Investment: „Schockstarre wäre ein Fehler“

Investment: „Schockstarre wäre ein Fehler“
Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank, spricht im Interview über die Folgen der Corona-Krise an den Finanzmärkten, mögliche Investmentchancen und das Ziel, Wohlstand aufzubauen.

Für Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank ist klar, Aktien bleiben ein wichtiger Vorsorgefaktor. Im Interview spricht er über mögliche Risiken und Chancen im Tech-Sektor.

Corona hat die Börsen im März auf Talfahrt geschickt. Ist das das Ende des zehn Jahre währenden Aufwärtskurses?

Thomas Schaufler: Natürlich wurde der Kapitalmarkt in seiner Gesamtheit durch die Corona-Pandemie stark getroffen. Einige Wochen nach dem Ausbruch des Virus hat aber z.B. der NASDAQ 100 Index ein neues Allzeithoch erreicht. So gesehen ist die Frage nicht eindeutig zu beantworten. Manche Aktientitel werden wohl das Ende des Trends gesehen haben. Viele andere haben allerdings Chancen.

Wie lässt sich dieser Optimismus an den Börsen erklären?

Die Erholung der Märkte ist nicht durchgängig. Aber insbesondere im Technologie-Sektor aber auch in Teilen der Pharma- und Gesundheitsindustrie ist es zu erstaunlichen Kursentwicklungen gekommen. Diese Bereiche profitieren ja auch stark von den Entwicklungen. Und man darf auch die Maßnahmen der Notenbanken nicht vergessen. Global ist sehr viel Liquidität vorhanden, die über Umwege in die Aktienmärkte fließt.

Ist nicht davon auszugehen, dass die Rezession ihre Spuren in den Fundamentaldaten der Unternehmen hinterlassen wird?

Natürlich muss man davon ausgehen, dass die Auswirkungen der Krise erst in nächster Zeit Eingang in die Bilanzen der Unternehmen finden werden. Offenkundig ist auch eine rezessive Entwicklung. Sobald aber ein wirksamer Impfstoff gefunden wird, sieht es schon wieder ganz anders aus. Die Welt ist mit Corona etwas aus den Fugen geraten und weiterhin sind große Schwankungen an den Märkten zu erwarten - in welcher Intensität, lässt sich momentan nicht sagen.

Die Veranlagungsstrategie ist im Grundsatz ähnlich wie vorher

von Thomas Schaufler

Vorstand Erste Bank

Sparbuch- und Anleihenzinsen sind im Keller, die Börse unsicher, die Immobilienmärkte überhitzt - was sollen Anleger jetzt tun?

Die genannten Faktoren sind nicht neu. Mit Ausnahme einer gewissen grundsätzlichen Unsicherheit hat sich am Umfeld nicht so viel verändert. Deshalb ist auch die Veranlagungsstrategie im Grundsatz ähnlich wie vorher. Anleger benötigen eine Sicherheitsreserve am Sparbuch. Wir haben hier einen Richtwert von drei Monatsgehältern. Angesichts der jüngsten Entwicklungen ist es durchaus überlegenswert, hier etwas nach oben zu gehen. Es hat sich gezeigt, dass auch in einer Phase der starken Korrektur sich eine Streuung der Veranlagung ausgezahlt hat. Dieser Grundsatz bleibt bestehen.

Birgt ein Investment an den Börsen gerade jetzt nicht auch große Risiken?

Eine Lösung können Fondssparpläne sein, um so in zukunftsträchtige Werte zu veranlagen. Unser Erste Future Invest oder auch der Erste WWF Stock Environment sind hier bei den Empfehlungen vorn dabei. Nicht so risikofreudige Anleger sind mit einem kapitalgarantierten Produkt gut bedient. Wer den Mut hat, in Aktien zu investieren, sollte sehr genau auf die Themen achten, in die er investiert. Jedenfalls sollte man jetzt nicht alles auf einmal investieren, sondern in Tranchen.

Ist Gold ein möglicher Flucht-Hafen?

Natürlich erlebt Gold in Krisenzeiten immer wieder einen Höhenflug. Aber nach der Finanzkrise hat sich Gold beinahe halbiert. Zudem zahlt Gold auch keine Dividende. Aber in einem gut aufgestelltem Portfolio sollte es nicht fehlen.

Welchen Fehler sollten Anleger derzeit auf jeden Fall vermeiden?

Der größte Fehler wäre, nach so einem Ereignis entweder in eine Schockstarre zu verfallen oder alles auf eine Karte setzen. Beides sollte man vermeiden und stattdessen kurz Luft holen. Am Grundbedürfnis hat sich nichts geändert. Es geht darum, vorzusorgen oder Wohlstand aufzubauen.

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