Warum man als Wiener gegen das Dauergrau einen Baum aufstellen sollte
Im Winter präsentiert sich das Wiener Wetter oft wochenlang in Dauergrau.
Ob Attraktivität, Lebensqualität oder das viele Grün: Bei allerlei Rankings erobert Wien verlässlich einen der Top-Plätze. Wobei man ehrlich zugeben muss: Derlei Listen werden wohl nie im Zeitraum von November bis März erstellt. Denn wer Wien in der kalten Jahreszeit kennt, weiß nur zu gut, dass sich die Stadt mitunter in wochenlangem Dauergrau präsentiert.
Dies kann selbst dem sonnigsten Gemüt zusetzen. Seit Tagen studierte der Lebensgefährte daher Wetterbericht um Wetterbericht, in der Hoffnung, eine Prognose zu finden, die nicht das Wort „Hochnebel“ enthält. Doch weder Radio noch Handy-App noch Teletext gaben Anlass zur Hoffnung. So entstand die spontane Idee, der Tristesse am Sonntag in Richtung Süden zu entfliehen. Genauer gesagt: in Richtung Rax.
Der Sonne entgegen
Bereits auf der Südautobahn ließ sich erahnen, dass zahlreiche Dauergrau-geplagte Wiener von ähnlichen Ideen umgetrieben wurden. Manifest wurde die Ahnung bei der Station der Rax-Seilbahn, wo man erfuhr, dass Berg- und Talfahrten bereits online vorab ausverkauft waren. Und auch der Alternativplan („gehen wir halt in ein gemütliches Wirtshaus“) war nicht so einfach in die Tat umsetzbar: In Reichenau war – Sie ahnen es – ohne Reservierung kein Tisch zu bekommen.
Doch als grundsätzlich sonniges Gemüt lässt man sich von kleinen Rückschlägen nicht beeindrucken. Ein Spaziergang am Waldrand im Sonnenschein ist immerhin auch ohne Vorab-Reservierung möglich. Und ein freundlicher Wirt in Payerbach fand dann doch noch zwei Plätze für hungrige Gäste – und servierte Hirsch und Backhendl in ausgezeichneter Qualität.
Gestärkt und guter Dinge ging es retour in die Stadt, erneut mit einer spontanen Idee im Gepäck: den Christbaum einfach schon Sonntagabend, also drei Tage vor Weihnachten, aufzuputzen. So steht er nun voller Kugeln, Lametta und Schokoschirmchen im Wohnzimmer – und bringt Grün und Glitzer in den dauergrauen Alltag.
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