Wiener Café Central serviert Gästen nun kühle Luft über die Fernkälte

Das Café Central wird im Frühjahr 2026 vorübergehend geschlossen.
Das Café Central schließt. Auf Zeit natürlich. Diese Nachricht machte Anfang September Schlagzeilen. Das Traditionskaffeehaus wird im großen Stil renoviert. Sechs Monate lang wird deshalb der Betrieb ab kommenden Frühling eingestellt. Vor der Schließung gab es jetzt aber noch einmal Grund zum Feiern: Das Café sowie das Palais Ferstl wurden an die Fernkälte angeschlossen.
Dabei handelt es sich, wie es Ulli Sima, Stadträtin für die Wiener Stadtwerke (SPÖ) bezeichnet, um „die kleine Schwester der Fernwärme“. Seit 2007 wird in Wien ein Fernkältenetz – ähnlich dem der Fernwärme – ausgebaut, um Gebäude zu kühlen. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei kaltes Wasser von der Wien Energie an die Kunden geliefert und nach dem Kühlvorgang wieder warmes Wasser abtransportiert.
Noch ein langer Weg
Das Fernkältenetz ist im Gegensatz zu jenem der Fernwärme aber noch deutlich kleiner. 200 Gebäude, hauptsächlich Krankenhäuser, Hotels und Museen sind derzeit angeschlossen. Der Wohnbau spielt bisher nur eine Nebenrolle, wie der KURIER bereits berichtete. Oder wie es der Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl ausdrückt: „Das Fernkältenetz entwickelt sich heute, wie sich das Fernwärmenetz in den 1970ern und 1980ern entwickelte.“ Es ist also noch ein weiter Weg hin zu einem flächendeckenden Netz.

Das Palais Ferstl wird seit Juni mit Fernkälte gekühlt.
Im Fall des Café Central und des Palais Ferstl aber war der Anschluss nur ein kleiner Akt. Rund um den ersten Bezirk erfolgte vergangenes Jahr der Ringschluss des Fernkältenetzes. Eine Versorgung der in der Umgebung liegenden Gebäude ist also theoretisch möglich. Und beim Palais Ferstl – zu dem auch das Café Central gehört – eben auch praktisch.
In dem Gebäude war ein zentrales Verteilsystem für die Kälte schon gegeben. Sprich: Die Leitungen waren schon vorhanden und mussten nicht eigens eingebaut werden. „Wir mussten also nur auf die Fernkälte umsteigen“, sagt Kay Fröhlich, Geschäftsführer von „Verkehrsbuero Hospitality“, der Betreiber des Palais Ferstl und des Café Central. Geschehen sei das bereits Ende Juni. Eingespart werden sollen dadurch 50 Prozent der bisher ausgestoßenen CO2-Emissionen, wird berichtet. Angeschlossen hat die „Verkehrsbuero Hospitality“, die insgesamt 14 Hotels in Wien betreibt, auch schon das Hotel Astoria Vienna und das Curio Collection by Hilton. Beim Hotel Europa werde ein Anschluss geprüft, heißt es.
Café Decentral
Die Umrüstung auf Fernkälte ist aber nur der kleinste Baustein der nun anstehenden Sanierung des Palais Ferstl. Die große Baustelle steht erst vor der Tür: Ab Frühling sollen sämtliche Leitungen, die Gebäudetechnik sowie die Küchenbereiche und die Patisserie erneuert werden. Man will „die Tradition behutsam in die Zukunft führen“, sagt Matrin Winkler, Vorstandsvorsitzender Verkehrsbuero. Ab sofort bis zum Ende der Bauarbeiten im Café Central wird ein Ausweichquartier bespielt: das Palais Harrach an der Freyung – unter dem Namen „Café Decentral“.
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