Wie ein pensionierter Lehrer den Wiener Dialekt retten möchte

Otto Luif (re.), Lehrer aus der Brigittenau, lädt zu „Weanerisch“-Abenden. Heinz Jiras (li.) begleitet am Akkordeon.
Wissen Sie, was ein Eiszapfenschlichter ist?
Einer, der auf nahezu alle Fragen dieser Art die richtige Antwort weiß, ist Otto Luif.
Luif (siehe Foto oben, rechts), geborener Brigittenauer, pensionierter Lehrer und Kenner des Wiener Dialekts, erklärt: Eiszapfenschlichter ist ein wienerischer Ausdruck für jemanden, der einer unnötigen Tätigkeit nachgeht.
Die Poesie des Wiener Dialekts
Ob Fetznschädel oder Nudlaug, Schasaugata oder Oamutschkerl – Begriffe aus dem Wienerischen haben einen eigenen Schmäh, ja eine ganz eigene Poesie. Doch der Dialekt drohe auszusterben, fürchtet Luif. Um die Sprache zu pflegen, lädt er jedes Jahr im Herbst zu mehreren „Weanerisch“-Abenden ins Gasthaus Lebenstraum im 20. Bezirk: Mit Wiener Persönlichkeiten und Musikern lässt er an diesen Abenden die Sprache hochleben (siehe Infobox).
Warum er sich so für das Wienerische einsetzt? „Mein Enkel hat mich kürzlich gefragt, ob ich ein ,Laken’ für ihn habe. Da hat es mir einen Stich gegeben“, erwidert Luif und lacht.
Aufgewachsen in der Brigittenau
Er selbst sei im Gemeindebau aufgewachsen – und das praktisch zweisprachig: „Damals hat jeder im Dialekt geredet.“ Anfangs sei er deshalb ein „sehr schlechter Schüler“ gewesen. „Ich hab’ viele Fehler gemacht, weil man die Wörter anders schreibt, als man sie spricht.“ Doch er las viel („wirklich alle Bücher von Karl May“), entwickelte eine Liebe zur Sprache und wurde schließlich sogar Lehrer für Deutsch und Geschichte.
„Ich habe auch Deutsch als Fremdsprache unterrichtet“, fügt Luif hinzu. „Dabei habe ich den Schülern nicht nur die Sprache beigebracht, sondern auch die Wiener Lebensart erklärt.“
„Weanerisch im Gasthaus“
+ 10. 10.: mit Stephan Ozsváth (Podcast „Tschuschenaquarium“), Musik: Heinz Jiras
+ 7. 11.: mit Max Edelbacher, ehem. Chef des Sicherheitsbüros. Musik: M. Mayerhofer
+ 5. 12.: mit Daniel Wu, Gastronom. Musik: Ingrid Eder
Anmeldung
Beginn ist jeweils um 19 Uhr, im Gasthaus Lebenstraum, Dammstr. 13, 1200 Wien. Spende erwünscht. Anmeldung: otto.luif@gmx.at
Drei Gäste, drei Schwerpunkte
Um Dialekt und Lebensart geht es natürlich auch bei den „Weanerisch“-Abenden, die alle unter einem eigenen Motto stehen: Mit dem ungarisch-deutschen Blogger Stephan Oszváth spricht Luif über das Fremdsein in Wien, Musiker Heinz Jiras begleitet am Akkordeon. Mit Max Edelbacher, dem ehemaligen Chef des Sicherheitsbüros, geht es um die Gaunersprache, das Rotwelsch. Und mit Daniel Wu hat Luif den Sohn des ersten China-Restaurant-Gründers in Wien zu Gast.
Selbstverständlich lernt man auch originelle Wiener Ausdrücke kennen. Wissen Sie etwa, was ein Karottenballett ist? Wenn nicht, erfahren Sie das im Gasthaus Lebenstraum.
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