Obst & Gemüse: Kontrolle löst Gegensätze auf
Die (fast) ganzjährige Versorgung mit frischem heimischen Obst und Gemüse ist heutzutage selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich erscheinen Qualität und Sicherheit unserer Lebensmittel. Doch diese Selbstverständlichkeit ist nicht so selbstverständlich. Denn es gilt viele Gegensätze in der Obst- und Gemüseproduktion aufzuheben: Die Konsumenten möchten beste Qualität zu günstigen Preisen. Der Handel will die strengen Kriterien durch ein zuverlässiges System abgesichert wissen. Der Gesetzgeber pocht auf höchste Lebensmittelsicherheit. Und die Produzent:innen sollen all diese Wünsche erfüllen und das auch noch ausführlich dokumentieren. Geht sich das aus? Ja, sagt die AMA.
Ganzheitliche Qualität braucht ein umfassendes Management über alle Produktionsbereiche. Ein zentrales Element dabei ist Integrierter Pflanzenschutz. Pflanzenschutz ist der Schutz der Kulturpflanzen vor Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern. Integrierter Pflanzenschutz zielt vor allem darauf ab, möglichem Befall durch geeignete Maßnahmen (siehe Infokasten) bereits im Vorfeld zu begegnen. Nicht immer reichen die Vorsorgemaßnahmen aus. Dann werden im Falle des Befalls andere Wege zur Bekämpfung beschritten. Erst, wenn sich zeigt, dass die biologischen Maßnahmen nicht ausreichen, können chemische Pflanzenschutzmittel in möglichst geringen Mengen angewendet werden. Das alles mit Blick auf die Ökologie und die Reduktion von chemischem Pflanzenschutz. Die beschlossenen Maßnahmen müssen rückwirkend aus der Datenlage heraus nachvollziehbar sein.
- Auswahl gesunder Sorten (standortspezifisch, krankheitsresistent)
- Ausgeglichene Pflanzenernährung
- Angemessene Standorte (Bodentyp/-struktur, Klima, Wetter)
- Ordnungsgemäße Bodenbearbeitung
- Vielseitig angepasste Fruchtfolgen (Rotationsschema, Gesundungsfrüchte)
- Auswahl der richtigen Aussaattermine
- Angepasste Aussaatstärken und Bestandsdichten
Detaillierte Analysen
Ein weiterer wichtiger Kontrollbereich für Pflanzenschutzmittelrückstände ist die Laboranalyse. Mit modernen Analysegeräten ist es möglich, etwa 600 unterschiedliche Wirkstoffe zu finden und nachzuweisen. Damit auch diesbezüglich alles unter Kontrolle ist, werden bei den Laboren Laborkompetenztests durchgeführt. Mindestens einmal pro Jahr werden sogenannte „verdeckte Proben“ mit genau dotierten Wirkstoffen an die Labore zur Analyse verschickt. Aufgabe der Labore ist es, die Wirkstoffe korrekt zu analysieren. Durch die allgemeine Bewertung und spezielle statistische Auswertung der Ergebnisse lassen sich die Labore gut beurteilen. Hohe Qualität, auch hier.
AMA-Gütesiegel für Obst, Gemüse und Erdäpfel
2.800 AMAG.A.P.-Landwirte
3.000 Vor-Ort-Kontrollen durch akkreditierte Kontrollstellen
1.200 Analysen durch zugelassene Labore
600 Wirkstoffe können die Labore nachweisen und messen
Bis auf den Tisch
Damit diese hohe Qualität bei den Konsument:innen ankommt, werden des Weiteren die Abpackbetriebe und die Verteilerzentren der Lebensmitteleinzelhändler geprüft. Auch sie werden einer jährlichen, ausführlichen Vor-Ort-Kontrolle durch unabhängige Kontrollstellen unterzogen. Die AMA-Marketing fungiert dabei als „Plattform“ und ermöglicht so eine Vernetzung von Qualitätssicherheit der verschiedenen Vermarktungsstufen. Flankiert werden die Kontrollen noch durch weitere stichprobenartige Überkontrollen, also die Kontrollen der Kontrollore. Damit wird die Einhaltung der Rückverfolgbarkeit „vom Feld bis auf den Tisch des Konsumenten“ lückenlos umgesetzt. Die Gegensätze lösen sich mittels ganzheitlicher Qualitätssicherung auf. Garantiert!
Für Transparenz und Klarheit: Interview mit DI Stefan Kunze, AMA Qualitätsmanager
Ist Kontrolle Ausdruck von Misstrauen?
Stefan Kunze: Vertrauen entsteht nicht durch möglichst häufig wiederholte blumige Versprechungen. Vertrauen entsteht durch das Vorzeigen dessen, was tatsächlich am Betrieb geschieht.
Das sehen die Landwirte genauso?
Alle, die seriös und ehrlich am AMA-Gütesiegelprogramm teilnehmen wollen, müssen von sich aus ein ganz besonderes Interesse an Transparenz und Klarheit haben. Kontrolle ist nicht nur ein Anliegen der Konsumenten. Sie entspringt ebenso dem Schutzbedürfnis aller seriösen Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter der Qualitätssicherungssysteme.
Und deshalb lassen sie sich gerne kontrollieren?
Die AMA-Gütesiegel-Kontrolle hat noch eine zweite wichtige Funktion. Sie muss Hilfestellung zur Verbesserung sein können. Der Kontrollor ist ein wichtiger Partner des Kontrollierten, der ihm hilft, die verbindlichen Regeln der Qualitätssicherungssysteme vollständig und gewissenhaft einzuhalten. So verbessern Kontrollen die Qualität der Lebensmittel.
Kommentare