Rot kann weiter träumen
Die SPÖ hielte demnach wenig überraschend den 1. Platz – mit 39 Prozent liegt der intern erträumte „4er vorne“ durchaus im Bereich des Möglichen. Die FPÖ würde sich auf 23 Prozent mehr als verdreifachen, aber auch das war erwartbar. Bei den vergangenen Wahlen im Jahr 2020 waren die Blauen nach dem Ibiza-Skandal schließlich auf 7,1 Prozent abgestürzt.
Drittstärkste Kraft wäre die ÖVP, die derzeit 13 Prozent der Wählerinnen und Wähler überzeugen. Vor fünf Jahren lagen die Stadttürkisen noch bei 20,4 Prozent, das lag auch an der hohen Popularität von Sebastian Kurz.
Die Grünen würden 9,5 Prozent der Stimmen einfahren. Die Neos liegen genau wie 2020 bei 7,5 Prozent. Die kleineren Parteien würden es nicht in den Gemeinderat schaffen – abgefragt wurden die Bierpartei, deren Antreten noch nicht sicher ist und die KPÖ. Heinz-Christian Strache, der sehr wohl antreten wird, wurde hingegen nicht abgefragt. Es wird darum noch einige Verschiebungen geben. Die verkürzte Wahlkampfphase kommt zudem insbesondere auch jenen Parteien zugute, die wenig Budget haben.
Viele Koalitionen möglich
Was sich aus solchen Umfragen nur schwer ableiten lässt, ist, welche Regierungskonstellationen sich im Endeffekt wirklich ausgehen wird. Was fix ist: Laut Wahlarithmetik müssen die Parteien gemeinsam nicht 50 Prozent der Wählerstimmen erreichen. Die SPÖ wird ziemlich sicher die freie Wahl haben – mit dem jetzigen Partner Neos könnte es aber jedenfalls knapp werden.
Die Angst vorm Bund
Abgefragt wurde auch die Einstellung der Wienerinnen und Wiener zu Blau-Türkis im Bund. Fast die Hälfte, also 49 Prozent der Wähler, befürchtet aufgrund dieser Konstellation negative Auswirkungen für die Bundeshauptstadt – dabei gibt es natürlich Unterschiede je nach Parteiaffinität. FPÖ-Wähler erwarten etwa anders alle anderen Wähler mehrheitlich positive Veränderung durch eine FPÖ-ÖVP-Regierung. Zwei Drittel sind optimistisch gestimmt. Dafür sind drei Viertel der SPÖ- bzw. Grün-Wähler dahingehend pessimistisch. Auch bei ÖVP-Wählern befürchtet die größte Gruppe (36 Prozent) negative Auswirkungen.
Bei den Türkisen ein Zeichen dafür, dass „wir in Wien einen anderen Weg gehen müssen“, wie Landesgeschäftsführer Peter Sverak sagt. In den kommenden Wochen wolle man die Wiener von der eigenen Identität überzeugen.
Hohe Zufriedenheit mit Stadtregierung
Spannend ist zudem, dass 40 Prozent der Befragten zufrieden, und 8 Prozent sogar sehr zufrieden mit der Wiener Stadtregierung sind. Damit haben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und sein parteiinterner Lieblingsfeind Landeshauptmann Hans Peter Doskozil etwas gemeinsam: Auch 48 Prozent der Burgenländer haben im Umfeld der Burgenlandwahl laut einer Befragung von Foresight/Isa im Auftrag des ORF angegeben, zufrieden mit ihrem Bundesland zu sein.
Sowohl in Wien als auch im Burgenland herrscht darum eine andere Stimmung, als es bei den Wahlen 2024 der Fall war: Weder in der Steiermark, in Vorarlberg, im Bund noch bei der Europawahl stellten die Zufriedenen die größte Gruppe dar.
Bei der Entwicklung in Wien sind die Wähler aber nicht ganz so euphorisch: Für 53 Prozent geht es eher in die falsche Richtung.
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