Zaun, der Ziesel schützen sollte, bewirkte genau das Gegenteil

Die Stammersdorfer Ziesel haben's nicht leicht.
Statt Hunde draußen zu halten, dürfte ein Schutzzaun für die Stammersdorfer Ziesel deren Fressfeinden genutzt haben.

Aufregung gibt es – einmal mehr – um die Ziesel beim Stammersdorfer Heeresspital. Zur Abwechslung erzürnen aber nicht die Bauträger, die mitten im Lebensraum der streng geschützten Nager Hunderte Wohnungen errichten, die Floridsdorfer Grünen sowie die örtliche Bürgerinitiative „IGL Marchfeldkanal“. Sondern ausgerechnet die ökologische Bauaufsicht. Auf deren Initiative wurde vor Kurzem nämlich ein Zaun entfernt, der die Ziesel auf der Projektfläche vor Gassi gehenden Hunden schützen sollte.

Aufgestellt worden war der etwa 300 Meter lange Zaun vor zwei Jahren auf Wunsch der Umweltanwaltschaft. Spaziergänger, die mit ihren Hunden den Marchfeldkanal entlangspazieren, sollten so von der Projektfläche – sprich: vom Lebensraum der Ziesel – ferngehalten werden.

Hunde störten kaum

Die Hunde dürften aber gar nicht so ein Störfaktor sein, meint Biologin Ilse Hoffmann, die für die ökologische Bauaufsicht zuständig ist. Außerhalb des Zauns – auf einem Grünstreifen, der sich als beliebte Gassi-Zone etabliert hat – stellte sie zuletzt mehr Zieselbaue fest als auf der eingezäunten Projektfläche. Dort dürften jedoch Fressfeinde der Ziesel wie Füchse oder Greifvögel von Hunden ungestört ein gut bestücktes Buffet vorgefunden haben.

Darum plädierte Hoffmann dafür, den Zaun zu entfernen. Nicht zuletzt, damit sich die Dichte der Hunde nicht auf die nun stärker vom Ziesel bevölkerte Freifläche konzentriert – sondern sich aufs Gesamtareal verteilt. Für Angelika Pauer von den Grünen und Lukas Mroz von der Bürgerinitiative der falsche Weg. Jetzt würden alle Ziesel gestört, meinen sie.

"Problem kann nur größer werden"

Das Hundeproblem habe sich durch den Zaun lediglich verlagert, meint Mroz. Zumal die Nutzungsfrequenz und Hundedichte infolge des regen Zuzugs in die neu errichteten Gebäude deutlich gestiegen sei. Dementsprechend seien viele Zieselbaue durch Aufgraben beschädigt.

Und auch das Öffnen des Zauns wäre keine Verbesserung. Die bisher auf der eingezäunten Fläche befindlichen Zieselbaue würden damit dem Aufgraben preisgegeben, der Schaden werde also "nicht kleiner, er kann nur größer werden".

Geht es nach den Ziesel-Lobbyisten soll das gesamte Areal – also inklusive Grünstreifen – eingezäunt werden. Das würde auch Hoffmann begrüßen.

Kommentare