Magische Momente in einem Wiener Tageszentrum für Senioren

Ein Mann mit Bart und Brille steht in einem Flur und unterhält sich mit einer anderen Person.
Ein auf Schlaganfall spezialisierter Physiotherapeut, eine Feinmotorik-Trainerin, eine Harfespielerin, ein Bauchredner, eine Balletttänzerin - beim Wiener Hilfswerk ist immer was los.
Von Uwe Mauch

Oft sind es die kleinen Schritte, die dem Wiener Physiotherapeuten Pierre Real (der heißt wirklich so) anzeigen, dass er einen guten Job macht: Etwa, wenn ein Patient nach einem Schlaganfall wieder alleine aus dem Rollstuhl aufstehen kann. Oder, wenn eine Patientin wieder alleine den einen Kilometer von ihrer Wohnung ins Kino schafft.

Pierre Real arbeitet seit dem Jahr 2001 im Tageszentrum für Senioren des Wiener Hilfswerks. Im Laufe der Jahre hat er sich auf Therapien für Schlaganfallpatienten spezialisiert. Sein Wissen, das er sich unter anderem durch seine vorangegangene Arbeit in der Landesnervenklinik Gugging angeeignet hat, und vor allem seine gewinnende Art fallen sofort auf.

Doch in dieser Einrichtung in der Vorgartenstraße im zweiten Bezirk gibt es noch eine ganze Reihe von anderen verlässlichen Helfern und Helferinnen.

Eine Gruppe von Senioren sitzt an einem Tisch und macht Übungen mit kleinen, grünen Bällen.

Der Wochenkalender der Tageszentrumsleiterin Sigrid Knotek ist von Montag bis Freitag dicht gefüllt: Beim Feinmotorik-Training wird mit den Händen geübt, werden Kugeln geknetet, Dartspfeile geworfen, mit der Laubsäge gehandwerkt, gemalt oder Keramik geformt. Absolute Highlights sind eine Musikgeragogin, die zum Harfespielen einlädt, und ein Bauchredner.

Das Hilfswerk-Tageszentrum ist eines von 18 Tageszentren in Wien. Es wurde vom Fonds Soziales Wien von Anfang an mit dem Schlaganfall-Schwerpunkt betraut. An jedem Werktag kann man 40 Betreuungsplätze anbieten.

Eine ältere Frau dehnt sich an einem Geländer in einem Flur.

Zwei Männer unterhalten sich auf einem Flur in einem Pflegeheim.

Eine Gruppe von Senioren sitzt an einem Tisch und macht Übungen mit kleinen, grünen Bällen.

Eine Person sägt mit einer Laubsäge ein Stück Holz aus.

Drei Personen sitzen an einem Tisch und spielen „Mensch ärgere Dich nicht“.

Magisches ereignet sich Tag für Tag in so einem Tageszentrum. Eine Show ist unter anderem eine ehemalige Zirkus-Artistin mit klingendem Familiennamen. Es ist eine Augenweide, ihr zuzusehen, wenn sie wieder einmal das Tanzbein schwingt. Allergeschmeidigst legt sie einen Fuß auf dem Handlauf am Gang auf.

"Aufgabe jedes Wiener Tageszentrums ist es auch, ältere Menschen aus ihrer Isolation zu lösen", erklärt Leiterin Knotek. Und da gibt es in der großen Stadt doch einige.

Ein Whiteboard mit Informationen zu Terminen für Friseurin und Fusspflegerin, sowie Preislisten.

Auch die Frisörin kommt öfters ins Haus, und eine Fußpflegerin. Während Pierre Real mit seinen Klienten und Klientinnen weiterhin zielgerichtet arbeitet. Man sieht ihn beim Gehtraining am 30 Meter langen Gang des Tageszentrums, aber auch bei Übungen in seinem Therapieraum. Die Übungen sollen die Mobilität der Patienten im Alltag erhöhen.

Die kleinen Fortschritte

"Das Schöne ist bei uns", verrät der leidenschaftliche Therapeut in einer kurzen Pause, "dass ich unbegrenzt lange mit ihnen arbeiten darf". Manche zu Betreuende kennt er daher bereits seit mehreren Jahren.

Erfreulich sind auch die kleinen Fortschritte, so Pierre Real. "Ab und zu gibt es fulminante Verbesserungen, aber ein Glücksfall ist es jedes Mal für mich, wenn es uns gelingt, die Betreuungssituation zu Hause zu vereinfachen." Ziel ist es immer, die Belastungen für die pflegenden Angehörigen zu verringern. Real gelingt das zumeist.

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