Wiener Linien-Autowette: Zwei Drittel können auf eigenen Pkw verzichten

Gemeinderätin  Abrahamczik, Wiener Linien GF Alexandra Reinagl, Bezirksvorsteherin Silvia Nossek, Teilnehmer Andessner, Sulz und Goed (v. l.).
Die Auto-Wette der Wiener Linien ist vorbei. Jetzt liegt eine erste Zwischenbilanz vor - und die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Trend.

Wetten, dass Sie es schaffen, in Wien drei Monate auf Ihr Auto zu verzichten? So die Prämisse der Autowette der Wiener Linien. Im Jänner riefen sie gemeinsam mit dem Partnerbezirk Währing und unterstützt vom Wiener Klimateam zur Teilnahme auf. Das Interesse war groß: Rund 3.000 Wienerinnen und Wiener bewarben sich, 46 Testpersonen aus 37 Haushalten wurden schließlich ausgewählt. Als Wetteinsatz diente das eigene Auto.

„Wir haben es ihnen nicht einfach gemacht, wir haben ihnen sogar die Autoschlüssel abgenommen“, sagte Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl am Dienstag bei der Präsentation der ersten Ergebnisse in der Währinger Kutschkergasse mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich mussten die Testerinnen und Tester ihren Pkw in die Garage stellen – dafür bekamen sie ein monatliches Budget von 500 Euro, um andere Mobilitätsangebote auszuprobieren.

Nach drei Monaten liegt nun eine erste Zwischenbilanz vor – und die fällt deutlich aus: Zwei Drittel geben an, gut ohne eigenen Pkw auszukommen. Ein Viertel der Testpersonen hat ihr Auto infolge der Wette sogar bereits verkauft. 23 Prozent sind noch unentschlossen – und nur neun Prozent wollen auch weiterhin nicht auf ihr Auto verzichten.

Ein Auto weniger

Teilnehmerin Teresa Andessner hat ihr Auto zwar noch nicht verkauft, doch der Abschied scheint für sie beschlossene Sache, wie sie bei der Präsentation selbst erzählt: „Es war eine tolle Erfahrung, jeder Monat war anders. Im Mai war ich extrem motiviert, im Juni gab es ein paar Tiefpunkte. Und im Juli waren meine Gewohnheiten dann schon andere.“ Sie sei mehr mit dem Rad und den Öffis gefahren. Das Auto habe sie überhaupt erst zehn Tage nach Ende der Wette aus der Garage geholt. Es habe ihr nicht mehr gefehlt. „Es ist schon alt. Wenn es nicht mehr fahrtauglich ist, kaufe ich kein neues mehr. Ich freue mich, dass dann ein Auto weniger in der Stadt ist“, sagt Andessner.

Dieses Umdenken wünscht sich auch die Währinger Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne). „Das Auto ist eine sehr intelligente Erfindung, die sehr unintelligent genutzt wird“, sagt sie. Schließlich stehe ein durchschnittliches Wiener Auto 23,5 Stunden am Tag nur am Parkplatz. „Schon jetzt kommt ja ein großer Teil der Wiener Bevölkerung ohne eigenes Auto aus“, sagt Nossek. Wolle man aber, wie im Wiener Klimafahrplan vorgesehen, bis 2030 den Motorisierungsgrad in der Stadt um ein Drittel senken, brauche es noch mehr Überzeugungsarbeit.

Gemütlicher und bequemer sei es wohl mit dem eigenen Auto, räumt Fred Goed, ein weiterer Teilnehmer, ein. „Aber es geht in Zeiten der Klimakrise ja auch darum, ein Zeichen zu setzen.“

Kostenfaktor

„Bei der Wette ging es ja auch darum, drei Monate ohne eigenes Auto zu leben“, betont Henrik Sulz, einer der Wett-Teilnehmer. Er habe in dieser Zeit selbst oft Carsharing-Angebote genutzt. „Das war gar nicht so teuer, sicherlich günstiger als ein eigenes Auto“, resümiert er. Das spiegeln auch die Zahlen der Ersterhebungen wider. Im Durchschnitt haben die Testpersonen 340 Euro ihres monatlich zur Verfügung gestellten Budgets ausgegeben. Davon flossen 44 Prozent in die Öffis, 23 Prozent in Carsharing und 17 Prozent in Taxi und andere Fahrdienste.

Die Endergebnisse des Projektes sollen, so Reinagl, Ende des Jahres vorliegen und präsentiert werden. Nun sei die Universität für Bodenkultur dran, Tiefeninterviews mit den Beteiligten durchzuführen und die Trackingdaten aller Wege auszuwerten. Doch schon die Zwischenbilanz stimmt sie positiv: „Wir haben unser Ziel erreicht: Wir haben Mobilitätsalternativen aufgezeigt und diese wurden von den Testpersonen in ihren Alltag integriert.“

Ein älterer Mann geht mit Walkingstöcken an den versammelten Menschen vorbei. Mit Blick auf die aufgestellten Autowetten-Banner ruft er ungläubig: „Drei Monat’?! I hob mei ganzes Leben no ka Auto g’hobt.“ Er muss also nicht mehr überzeugt werden.

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