Ein Kilometer Fußweg
KURIER-Leserin Kornelia Kaiser muss sich jetzt ein anderes Sommerbad zum Schwimmen suchen, denn für die rüstige 79-Jährige ist ein Fußmarsch bei brütender Hitze einfach nicht machbar. „Ich war am Boden zerstört, als ich am Dienstag den Aushang bei der Bushaltestelle gesehen habe. Auch viele Bekannte können wie ich einfach nicht so weit gehen“, sagt die zweifach Hüft-Operierte. Tatsächlich befindet sich die U2-Station Stadion gut einen Kilometer weit entfernt; von der U3-Schlachthausgasse ist es sogar doppelt so weit.
Doppeltes Pech für Kaiser ist auch, dass sie längst ihre Saisonkarte – 270 Euro für die begehrte Kabine im Stadionbad – bezahlt hat. „Das ist für eine Pensionistin viel Geld. Und niemand hat uns was gesagt, dass heuer der Bus nicht fährt“, klagt die Wienerin, die seit 2013 Stammgast im Sommerbad neben dem Ernst-Happel-Stadion ist. Der Bus fährt übrigens nicht nur heuer, sondern auch den ganzen nächsten Sommer nicht.
Niemand hat etwas gesagt? Tatsächlich wurden die Details der 18er-Verlängerung erst vorige Woche von den Wiener Linien und Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) präsentiert. Und damit auch die großräumige Umleitung des 77A über die Südosttangente (siehe Info-Box).
Stadionbad: "Kunden nicht verarschen“
Diese Art der Kommunikation erzürnt auch die städtischen Betreiber des Stadionbades, die Sportstätten Betriebsgesellschaft. „Wir haben selbst null Informationen von den Wiener Linien bekommen“, erklärt eine Sprecherin. „Das ist eine wirklich schwierige Situation, denn wir haben ja täglich bis zu 12.000 Besucher, für die wir Verantwortung tragen.“ Nachsatz: „Wir verarschen unsere Kunden ungern und würden ihnen gern Infos zukommen lassen, wenn wir selbst welche hätten.“
Dass sich nun Gäste ohne Pkw (der kostenpflichtige Parkplatz ist von Süden her weiter erreichbar) beschweren, ist für die Sportstätten Betriebsgesellschaft nur verständlich. Eine Refundierung der Saisonkarte sei aber „sehr, sehr schwierig. Da müsste jeder einzelnen Fall untersucht werden.“ Viel eher hofft man auf eine Lösung durch die Wiener Linien – etwa in Form eines Shuttles zwischen Bad und U-Bahn: „Wir sind offen für jeden Vorschlag und würden auch Platz frei machen“, sagt die Sprecherin des Stadionbades, das übrigens bei der Wien Holding und damit bei der neuen Finanzstadträtin Barbara Novak ressortiert. Die Wiener Linien indes „gehören“ jetzt wieder zum Sima-Ressort.
Womit die Wege für eine Lösung im Sinne der roten Kernklientel – den hauptbetroffenen Pensionisten – an sich nicht so weit wären.
Doch danach sieht es nicht aus: „Große Infrastruktur-Bauarbeiten sind ohne Einschränkung leider nicht möglich. Wir planen Umleitungen so, dass trotz Einschnitten ein größtmöglicher Nutzen für unsere Fahrgäste und ihre Wege bleibt“, heißt es in einer Stellungnahme der Wiener Linien. Das Bad sei ja via U2-Stadion erreichbar – „der Fußweg von dort beträgt rund 850 Meter“. Und ein Shuttle-Service? Eine zusätzliche Linie sei „unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt nicht umsetzbar“.
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