Wienerisch mit dem Google-Translator verstehen? Das klappt nicht

Touristen in Wien zücken ihre Handys
Um Städte und Länder zu verstehen, muss man sie bereisen. Was man dabei lernt, vermag oft zu überraschen.
Johanna Kreid

Johanna Kreid

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Nicht immer etwas zu erzählen hat man mitunter jedoch jenen, denen man während der Reise begegnet – teilt man schließlich oft nicht dieselbe Muttersprache.

Selbst wenn man guten Willens ist, die Sprache des Ziellandes vorab zu erlernen, zeigt sich: Legt der Einheimische in flottem Umgangsspanisch los, könnte er ebenso Mandarin oder Finnisch sprechen – man würde nicht weniger verstehen. (Ganz zu schweigen vom Umgangsschottisch eines Hotelnachbarn, den man zuerst für einen Norweger hielt.)

Doch in zwei Wochen lernt man: Auch im Spanischen gibt es schwarze Schafe („ovejas negras“), dafür ist der Angsthase ein Hühnchen („ser una gallina“), und wer dort „débil“ ist, der ist nicht zwangsläufig dumm, sondern höchstwahrscheinlich einfach nur schwach.

Bei „Büsi“ und „Gluggsi“

Doch auch dieselbe Amtssprache, nämlich Deutsch, garantiert kein reibungsloses Verstehen, wie ein Zwischenstopp auf der Heimreise in der Schweiz zeigte. Eine Sorte Lebkuchen heißt dort „Basler Läckerli“ (für Menschen, nicht Hunde), die Katze wiederum ist ein „Büsi“. Und statt Schluckauf sagen manche Schweizer offenbar tatsächlich „Gluggsi“.

Da fragt man sich: Wie muss es jemandem ergehen, der Deutsch als Fremdsprache erlernt und in Wien landet? In der Stadt von „gemma“, „samma“ und „machma“?

Ein dem KURIER bekannter Brite erzählte einst, er war trotz des Deutschstudiums in seiner Heimat bei der Ankunft in Österreich überzeugt, hier zufällig ausnahmslos Angehörige der slowenischen Minderheit anzutreffen: Anders konnte er sich die eigenartige Sprache nicht erklären, die er hier hörte.

Keine Frage: Wien, die Stadt der Goscherten, Grantler und Zwiderwurzen, in der man trotzdem nicht nur Zores, sondern auch eine Hetz’ haben kann, versteht man nicht auf Anhieb. Da hilft auch kein Google-Translator. Denn verstehen kann man nur, was man selbst bereist.

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