Green Deal in Aktion: Wie Wien bis 2040 klimaneutral werden will

Zwei grüne Hände schütteln einander.
Green Deal. Die Bauwirtschaft steht im Bereich Nachhaltigkeit vor großen Herausforderungen. Ein Überblick

Wien will bis 2040 eine klimaneutrale Stadt werden. Ein wichtiges Ziel, zu dessen Erreichen jedoch noch an vielen Stellrädern zu drehen sein wird. Dabei kommt dem Immobiliensektor eine zentrale Rolle zu. In einer gemeinsamen Initiative haben Wirtschaftskammer Wien und Stadt Wien eine Analyse zum Thema „Gebäude-Klimaertüchtigung“ erstellt. 30 Prozent des CO2-Ausstoßes in Wien entfallen auf den Gebäudesektor. „Gleichzeitig bietet dieser Umstand großes Potenzial: Mit einer gezielten „Klima-Ertüchtigung öffentlicher Gebäude“ wären wichtige Schritte erreicht“, heißt es im aktuellen „Vienna Green Economy Report 2024/25“. Schließlich sind laut Statistik Austria 25.547 der über 175.000 Gebäude in Wien im Besitz von Gebietskörperschaften – das entspricht rund 15 Prozent des Gesamtbestandes. Investitionen in thermische Sanierung und Klimaertüchtigung werden nicht nur die Schadstoffemissionen nachhaltig senken, sondern auch für die Absicherung vieler tausend Arbeitsplätze in Gewerbe und Handwerk sorgen. Das zeigt die wirtschaftliche Dimension der Transformation, die von vielen Wiener Betrieben bereits eingeleitet wurde.

Green Deal in Aktion: Wie Wien bis 2040 klimaneutral werden will

Klimaneutral

Basis für all dies ist der europäische Green Deal, der von der Europäischen Kommission im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich um ein umfangreiches Paket politischer Initiativen, mit dem die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden will. Als Zwischenschritt haben sich die EU und ihre Mitgliedstaaten die Verpflichtung auferlegt, die Netto-Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Die EU-Gebäuderichtlinie sieht zum Beispiel vor, dass alle EU-Mitgliedstaaten bis Ende 2025 einen Entwurf für einen „Nationalen Gebäuderenovierungsplan“ vorlegen müssen, der am 1.1.2027 in Kraft treten soll. Folgende Vorgaben sind hierzu zu beachten:

Ab 2030 sind alle neuen Gebäude (ab 2028 alle neuen öffentlichen Gebäude) als „Nullemissionsgebäude“ zu errichten.

Ab 2030 soll dieser Standard auch für umfassende Sanierungen (mit Schwerpunkt Energieeffizienz) gelten.

Ab 2050 sollen grundsätzlich alle Gebäude den Status eines Nullenergiegebäudes erlangt haben.

Dabei gilt unter anderem auch: Renovierungen sind nur durchzuführen, wenn sie technisch, funktionell und ökonomisch machbar sind. Die EU-Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass die sozialen Auswirkungen der Kosten für die Renovierungen begrenzt werden (z.B. durch finanzielle Unterstützungen). „Neben öffentlichen Geldern sind auch private Investitionen notwendig. Die Politik ist aufgerufen, Anreizsysteme und ein investitions- und innovationsfreundliches Umfeld zu generieren“, sagt Dipl.-Ing. Mario Watz, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien. Vorgaben betreffend Solarenergie oder E-Ladestationen in Gebäuden gilt es dann ebenfalls zu beachten.

Der Green Deal ist eine Generationsaufgabe, die viel Engagement und Innovation erfordert. 

von Dipl.-Ing. Mario Watz, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien

Im Kreislauf

Ein weiterer Schwerpunkt bei der Umsetzung des Green Deals liegt im bewussten Umgang mit den Ressourcen und dem CO2-Fußabdruck. So müssen künftig die Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerkes berechnet werden. Zudem müssen die verwendeten Materialien dokumentiert werden. Auch die Erstellung eines Rückbaukonzeptes bereits in der Planungsphase eines Bauwerkes ist Pflicht, damit sparsam mit Ressourcen (Materialien und Energie) umgegangen wird. Die Forcierung der Kreislaufwirtschaft ist ein essenzielles Element des Green Deals. Praxisgerechte Recyclingquoten oder Regelungen, die das Abfall-Ende von Baurestmassen ermöglichen sind Möglichkeiten, wie man die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen fördert. Speziell bei der Kreislaufwirtschaft ist es unabdingbar, dass die Wiederverwertung von Materialien (z.B. Baurestmassen, Bodenaushub) rechtssicher und praxisgerecht ermöglicht wird. Innungsmeister Dipl.-Ing. Watz: „Der Green Deal ist eine Generationenaufgabe, die viel Engagement und Innovation erfordert. Es bedarf hoher Investitionen in grüne Technologien, das Zusammenwirken aller Politikfelder zur Erreichung der vorgegebenen Ziele, die Förderung der Kreislaufwirtschaft und ebenfalls wichtig, Kraftanstrengungen im Bereich der Bildung und Bewusstseinsbildung.“

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