Zuletzt stellte sich, wie berichtet, sein Nachfolger Erik Randall Huber, der die Causa ins Rollen brachte, offen gegen Steinhart und warf ihm vor, zu wenig zur Aufklärung der Causa beizutragen.
Am Montag kam es zum ersten Kräftemessen zwischen den Unterstützern Hubers und den Steinhart-Gefolgsleuten. Letztere machten massiv gegen einen Antrag zur Einsetzung eines internen U-Ausschusses zur Aufklärung der Causa Equip4Ordi Stimmung. Er ist in ihren Augen überflüssig, schließlich werde die Causa ja bereits von der Staatsanwaltschaft, dem Rechnungshof (im Rahmen einer Routine-Prüfung) und mittlerweile auch von der Aufsichtsbehörde, der städtischen MA 40, geprüft.
Ein Argument, dass nicht überzeugte: Mit einer Mehrheit von nur einer Stimme (bei zahlreichen Enthaltungen) wurde der Antrag angenommen. Er war von Andreas Schindl von der Klein-Fraktion „Kammerlight“ eingebracht worden, der seit Jahren die Vorgänge rund um Equip4Ordi kritisiert. Schindl soll den Ausschuss auch leiten. „Ich hätte mir mehr Unterstützung für den U-Ausschuss erwartet“, gibt er sich gegenüber dem KURIER über den Verlauf der Sitzung enttäuscht.
Mehr noch: Den Steinhart-Unterstützern gelang mit einem weiteren Beschluss ein ebenso überraschender wie umstrittener Coup: Kurienobmann Huber wird bis auf Weiteres untersagt, über die Causa mit Medien zu sprechen. Mit dem Ergebnis, dass Huber bereits am Dienstag nicht mehr für den KURIER erreichbar war.
Die Fronten ziehen sich mittlerweile quer durch die Kurie. Es herrscht große Verunsicherung, viele wissen nicht, wem sie noch trauen können.
Tief gespalten ist aber auch Steinharts Fraktion, die Vereinigung, der pikanterweise auch Huber angehört. Während seine Unterstützer auf eine lückenlose Aufklärung der Causa pochen, argumentiert das Steinhart-Lager, es gehe Ersteren weniger um Aufklärung, sondern um den Sturz des Präsidenten. Mittlerweile machen sogar Gerüchte um einen Fraktionsausschluss von Huber und seinen Mitstreitern die Runde. Am Montag könnte es zum parteiinternen Showdown kommen.
Um umgekehrt Steinhart als Präsident abzusetzen, bräuchte es eine Zwei-Drittel-Mehrheit in der Kammer-Vollversammlung. Davon sei man derzeit noch weit entfernt, heißt es aus Kammer-Kreisen. „Es gibt aber viele Funktionäre, die beim Präsidenten die notwendige Leadership vermissen, die es in so einer Krisensituation brauchen würde“, sagt Stefan Ferenci zum KURIER. Er ist Vizepräsident der Wiener Kammer und Obmann der Kurie der angestellten Ärzte.
Dass sich Steinhart freiwillig zurückzieht, ist derzeit unwahrscheinlich. „Er klammert sich an seinen Schreibtisch“, formuliert es ein Funktionär. Ein anderer Kammer-Kenner macht Steinharts Vertraute für die verfahrene Situation verantwortlich. Sie hätten ihm geraten, nicht mit Huber zu kooperieren und die Krise einfach auszusitzen. „Aber was würde das für die Kammer als Gesamtes bedeuten?“
Schließlich weitet sich die Affäre immer mehr zum Imageproblem für die ganze Standesvertretung aus. Ferenci ortet in der Causa zwar ausschließlich einen Skandal der Kurie der niedergelassenen Ärzte, befürchtet aber gleichzeitig, dass ihn Gegner der Standesvertretung ausnützen könnten, um gegen die gesamte Kammer vorzugehen. Als solches interpretiert er die von der Stadt eingeleitete Prüfung der Kammer via MA 40. Dazu muss man wissen, dass Ferenci und Stadt Wien sich seit Monaten schwere Auseinandersetzungen rund um die Personalprobleme in den Spitälern liefern.
Der nächste Akt im Drama könnte sich bereits kommenden Dienstag vollziehen, wenn sich die Spitzen der Wiener Ärztekammer zur Vorstandssitzung treffen.
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