Warum der beliebte Würstelstand beim Volkstheater wegmusste

Warum der beliebte Würstelstand beim Volkstheater wegmusste
Konsumfreie Zone statt Käsekrainer und Bier: Das Ende eines Würstelstands.

Nachtschwärmer, die am vergangenen Wochenende durch die Burggasse streiften und am Volkstheater vorbeikamen, werden sich möglicherweise gefragt haben, ob es vielleicht doch ein Glas zu viel war: Der Würstelstand, der da immer stand, war über Nacht verschwunden.

Der Besitzer hat ihn in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, zwischen eins und zwei Uhr, von einem Spezialfahrzeug abtransportieren lassen. Andernfalls hätte die MA 48 am Montag mit dem Abbau begonnen.

Wie beliebt der Würstelstand war, weiß jeder, der dort abends einmal vorbeigegangen ist. Er lag strategisch günstig zwischen Museumsquartier und den Lokalen am Spittelberg, gleich bei der U-Bahn und unmittelbar neben einer Station der Straßenbahnlinie 49.

Auch Besucher und Mitarbeiter des Volkstheaters waren gute Kunden. Doch gerade die Nähe zum Volkstheater dürfte dem Würstelstand nun zum Verhängnis geworden sein: „Das Volkstheater wurde generalsaniert und soll nun einen weiteren barrierefreien Zugang erhalten“, heißt es aus der für die Genehmigung zuständigen Bezirksvorstehung Neubau auf Nachfrage.

Das allein wäre allerdings noch kein Grund gewesen, den Würstelstand zu entfernen. Besitzer Roland Walloner sagt, er habe dem Bezirk angeboten, mit dem Stand zur Seite zu rücken, um Platz für den neuen Zugang zu machen; um störende Stromkästen zu versetzen, wäre er sogar bereit gewesen, einen „sechsstelligen Betrag“ zu investieren. Im Dezember habe er darüber noch mit dem Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) verhandelt. „Er wollte Skizzen, die habe ich ihm geschickt. Aber irgendwann war er für mich dann nicht mehr erreichbar.“

Dem Bezirk geht es anscheinend nicht nur um den barrierefreien Zugang: Im Zuge der Bauarbeiten seien „auch Begrünungsmaßnahmen, mehrere zusätzliche Bäume und konsumfreie Zonen“ geplant, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Eröffnet im April 2017

Einen Würstelstand gab es hier seit 1982, aber als Walloner übernahm, war dieser schon ein paar Jahre geschlossen. Der neue Betreiber stellte einen neuen Stand auf und ließ Wasser einleiten, im April 2017 ging es los.

„Schon als Herr Walloner den Würstelstand übernommen hat, war klar, dass der Betrieb nur bis zur Umgestaltung des Volkstheaters gelten wird“, sagt der Bezirk. „Allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass ein Fortbestand des Würstelstands an diesem Standort nicht gesichert ist, da künftig kein Platz mehr dafür sein wird.“

Ob die Schließung mit dem vor zwei Jahren eröffneten Lokal Liebling im Volkstheater zu tun hat, dessen Gastgarten an den Würstelstand grenzt? Laut Walloner habe es dort intern immer schon geheißen, dass der Stand wegkommt. Ein Liebling-Mitarbeiter beteuert dem KURIER gegenüber jedoch glaubhaft, man habe nichts gegen den Stand – im Gegenteil.

Walloner hat Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Der Ersatzstandort, den ihm der Bezirk 50 Meter weiter, in der Neustiftgasse, angeboten, ist für ihn „wirtschaftlich nicht tragbar“. Tatsächlich ist die Ecke wesentlich weniger frequentiert als die beim Volkstheater.

Sieht so aus, als wäre der 7. Bezirk bald um ein paar Bäume reicher – und um seinen wichtigsten Würstelstand ärmer.

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