Wo Hochstapler Kapellen bauten und Mozart unter die Erde ging

Der Schwarzenbergpark wurde um 1820 vom Ehepaar Schwarzenberg übernommen.
Die Wiener zieht es zum Wandern in den Wienerwald. Ein neues Buch verfolgt seine historischen Spuren.

Im "Gasthaus zum Agnesbrünnl" ist man vorbereitet. Die Bärlauchlaibchen stehen bereit. An sonnigen Frühlingstagen wie heute, erwarten sie Hunderte Wanderer, die sich auf dem Weg zum Hermannskogel bei ihnen stärken.

Das Wandern erfreut sich seit Jahren kontinuierlich immer größerer Beliebtheit. Laut Friedrich Macher, Vorsitzender des Österreichischen Alpenvereins, sei es vor allem die jüngere Generation, die die Bewegung in der Natur für sich entdeckte.

Die Bewohner der Bundeshauptstadt sind in punkto Wandern übrigens ganz vorne mit dabei. Mit 113.846 Mitgliedern (ein Fünftel der Gesamtmitgliederzahl) ist Wien die stärkste Landesgruppe des Alpenvereins. Macher dazu: "Mit dem Wienerwald bietet sich dem Wiener einfach ein optimaler Naherholungsraum. Welche Weltstadt hat schon die Anfänge eines Gebirges in seinen Außenbezirken?"

Neues entdecken

Wer glaubt, im altbekannten Wienerwald nichts Neues entdecken zu können, wird vom soeben erschienenen Buch "Wienerwald für Entdecker" eines Besseren belehrt. Die Autoren – KURIER-Redakteur Konrad Kramar und Beppo Beyerl – begleiten den Leser auf 15 Spaziergängen zu verwunschenen Schlössern und verträumten Feldherren. Sie erzählen die Geschichten hinter den Denkmälern und Ruinen, auf die man entlang des Weges stößt.

Wo Hochstapler Kapellen bauten und Mozart unter die Erde ging
wienerwald, kramar
So erfährt man Interessantes über die mythische Grotte im Park des Schlosses Cobenzl, von dem heute nur mehr die Terrasse steht. Auch der junge Mozart entwickelte eine Begeisterung für diesen unterirdischen Bau. Die Grotte verkörperte die Philosophie der Freimaurer, der Mozart und auch Johann Philipp Graf von Cobenzl angehörten, und inspirierte den Komponisten zu seiner wohl berühmtesten Oper "Die Zauberflöte".

Nur unweit des Cobenzl befindet sich die Sisi-Kapelle. Nach umfangreicher Restaurierung bietet die strahlend weiße Andachtsstätte heute Raum für Hochzeiten, Taufen und Firmenfeiern. Was vielen wohl nicht bekannt sein dürfte: Erbaut wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts von Johann Sothen. Der Sohn eines Trafikanten, so kursierte einst das Gerücht, soll durch Betrug mit Lottozahlen zu Geld gekommen sein.

Magischer Ort

Apropos Lotto. Das bereits angesprochene "Gasthaus zum Agnesbrünnl" hat seinen Namen von einem besonderen Denkmal, das sich unweit der Raststätte befindet.

Heute ist in dem gemauerten Becken nur mehr Laub zu finden. Aber einst galt dieses Wasserbecken als magischer Ort. Sogar die Lottozahlen sollte man im Wasser erkennen können, wenn man sich vorher damit die Augen benetzte. Wie passend, wo doch Maria Theresia ein paar Jahrzehnte vor der Errichtung des Agnesbrünnls das kleine Lotto gegründet hatte. Und so machten sich Tausende Taglöhner und Wäschermädel auf zum glückbringenden Ort. Manche übernachteten sogar an der Stelle. Im 20. Jahrhundert ließ die Anziehungskraft der Quelle nach; nur das Gasthaus ist ein beliebtes Ausflugsziel geblieben.

Neuerscheinung

Wienerwald für Entdecker“, 15 Spaziergänge auf historischen Spuren. Begegnungen mit Künst- lern, Hochstaplern, Kaisern und Mördern. Amalthea,19,95 €.

KURIER-Aktion

Gewinnen Sie zwei Plätze für eine Wanderung mit den Autoren Konrad Kramar und Beppo Beyerl am Sa., 23. April um 10 Uhr.
Senden Sie dazu Name, Adresse und Telefonnummer an: extra@kurier.at. Oder Online: KURIER.at/gewinnspiele
Einsendeschluss: Sonntag, 3. April.

Gewinner werden schriftlich verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Barablöse nicht möglich. Gilt nur für Verbraucher im Sinne des KSchG. Mehr Infos und Teilnahmebedingungen unter: KURIER.at/gewinnspiele

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