
© KURIER/Jeff Mangione
Zwei Schwestern wie Tag und Nacht
Die Küche von Haya Molcho mögen Ruth und Timna Brauer. Trotzdem trifft man sie dort selten zu zweit.
Die Küche von Haya Molcho kannten Ruth und Timna Brauer schon lange, bevor im Neni das erste Mal ein Kochtopf auf den Herd gestellt wurde. Nicht nur ein Mal wurden jüdische Feiertage gemeinsam verbracht. Seit einigen Jahren brauchen die beiden Schwestern jedoch nicht mehr auf den nächsten Festtag zu warten, um in den Genuss von Haya Molchos Rezepten zu kommen: Sie gehen einfach ins Neni am Naschmarkt. Zu zweit schaffen es die Töchter von Musiker und Maler Arik Brauer in das Lokal aber selten. Dabei würde Timna Brauer das Baby ihrer Schwester (die 14 Monate alten Naomi) gerne viel öfter sehen. "Jedes Mal, wenn ich sie dann sehe, ist sie wie ein anderer Mensch", erzählt Timna Brauer.
Kaffee vs. Limonade

Der Naschmarkt ist mittlerweile nicht mehr der einzige Ort, an dem man Nenis Spezialitäten kosten kann. Vor allem für laue Sommerabende sollte man sich den Tel Aviv Beach am Donaukanal vormerken. Wer die Produkte lieber zu Hause essen möchte, der kann sie sich bei einigen Spar-Filialen mitnehmen. Und für jene, die selbst im Urlaub nicht darauf verzichten wollen: Mittlerweile sind sie mit der Monkey Bar auch in Berlin vertreten.
Unterstützt wird Haya Molcho von ihren vier Söhnen (deren Initialen übrigens das Wort Neni ergeben). Sohn Nuriel trägt auch dafür Verantwortung, dass in dem Lokal derzeit die weltgrößte Instagram-Collage zu bewundern ist.
Süß oder salzig

Verhindert werden Treffen der Schwestern aber auch von den vollen Terminkalendern. Ruth Brauer-Kvam hat ihren Cappuccino kaum ausgetrunken, da muss sie weiter zur Probe in die Kammerspiele. Ab 4. Dezember ist sie dort als Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany" zu sehen ("Angelehnt an das Buch, nicht die Verfilmung", stellt die Schauspielerin klar. "Obwohl Audrey Hepburn darin natürlich Wahnsinn war.") Timna Brauer wiederum ist mit musikalischen Proben eingedeckt. Ein besonderes Highlight: Das Konzert mit den Zisterziensermönchen, das am 9. November im Stift Heiligenkreuz stattfindet. Das ist aber nicht ihr erster interreligiöser Auftritt.
Gänsehaut

Sehen werden sich die Schwestern – wenn sie sich am Naschmarkt nicht doch einmal über den Weg laufen – voraussichtlich am 14. November. Da wird im Leopoldmuseum die neue Ausstellung ihres Vaters Arik Brauer eröffnet. Eine umfassende Retrospektive des Künstlers, der dieses Jahr im Jänner seinen 85. Geburtstag feierte.
Sushi-Balls, biologisches Bier und DJ-Beats zum Frühstück
Sobald sich die Sonne durch die Wolken kämpft, sind die Schanigärten im Naschmarkt voll besetzt. Während Fleisch-, Gemüse- und Obsthändler über schlechte Umsätze jammern (und Kunden Schweinefleisch derzeit vergeblich suchen), hat sich der Markt an der Linken Wienzeile in den vergangenen Jahren zur hippen Gastromeile entwickelt.
Levantische Küche
Neben dem Neni bietet auch das "Tewa" (Naschmarkt 672), ein Stückchen weiter in Richtung Karlsplatz, levantinische Küche. Tewa bedeutet auf Hebräisch "Natur", und das passt auch zum biologischen Motto des Lokals. Sämtliche Zutaten stammen aus rein biologischem Anbau. Selbst die Weine. Und mit dem Hirter Bio-Bier bietet das Lokal auch das erste biologische Bier Österreichs an. Das gibt es übrigens auch im zweiten Tewa-Lokal, das sich am Karmelitermarkt befindet.
Beliebt, vor allem beim etwas jüngeren Publikum und besonders zu späterer Stunde, ist das "Deli" (Naschmarkt 421–436). Dienstags bis freitags werden Gäste ab 17.30 Uhr mit DJ-Klängen versorgt. Bei der Brunch-DJ-Line am Samstag gibt es die Beats schon zum Frühstück.
Erst im Frühjahr wurde das fischige Strandhaus als "La Marée" (Naschmarkt 94– 101) neu eröffnet. Der Fokus liegt nun auf "Französischer Küche mit japanischem Touch".
Aber nicht nur am Markt selbst, auch in den angrenzenden Gassen sind die Lokale gut besucht. Zu nennen ist hier jedenfalls die Dependance von TV-Koch Simon Xie Hong, das "On Market" (Linke Wienzeile 36). Das bietet japanische Spezialitäten wie Sushi, aber auch Süßwasserfische an.
Schon einige Jahre länger etabliert und bei Rauchern dank der kürzlich installierten Trennwand wieder besonders beliebt ist das "Café Drechsler" (Linke Wienzeile 22).
Flohmarkt
Der beste Tag für einen Besuch des Naschmarkt-Viertels ist aber immer noch der Samstag, wenn sich die Standeln des Flohmarktes bis zum Parkplatz bei der Kettenbrückengasse ziehen.
Und noch ein Tipp für die Wiener Christkindlmarkt-Liebhaber: Auch dieses Jahr wird es wieder ein paar Punsch- und Weihnachtsstände auf der Schleifmühlbrücke geben.
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