Wohin 2,8 Milliarden soziale Hilfe in Wien fließen

Odachlosigkeit ist ein Bereich, in dem der Fonds Soziales Wien Unterstützung bietet.
Bei der U3-Station Gasometer in Simmering sucht ein junger Mann in den Mistkübeln nach verwertbaren Sachen. Sein Hab und Gut hat er in ein paar Billa-Sackerln in einem Einkaufswagen zusammengepackt, mit dem er durch die Straße zieht.
Aus einem Müllraum ein paar Häuser weiter, in dem er nach für ihn nützlichen Dingen sucht, wird er von einer Dame energisch weggescheucht. Sie ist auch mit einem Einkaufswagen unterwegs, aber nicht um Müll zu sammeln, sondern um den Großeinkauf zu erledigen.
Der junge Mann ist Zielgruppe des Fonds Soziales Wien (FSW) der gerade im Haus gegenüber die Bilanz des Jahres 2024 präsentiert. Obdachlosenhilfe ist ein kleiner, aber wichtiger Bereich der 2,8 Milliarden Euro schweren Einrichtung der Stadt Wien. 13.220 „Kundinnen und Kunden“ wurden im Vorjahr gezählt, um 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
21 Prozent mehr Kontakte
Was auch gestiegen ist: Das niederschwellige Angebot mit 21 Prozent mehr Kontakten zu obdachlosen Menschen im Rahmen der Straßensozialarbeit. Zwei Punkte erwähnt Susanne Winkler explizit: „Wir erreichen mehr Frauen, was bedeutet, dass wir diese aus der versteckten Obdachlosigkeit holen können.“
Hilfe, die wirkt
Eine Evaluierung zum Projekt „Housing first“, also dem raschen Finden einer Wohnung für obdachlose Menschen, die dann mobil betreut werden, hat ergeben, dass 98 Prozent dieser Menschen nach drei Jahren immer noch in dieser Wohnung leben.
Insgesamt investierte der Fonds Soziales Wien im Vorjahr 162 Millionen Euro in die Wohnungshilfe. Zusätzlich zu den 4.650 Plätzen und 2.400 Betreuungseinrichtungen wurden das Nachtzentrum Obdach Sautergasse und das Chancenhaus Roßauer Lände eröffnet.

Jing Hu (Neos), Michael Rosenberg, Susanne Winkler (beide FSW-Geschäftsführer), Peter Hacker (SPÖ)
Intensive Pflege
Den größten Brocken macht die Pflege aus. 1,72 Milliarden Euro fließen in diesen Bereich. 58.790 Personen erhalten vom FSW Leistungen, der Bedarf an betreuungsintensiven Pflegeplätzen steigt stark an. „Die Pflegeintensität nimmt zu, aber unser Konzept, mobile Pflege vor stationärer, geht auf“, bilanziert Winkler weiter.
Der Fachkräftemangel im Pflegebereich trifft auch den FSW, ein wenig Abhilfe schaffen die ersten 130 Absolventinnen und Absolventen der Ausbildungsoffensive Pflege-Zukunft-Wien, die 2024 ihren Bachelorabschluss feiern konnten.
78 neue Plätze für teilbetreutes Wohnen
Ein Zeichen der Zeit bilden auch die Zahlen aus dem Bereich der Betreuung von Menschen mit Behinderungen ab: Zwar ging die Anzahl leicht auf 15.290 zurück, die Zahl der Personen in den höchsten Betreuungsstufen aber nimmt zu – vor allem bei den psychischen Erkrankungen war im Vorjahr eine Steigerung zu vermerken. 480 Millionen Euro fließen in diesen Bereich. Hier wurden 2024 drei Garconnierenverbünde eröffnet, 78 neue Plätze für das Projekt teilbetreutes Wohnen wurden geschaffen und stehen seither zur Verfügung.
Einen leichten Rückgang verzeichnet der FSW bei der Versorgung geflüchteter Menschen. 298 Mio. Euro werden für die Grundversorgung aufgebracht. von den 50.000 Betroffenen kommen 30.000 aus der Ukraine; 84 Prozent der Menschen in Grundversorgung sind in Wien in privaten Quartieren untergebracht.
Nur noch bis Jahresende gibt es das Ankunftszentrum für Vertriebene in der Schlossberggasse (Hietzing), das 2024 aufgrund von Schließungen in den Bundesländern um über zwölf Prozent mehr Kontakte zu verzeichnen hatte.
Auch sonst sind die Zahlen bemerkenswert: Mit den Investitionen des FSW werden 31.000 Arbeitsplätze in der Wiener Sozialwirtschaft gesichert, 330.000 Gespräche wurden vom FSW geführt, 300.000 weitere über die telefonische Gesundheitshotline 1450, die auch vom FSW betreut wird.
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