"Hitzefalle" Gemeindewohnung: Warum Wien keine Klimaanlagen will

Zusammenfassung
- Volksanwältin Gabriela Schwarz kritisiert Wiener Wohnen für die restriktive Genehmigungspolitik von Klimaanlagen in Gemeindebauten.
- Laut Wiener Wohnen werden Klimaanlagen nur bei gesundheitlicher Notwendigkeit genehmigt, um Energieverbrauch und städtische Aufheizung zu vermeiden.
- Wiener Wohnen betont nachhaltigen Hitzeschutz durch Sanierungen, Verschattungsmaßnahmen und Förderung von Grünflächen und Außenjalousien.
Nach der jüngsten Hitzewelle meldet sich Volksanwältin Gabriela Schwarz (ÖVP) zu Wort, die in kommunalen Angelegenheiten unter anderem für Baurecht und Wohn- und Siedlungswesen zuständig ist.
Für sie ist "nicht nachvollziehbar", dass Wiener Wohnen in Gemeindebauanlagen grundsätzlich keine Klimaanlagen genehmigt. "Schwitzen erlaubt, Kühlen verboten lautet offenbar das Motto von Wiener Wohnen", kritisiert Schwarz diese Haltung. Gemeindewohnungen würden so "zur Hitzefalle".
Klimaanlagen erst ab Pflegestufe 6
Gerade in Großstädten wie Wien würden heißen Sommer für immer mehr Menschen zu einer körperlichen Belastung - auch im eigenen Wohnraum, gibt Schwarz zu bedenken. Der Einbau von Klimaanlagen ist nach dem Mietrechtsgesetz allerdings bewilligungspflichtig und wird laut Schwarz seitens Wiener Wohnen nur dann genehmigt, wenn an der Adresse Mieterinnen oder Mieter gemeldet sind, die Pflegestufe 6 beziehen.
Das sind körperlich eingeschränkte Menschen, die einen intensiven Pflegebedarf haben und bei fast allen alltäglichen Aufgaben auf Hilfe angewiesen sind.
Die Volksanwältin appelliert an Wiener Wohnen, diese Position zu überdenken und eine Einzelfall-Prüfung anstelle einer "Einheitsregel" einzuführen: "Nicht nur bettlägerige Personen der Pflegestufe 6, sondern auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Seniorinnen und Senioren, Kinder und viele andere leiden unter den hohen Temperaturen im Sommer."
Zudem verweist Schwarz darauf, dass Verbesserungen nach dem Mietrechtsgesetz zulässig seien: "Und eine Klimaanlage trägt eindeutig zur Verbesserung der Lebensqualität bei, wenn Menschen bei über 30 Grad in der Nacht nicht schlafen können."
Von der Kritik unbeeindruckt zeigt sich Wiener Wohnen. In einer schriftlichen Stellungnahme wird darauf verwiesen, dass Klimaanlagen nur mit Genehmigung der Hausverwaltung installiert werden dürften. Wenn der Einbau als "aus gesundheitlichen Gründen besonders erforderlich" eingestuft werden, könne eine Klimaanlage installiert werden.
Wiener Wohnen generell gegen Klimaanlagen
Wobei sich Wiener Wohnen prinzipiell gegen Klimaanlagen stellt: "In der flächendeckenden Installation von Klimaanlagen wird aber kein nachhaltiger Umgang mit sommerlicher Überhitzung gesehen." Diese würden negative Auswirkungen nach sich ziehen, meint Wiener Wohnen und führt zwei Punkte konkret an: Den gesteigerten Energieverbrauch und ein weiteres Aufheizen der Stadt.
Seit 2020 habe es bis Juni 2025 einige hundert Anfragen für eine Genehmigung einer Klimaanlage gegeben, rund 100 davon seien genehmigt worden, heißt es in dem Schreiben weiter.
In Form der „Hauskunft“ bietet die Stadt eine eigene kostenfreie Sanierungs- und Förderungsberatungseinrichtung für Gebäudeeigentümer, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Infos unter www.hauskunft-wien.at
Seitens der Stadt werde bei Bestandsgebäuden zur Erhaltung der Wohnqualität auf nachhaltigen Hitzeschutz durch umfassende Sanierung, Verschattungs- und Kühlmaßnahmen geachtet, betont Wiener Wohnen: "Das Ziel dabei ist es, auch den Energieverbrauch durch geförderte thermische und energetische Sanierungen nachhaltig zu senken, um gleichzeitig langfristig Kosten für die Endverbraucher einzusparen, die Umwelt zu entlasten und die Wohnqualität auch bei klimatischen Herausforderungen hoch zu halten."
Mehr Grünflächen und Förderung von Außenjalousien
Ein Faktor dabei seien Erhaltung und Ausweitung der Grünflächen in den Gemeindebauten als natürliche Kühlung - etwa durch Entsiegelungen oder Fassadenbegrünungen.
Bei laufenden Gemeindebau-Sanierungsprojekten seien aktuell etwa 100.000 Außenjalousien in Planung, versichert Wiener Wohnen darüber hinaus: "Für alle Wienerinnen und Wiener fördert die Stadt auch die nachträgliche Montage von außenliegenden Sonnenschutzeinrichtungen wie Rollläden mit bis zu 1.500 Euro. In den vergangenen Jahren wurden dafür bereits 20 Millionen Euro an Sonnenschutz-Förderung ausbezahlt."
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