Kinder zu Einbrechern ausgebildet: Polizei schnappt Clanmitglieder
Der Wiener Polizei gelang ein Schlag gegen organisierte Einbrecherbanden aus dem Balkangebiet. Das besondere an den Kriminellen: Sie sind teilweise erst zehn Jahre alt. Deshalb warnen die Kriminalisten nun die Bevölkerung, besonders auf Kinder und Jugendliche zu achten, die sich unerlaubt in Mehrparteienhäusern aufhalten.
Die Gruppe Lang des Landeskriminalamts Wien kam den Tätern bereits 2015 auf die Spur. Es fiel auf, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in Wohnungseinbrüche verwickelt waren. Die Wiener Polizei übernahm daraufhin die europaweite Leitung der Ermittlungen gegen diese Banden.
Die Kinder werden meist von ihren Familien zu Einbrechern ausgebildet. Die Clans leben teilweise in großen Camps in Belgien und fahren mit Wohnmobilen durch Europa, um einzubrechen. Das Problem der Behörden ist das Alter der Einbrecher: „Wenn wir die Kinder erwischen, geben sie immer an, etwa zehn oder zwölf Jahre alt zu sein. Wir müssen sie dann in die Kinderübernahmestelle nach Meidling bringen. Dort bekommen sie Essen und neue Kleidung und reißen danach aus“, sagt der Leiter der Ermittlergruppe, Andreas Lang.
Die Kinder haben nur selten Ausweise bei sich. Finden die Ermittler doch ihre Namen heraus, ändern die Jugendlichen diese später in ihren Herkunftsländern, wie in Serbien, wo das gegen eine kleine Gebühr einfach möglich ist.
Zwei der Mädchen, die die Polizei in Wien aufgegriffen hat, haben später in Belgien Einbüche verübt. Wie sich später herausstellte, waren die vermeintlich zwölfjährigen Mädchen bereits 16 und 18 Jahre alt. Sie wurden ausgeliefert und in Wien zu 9 Monaten Haft verurteilt.
Im aktuellen Fall gelang es der Polizei, insgesamt 16 jugendliche Täter zu fassen, die für 30 Einbrüche verantwortlich sind. Seit dem Beginn der Ermittlungen im Jahr 2015 wurden europaweit bereits 50 Täter ausgeforscht, die aber teilweise noch auf freiem Fuß sind. Wie etwa im Fall von zwei Burschen: Ein Zehnjähriger und seit 17 Jahre alter Komplize verübten in nur fünf Tagen 30 Einbrüche in Wien und Graz.
Schmuck und Schokolade
Der Modus Operandi der jungen Kriminellen ist immer ähnlich. Zwei Mädchen oder Burschen, die gut gekleidet und gepflegt sind, gehen gemeinsam in Mehrparteienhäuser, die sich in der Nähe von Straßenbahnstationen befinden. Sie klingeln an Türen und warten ab, ob jemand zu Hause ist. Ist das nicht der Fall, dann brechen sie meist mit Schraubenziehern die Türen auf. Abgesehen haben es die Täter auf Schmuck und Geld. Oft fehlt an den Tatorten auch Kleidung und Schokolade – Dinge die sich die Täter selbst behalten dürfen.
„Im Endeffekt sind die Kinder und Jugendlichen die Opfer“, sagt Andreas Lang. Weil sie ihre Eltern oder andere Familienangehörige aber nicht ins Gefängnis bringen wollen, schweigen sie.
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