Womit wir bei den angenehmeren Orten für den Sommer mitten in der Stadt wären – so man es, wie die vielen Touristen, nicht in ein Freibad schafft. Denn an den Rändern der rund 100 Springbrunnen Wiens lässt sich die Hitze dann doch etwas leichter ertragen, auch wenn die Bundeshauptstadt nicht mit der absoluten Weltklasse der Wasserspiele mithalten kann. Es gibt halt keine Fontana di Trevi wie in Rom, die ständig für Schlagzeilen sorgt, weil entweder Obdachlose die vielen Münzen rausfischen oder betrunkene Touristen ein Bad nehmen (dazu mehr später).
Dafür hat Wien immerhin den Neptun-Brunnen zu Schönbrunn, der gemeinsam mit dem Hochstrahlbrunnen auf dem Schwarzenbergplatz und dem „Riesen“ der Swarovski-Kristallwelten in Wattens zu den Top 3 von Österreichs Monumentalbrunnen zählt (Springbrunnen wäre hier wirklich der falsche Ausdruck).
Jüngst beim Sommernachtskonzert wurde der am Anstieg zur Gloriette und untrennbar zum Barockensemble gehörende Neptun-Brunnen wieder farblich perfekt in Szene gesetzt – und zu diesem Anlass auch extra aufgedreht. Denn KURIER-Leser werden sich vielleicht noch an den kleinen Aufreger aus dem Vorjahr erinnern, als Neptun-Brunnen, Römische Ruine und Obeliskenbrunnen ausgerechnet aus Öko- und Klimaschutzgründen auf Sparbetrieb gesetzt wurde. Wasserspiele für Besucher gab es nur noch von 11 bis 15 Uhr.
Mikro- geht vor Weltklima
Der befürchtete Zorn des Meeresgottes wird es wohl nicht gewesen sein, sondern eher der Druck der Öffentlichkeit, dass der 245 Jahre alte Brunnen heuer wieder sprudelt wie zuvor. Täglich von 10 bis 16 Uhr. „Die Verlängerung der Laufzeit der großen Brunnenanlagen ist aufgrund der klimatischen Gegebenheiten für unsere Besucher erfolgt“, teilt eine Schönbrunn-Sprecherin mit. Mikroklima geht also vor Weltklima.
Neptun würde freilich kein Zacken aus dem Dreizack fallen, würde das Wasserspiel bis 21 Uhr verlängert – und damit auf das Mindestniveau der städtischen Denkmalbrunnen. Jene im 1. Bezirk, vom Austria- bis zum Tuchmacherbrunnen, sowie der Hochstrahlbrunnen laufen sogar von 7 Uhr bis zur Geisterstunde und sorgen so „für eine kühle Oase“, wie es Wiener-Wasser-Sprecherin Katja Dämmrich ausdrückt. Der älteste der städtischen Sprudelanlagen ist übrigens der Vermählungsbrunnen am Hohen Markt (anno 1732), der größte der Hochstrahlbrunnen (1873 anlässlich der I. Hochquellenwasserleitung eröffnet). Letzterer erfasst 520 Kubikmeter Wasser – das entspricht 3.500 Badewannen-Füllungen.
Und wer ist Wiens Schönster? Dämmrich nennt Marokkanerbrunnen und Donnerbrunnen, die „zum schönsten historischen Erbe“ zählen. Letzterer ist nicht nach dem Gewitter (und damit ersehnter Abkühlung) benannt, sondern seinem Schöpfer: Georg Raphael Donner. Er sorgte am Neuen Markt schon vor 286 Jahren dafür, dass die Hot Town etwas erträglicher ist.
Baden ist nicht verboten
Und nun zu dem angesprochenen Aspekt: Man kennt die Szenen ja insbesondere aus Italien und Spanien: Gewinnt die Nation einen Fußballtitel, gehört ein Massen-Bad im Brunnen einfach zum Feiern dazu. Sollten sich also demnächst auch die Rapid-Fans vor lauter Freude über die Verpflichtung von Marko Arnautovic in einen Wiener Brunnen stürzen, können sie das unbesorgt tun – denn laut Gesetzeslage wäre das sogar gestattet.
„Das Baden in öffentlichen Brunnen ist prinzipiell nicht verboten“, erklärt eine Sprecherin der Wiener Polizei. Nur wenn es zu einem Exzess (Anstandsverletzung) ausartet oder es zu Verunreinigungen kommt, seien Anzeigen möglich.
Anders die Rechtslage in den denkmalgeschützten Bundesgärten (Belvedere, Schönbrunn, . . .), wo es laut Parkordnung verboten ist, „in Wasserflächen zu baden oder darauf eiszulaufen“. Ersteres komme trotzdem „immer wieder“ vor – etwa „aufgrund verlorener Wetten oder für Fotos in sozialen Medien“, berichtet eine Bundesgärten-Sprecherin. Sanktionen gibt aber dafür nur in Ausnahmefällen: „Strafen können nur bei Beschädigungen und unter Einbeziehung der Exekutive ausgesprochen werden.“
Und wie ist das mit Münz-Fischern? Anzeigen diesbezüglich sind der Polizei keine bekannt. Ob es überhaupt strafbar wäre, ist auch unklar. Zudem scheint das Ritual, von dem man sich eine Rückkehr an den Ort erhofft, out zu sein: „Es werden vereinzelt ausländische Münzen wie Yen und Forint geworfen. Meistens handelt es sich um niedrigste Beträge. Diese werden bei Reinigungsarbeiten entfernt“, sagt Wiens Wasser-Sprecherin Dämmrich.
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