Wiener Schulärzte wollen nicht mehr impfen

Wiener Schulärzte wollen nicht mehr impfen
Mehrere Mediziner weigern sich, die Haftung zu übernehmen. Landesschulrat sucht Lösung.

Seit sich immer mehr Schulärzte in den Wiener Pflicht- und weiterbildenden Schulen weigern, die Kinder zu impfen, nimmt die Zahl besorgter Eltern weiter zu. Sie fürchten, dass die Schüler nicht mehr die notwendigen Impfungen bekommen, berichtet ORF Wien. Das offenbar seit Jahren bekannte Problem sei die Haftungsfrage, betont die Wiener Ärztekammer auf KURIER-Anfrage. Da viele Schulärzte keinen Dienstauftrag besitzen, müssten sie für Impfschäden oder medizinische Probleme persönlich gerade stehen.

Neuregelung nötig

Solange es keine Neuregelung gibt, sind die Schulärzte angehalten, nur beratende Funktionen zu übernehmen. Nicht nur die Schulen in Wien, sondern auch mehrere Bildungseinrichtungen in anderen Bundesländern seien davon betroffen. „Die Mediziner sollen nur den Impfstatus bei den Schülern feststellen und sie bei notwendigen Impfungen zum Hausarzt schicken. In den Praxen können die Patienten auch weit besser versorgt werden“, sagt Peter Voitl, Kinderfacharzt und Referent für Impf- und Schulmedizin in der Wiener Ärztekammer. Während die Mediziner in den Krankenhäusern auf Basis eines Behandlungsvertrags rechtlich geschützt sind, müssen die Schulärzte auf eigene Verantwortung handeln. „Das Problem ist seit Jahren bekannt. Das System muss jetzt endlich umgestellt werden“, sagt Voitl und nennt die notwendigen Rahmenbedingungen. „Damit die Schulärzte ordentlich arbeiten können, brauchen sie einen Dienstauftrag, eine Versicherung und eine Logistik, damit der Impfstoff fachgerecht gelagert werden kann“, ergänzt Voitl.

Drei Impfungen

Konkret geht es um drei Impfungen, die im Kindesalter durchgeführt werden sollen. Und zwar um Diphtherie-Tetanus-Polio, HPV (gegen Gebärmutterhalskrebs) und eine Impfung gegen Gehirnhautentzündung. Darüber hinaus um Auffrischungsimpfungen.

Der Wiener Stadtschulrat ist derzeit um eine Lösung bemüht, damit Schulärzte wieder problemlos impfen können. Nach mehreren Schwierigkeiten sei im vergangenen Herbst die rechtliche Lage geklärt worden. „Es geht nicht um eine Massenbewegung, sondern um eine kleine Gruppe. Eine Bündelversicherung ist in Vorbereitung und soll dazu dienen, dass die Haftung übernommen wird“, sagt Mathias Meisner, Sprecher des Wiener Stadtschulrats. Für die Ärztekammer geht dieser Ansatz nicht weit genug. „Bund, Länder und Gemeinden müssen sich eine Lösung überlegen. In erster Linie geht es um einen Dienstauftrag, wie jenen in den Spitälern“, sagt Voitl.

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