patient:in geeignet ist. In einigen Fällen kann auch die Refixation des eigenen Kreuzbandes in Betracht gezogen werden. Die postoperative Phase richtet sich nach den begleitenden Verletzungen und ähnelt anderen Sehnentransplantationen. Schmerzen nach dem Eingriff werden in der Regel durch lokale Betäubungsmittel behandelt, um die Beschwerden zu lindern, ohne die Beweglichkeit zu beeinträchtigen. Dennoch ist eine Operation nicht immer die einzige Option. In einigen Fällen können alternative Behandlungen oder physiotherapeutische Maßnahmen ebenfalls eine wirksame Lösung bieten.

Die Bedeutung der Vor- und Nachsorge bei Kreuzbandverletzungen

„Vor der Operation sollten die Patient:innen darauf achten, dass ihr Knie abgeschwollen ist und dass eine gewisse Beweglichkeit vorhanden ist”, erklärt Dr. Thomas Tiefenböck. Hochlagerung, Kühlung, Physiotherapie und Lymphdrainage sind hierbei von entscheidender Bedeutung. Die enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Physiotherapeut ist sowohl vor als auch nach der Operation wichtig für ein hervorragendes Ergebnis der Kreuzbandplastik. Darüber hinaus kann die Anwendung von Biologics wie PRP und ACP die postoperative Heilung verbessern, wobei noch viel Raum für Weiterentwicklung und Forschung besteht. PRP und ACP sind Behandlungen, bei denen das Blut der Patient:innen verwendet wird, um eine spezielle Plasma-Lösung herzustellen, die die Heilung nach einer Operation fördert. 

Nach einer Kreuzbandoperation folgen Ruhe und Immobilisierung des Knies, gefolgt von gezielten Bewegungsübungen und Physiotherapie zum Muskelaufbau. Die Schmerzlinderung und Schwellungsreduktion sind wichtige Schritte im Heilungsprozess, der eine schrittweise Rückkehr zur normalen Aktivität ermöglicht. Dr. Thomas Tiefenböck hebt hervor, dass die Zukunft der Kreuzband-Behandlungen auf individualisierten Ansätzen beruht und noch viel Platz für Weiterentwicklung und Forschung offen hält.