So wohnt es sich mikromäßig in der Großstadt

Ein Schritt vom WC in die Küche, zwei vom Sofa zur Wohnungstür: Mikrowohnungen sollen auf kleinster Fläche alles bieten, was man braucht.
Weil Lebensraum in der Großstadt zum Luxus wird, entstehen immer mehr Mikro-Wohnungen.

Es soll sie schon ab 6,4 Quadratmetern Wohnfläche und 100 Euro Monatsmiete samt Nebenkosten geben: architektonisch bis ins Detail ausgetüftelte Mikrowohnungen, die alles Lebensnotwendige auf kleinstem Platz bieten – lösbar nur mit einer Raumhöhe ab 3,60 Metern.

Solche Mini-Wohneinheiten entwickelte jedenfalls der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel in einer Art „Co Being House“, das zugleich Gemeinschaftsräume, Bibliotheken, Co-working-Spaces und Freizeiträume beherbergt.

Daheim in dieser Mikrowohnwelt arbeitet man z. B. am Schreibtisch, der sich auf eineinhalb Quadratmetern über dem Badezimmer befindet und liegt in einem Bett, das wiederum das „Dach“ der Küche darstellt oder im Wohnzentrum aus der Wand geklappt wird.

Ein Trend aus Japan

Solche Konzepte sind freilich ein Extrem des trendigen Mikrowohnens: Die Idee dahinter jedoch ist immer gleich: klein, bescheiden, aber fein, pragmatisch, leistbar, für Junge, Alte, Singles oder Alleinerziehende.

Aus dem Blickwinkel der Juristen sind Kleinstwohnungen durchaus problematisch: Laut Wiener Bauordnung muss ein Wohnbereich, der als „Wohnung“ gilt, mindestens 30 aufweisen. Plus minus. Mikro-Architekt Le-Mentzels Lösung: Als Wohnung zählt eine ganze Etage (wobei auf breite Fluren verzichtet wird); die Kleinstwohnungen werden als „Stuben“ bezeichnet.

20 bis 30 Quadratmeter

Im Durchschnitt kommen solche Mikrowohnungen im Alltag auf 20 bis 30 Quadratmetern, die Mieter auf etwa 200 bis 300 Euro Gesamtmiete im Monat. In Japan, das als Vorreiter des Micro-Living gilt, kommen die Miniapartments auf durchschnittlich 26 Quadratmeter.

Allerdings weist der Großraum Tokio mit 38 Mio. Einwohnern auf etwa 13.500 Quadratkilometern heute schon weltweit die größte Bevölkerungsdichte auf. Der Handlungsbedarf ist also naheliegend.

In Wien ist das „Viertel 2“ zwischen Krieau, WU Wien und Prater ein gutes Beispiel für eine Vielzahl an kleinsten Wohnungen mit größtmöglicher Lebensqualität. Aber auch in der Vorgartenstraße kann man minimalistisch wohnen – in den Linked Living Basic, Smart und Premium Apartments.

Nebenkosten inklusive

Das Objekt verfügt über 589 Designer Units und Gemeinschaftseinrichtungen für die Mieter (Lobby, Dachterrasse, Lern-, TV- und Washing Lounges). In der All-in-Miete von ca. 600 Euro (ab 24 Quadratmetern) sind alle Nebenkosten von Strom und Heizung bis zu WLAN und GIS enthalten.

Im Zuge des Projekts QBC 6.2 (Quartier Belvedere Central) nahe des Hauptbahnhofes entstehen 130 Serviced Micro-Apartments , wo den Mietern auch diverse Dienstleistungen vor Ort zur Verfügung stehen – von der Reinigung übers Gemüse-Kisterl bis zum Car-Sharing.

Temporäres Wohnen

Das Wohnkonzept Micro-Living führt dazu, dass auch Innenausstattung und -einrichtung neu gedacht werden. Möbel, die in vertikalen Ebenen angeordnet sind, lassen keinen Zentimeter ungenutzt.

So bietet etwa ein Schlafbereich mit einem Plattformbett tagsüber eine Fläche, die als Schreibtisch genutzt wird. Zugleich sorgen Laden in der Plattform für Stauraum, Schränke werden aus anderem Blickwinkel zu Wänden. In Mikrowohnungen sind smarte, stylishe Lösungen gefragt.

Kurzfristige Wohnhaft

Langfristig lässt sich der Wohnraummangel – zumindest in Europas Großstädten – durch Micro-Living allerdings nicht mindern. „Es ist temporäres Wohnen“, sind sich Wohnbauexperten einig.

„Keiner zieht für zehn Jahre in ein Mikro-Apartment ein.“ Wer sich dauerhaft – mit Boxspringbett und Traumküche – einrichten will, wird früher oder später mit dem üblichen Wohnungsmarkt konfrontiert.

So wohnt es sich mikromäßig in der Großstadt

Mikrowelt: Raumplaner sind besonders gefordert

Smarte Projekte der Stadt

Smart Wohnungen haben einen „sehr intelligenten“ Grundriss, wo jeder Zentimeter perfekt ausgenützt wird. Ab 40 Quadratmeter ist man als Bewohner dabei. „Smarte“ Projekte finden sich in vielen neuen Objekten der Stadt, etwa im Sonnwendviertel (1100 Wien) oder in der Lorenz-Reiter-Straße (1110 Wien).

Jede dritte geförderte Wohnung, die in Wien errichtet wird, ist als kostengünstige Smart-Wohnung ausgeführt. Alle Infos dazu gibt es  bei der Wohnberatung Wien.

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