Wirtschaftsfaktor Weihnachten: Wie viel das Christkind wirklich bringt

Das Christkind bringt allen was – und manchen etwas mehr. Das weiß auch Stadtchef Michael Ludwig.
Das Fest der Liebe ist für Wien längst ein Milliardengeschäft geworden, das wie ein „fünftes Quartal“ wirkt, Arbeitsplätze sichert und Wohlstand schafft. Doch wie viel ist es genau?

Dem klassischen Bild von Weihnachten entspricht Wien zwar nicht unbedingt – denn dazu fehlen Schnee, Tannen und ländliche Lieblichkeit –, dennoch gilt die Bundeshauptstadt als die „Weihnachtshauptstadt Europas“. Für manche sogar der ganzen Welt.

Schließlich gelingt es alle Jahre wieder, aus der Mischung von imperialem Glanz und urbaner Verhüttelung eine ganz besondere Atmosphäre zu erzeugen, die national wie international mit Spitzenplätzen in diversen Rankings belohnt wird. Und so die Kassen klingeln lässt.

Start Anfang November

Denn in einer Rangliste ist die Wiener Weihnacht sowieso unschlagbar (und diese zählt wirklich, weil von harten Zahlen unterlegt): in jener der Wertschöpfung. Tatsächlich ist die Weihnachtszeit – nunmehr schon Anfang November beginnend und bis über Silvester zum Dreikönigstag dauernd – für die Wirtschaft in der Stadt (und das ganze Land) ein regelrechter Segen, der in ökonomisch eher harten Zeiten ganz besondere Bedeutung erfährt.

Aber wie „brav“ ist das Wiener Christkind wirklich? Wer profitiert aller vom Fest des Schenkens und der Liebe – und in welchem Ausmaß? Gerechnet vom kleinen Glühwein bis zur großen Firmenfeier ...

Gleich vorweg: Eine Gesamtbilanz über den Wirtschaftsfaktor Weihnachten in Wien gibt es nicht, allerdings existieren durchaus valide Zahlen aus den vier großen Bereichen: Handel, Märkte, Gastronomie und Tourismus.

nternationale Gäste schätzen das imperiale Flair zu Weihnachten – wie hier vor der Hofburg.

Der Handel

Im Vorjahr musste an einem Adventsamstag die Innenstadt sogar „abgesperrt“ werden, weil sich solche Massen durch die Einkaufsstraßen wälzten. Die Kaufleute störte dies freilich nicht, denn 2024 verzeichnete der Wiener Handel einen Umsatz von rund 470 Millionen Euro im Weihnachtsgeschäft – das ist ein Viertel bis ein Fünftel des gesamtösterreichischen Kuchens.

Im Schnitt werden pro Kopf 320 Euro für Geschenke ausgegeben, wobei fünf von acht Packerln vom Wiener Handel unter dem Christbaum liegen. „Weihnachten ist wie ein fünftes Quartal für den Handel und für viele Händler überlebenswichtig“, sagt Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien.

Die Christkindlmärkte

Der Duft von Zimt, Punsch und Kartoffelpuffer lässt die Geldbörse immer locker sitzen: Die heuer 14 großen Adventmärkte sowie die unzähligen kleineren Märkte und Punschstände sind ebenso ein kräftiger Devisenbringer. Laut Kammer-Berechnungen lassen die Wiener in Summe 125 Millionen Euro auf den Märkten, „und da sind die Ausgaben der Touristen noch gar nicht eingerechnet“, erklärt Gumprecht.

Da nur die Hälfte der Besucher aus Wien kommt (der Rest aus den Bundesländern oder dem Ausland), könnte man die genannte Summe grob verdoppeln. Berechnungen der Stadt nur zum Christkindlmarkt vor dem Rathaus haben 2023 ergeben, dass dieser Markt – wenn man von der Beherbergung über die Gastronomie bis zum Transport alles miteinberechnet – die Wirtschaft um etwa 371 Millionen Euro hat wachsen lassen und dadurch fast 6.000 Arbeitsplätze gesichert werden konnten. „Wien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer europaweiten Vorreiterin in Sachen Advent- und Weihnachtsmärkte entwickelt. Das zeigt, wie wichtig dieser Standortfaktor für die Stadt ist“, sagt Finanzstadträtin Barbara Novak.

Die Gastronomie 

Weihnachten ist auch ein Hochfest für die Wiener Gastronomie, wo nicht nur die belebten Innenstädte, sondern auch die Firmenfeiern die Gaststuben füllen: Pro Jahr erwirtschaften die Lokale der Bundeshauptstadt rund 2,5 Milliarden Euro, wobei der Dezember als der stärkste Monat gilt. Als es etwa vor fünf Jahren den zweiten Corona-Lockdown gab, rasselten die Umsätze – mangels Firmenfeiern – in den Keller. „Mittlerweile sieht man wieder einen Trend hin zu den Weihnachtsfeiern in Lokalen, nachdem sie zuletzt etwas zurückgingen“, sagt Dominic Schmid, WKW-Spartenobmann für die Freizeitwirtschaft. „Weihnachtsfeiern sind für die Gastro-Szene sehr wichtig, da sie helfen, in der ruhigeren Jahreszeit gute Umsätze zu lukrieren und die Weihnachtsgelder für die Mitarbeiter zu verdienen.“

Der Tourismus 

Vergangenen Dezember wurde eine Schallmauer durchbrochen: Mit exakt 2,003 Millionen Nächtigungen wurde erstmals die 2-Millionen-Marke in einem Monat überboten – ein wesentlicher Beitrag zum Gesamtrekord des Vorjahres.

Wichtiger für Touristiker sind freilich die Zahlen zu den Umsätzen – und da zeigt sich laut Wien-Tourismus: „2024 erzielten die Wiener Beherbergungsbetriebe mit 300 Millionen Euro die höchsten November- und Dezemberumsätze seit Beginn der Aufzeichnungen. Die früher schwachen letzten beiden Jahresmonate haben sich zu einer starken Saison entwickelt, in der Wien touristisch einen der stärksten Marktanteile unter Europas Städten hält.“ Und internationale Gäste sind Umsatztreiber auch für andere Bereiche. „Ohne sie wäre ein starkes Weihnachtsgeschäft kaum möglich“, heißt es.

So gesehen sollte man sich über knallvolle Weihnachtsmärkte nicht allzu zu sehr ärgern. Denn geht’s dem Christkind gut, geht’s uns allen gut.

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