Brutalistische Zwillinge in Stockholm

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Ein Wolkenkratzer, der Behaglichkeit vermittelt: geht das? Ja, den unkonventionellen Wohnungen der Wohntürme Norra Tornen von O.M.A. und Reinier de Graaf gelingt es. Der erste Turm steht schon, der zweite wird 2020 fertig.

Direkt neben der achtspurigen Autobahn, inmitten von Hagastaden, des neuen Stadtteils im Norden Stockholms rund um das Karolinska-Institut, das den Medizin-Nobelpreis verleiht, wird jetzt der Zwilling in Angriff genommen. Das renommierte internationale Architektenbüro O.M.A. (Office for Metropolitan Architecture), gegründet von Pritzker-Preisträger Rem Koolhaas, realisiert das Projekt Norra Tornen (nördliche Türme) – ein Wolkenkratzerpaar. Die beiden Türme werden die höchsten Wohngebäude im Stockholmer Stadtzentrum sein.

300 Wohneinheiten

Der 2018 eröffnete Ostturm – er trägt den Namen „Innovationen“ – ist 125 Meter hoch und besteht aus 36 Stockwerken. Der kleinere Bruder, der Westturm namens „Helix“, wird 2020 fertiggestellt und misst 110 Meter, mit 33 Stockwerken. In Summe wird der Komplex 300 Wohneinheiten umfassen. Entworfen hat das Hochhaus der Niederländer und O.M.A.-Partner Reinier de Graaf.

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Für O.M.A. war es das erste Projekt in Schweden. O.M.A. hat auch den Architekturwettbewerb zum Projekt KaDeWe in Wien für sich entschieden. Am Standort des jetzigen Leiner-Kaufhauses wird ein Traditions-Warenhaus modernen Zuschnitts entstehen – mit einem Mix aus Shopping, Gastronomie, Hotel und konsumfreien Zonen.

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Tor nach Stockholm

Sind beide Türme dann fertig, repräsentieren sie eine Art Tor nach Stockholm, so der Auftraggeber Oscar Properties. Geerbt hat man sozusagen die zwei Gebäudehüllen. Ursprünglich waren an dieser Stelle zwei Türme vom damaligen Stadtarchitekt Aleksander Wolodarski geplant. Das Projekt wurde jedoch – nicht zuletzt, weil die finanziellen Mittel versiegten – auf Eis gelegt.

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Vielfalt des Wohnens

Anders als der erste Wurf plante Reinier de Graaf – trotz der damals geäußerten Kritik an der Gebäudehöhe – noch höher hinauf. Und mit interessanten, vorstehenden Wohnzimmern, zwischen denen die Terrassen geschützt zurückversetzt liegen. So erhält das Gebäude nicht nur eine vertikale Segmentierung sondern auch eine zweite, horizontale, wodurch die Fassade erst recht wieder homogen erscheint.

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Die zwischen 44 und 271 Quadratmeter große Apartments verfügen damit über einzigartige Grundrisse, mehrere Ausrichtungen und viele Quadratmetern Fenstern – ein hohes Gut in einem nicht mit all zu viel Tageslicht gesegneten Land. Das gewählte Material, gerippter, farbiger Beton, mit freiliegender, mehrfarbiger Steinkornmischung, erinnert an „brutalistische Architektur”, eine Erfindung, die die Schweden gern dem Architekten Hans Asplund zuschreiben.

Modulares System à la Tetris

O.M.A. bedient sich beim Bau vorgefertigter Platten, was besonders im kalten Norden Vorteile mit sich bringt: Die Arbeiten auf der Baustelle können auch unterhalb der fünf Grad Celsius-Grenze, die das Betonieren verhindern würde, fortgesetzt werden. Zudem reduzieren die Betonfertigteile die Baukosten deutlich. Da aber die größtmögliche Vielfalt mit einer begrenzten Zahl an „Pre-Fab”-Teilen angestrebt ist, ist gar nicht so klar zu erkennen, dass das Gebäude vorfabriziert ist.

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Die Bewohner können nicht nur das Leben in den Außenräumen genießen – Stockholm liegt auf Platz vier unter den Städten mit der höchsten Luftqualität in der EU – sondern auch einen Kinosaal, einen Speisesaal für Partys und Feiern, ein Gästeappartement sowie ein Fitnessstudio mit Sauna und Entspannungsbereich nutzen. Im Erdgeschoß befinden sich Einzelhandelsflächen.

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Text: Linda Benkö

Bilder, Pläne: Laurian Ghinitoiu, Ossip van Duivenbode, O.M.A., Bloomimages

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